Interview: Alexandra Pavlović Hariwijadi über ihre neue AperitivoBar in Wien

Lisi Brandlmaier

@ Matto Johannik

Inmitten der pulsierenden Straßen Wiens eröffnet eine neue Aperitivo-Bar, die nicht nur mit exquisiten Getränken, sondern auch köstlichen Snacks begeistert. „Alexandra“ – benannt nach der Powerfrau selbst – ist das neueste Projekt von Alexandra Pavlović Hariwijadi, einer Unternehmerin, die sich in der männerdominierten Gastronomiebranche schon längst einen Namen gemacht hat. Mit ihrem unermüdlichen Einsatz und ihrer Leidenschaft für italienische Lebensart möchte sie einen Ort schaffen, an dem Genuss und Geselligkeit im Vordergrund stehen. In einem exklusiven Interview gewährt sie uns Einblicke in ihre Vision, Herausforderungen und die Philosophie hinter ihrer neuen Bar.

Bald ist es soweit. Noch im September eröffnest du deine Bar in der Seilergasse 14 inmitten des ersten Bezirks – wie kam es denn dazu?

Ich wollte schon immer ein Lokal aufmachen und ich möchte neue Konzepte schaffen. Ich denke, dass wir in einer Zeit leben, in der neue Konzepte notwendig sind und verlangt werden, zudem sich ja auch das Ausgehverhalten verändert hat.

Inwiefern?

Ich hatte das Glück, dass ich durch unsere „Roberto American“-Bars viel beobachten konnte. Hier konnte man gut erkennen, wo die Trends hingehen, was die Gastro-Tendenz der Gäste ist. Was mir sofort aufgefallen ist – die Leute gehen früher heim. Bis 4 Uhr morgens zu feiern und zu trinken funktionierte eine Zeit lang – aber diese Phase ist im Grunde vorbei.

War das der Grund für das Konzept einer Tagesbar?

Natürlich. Ich bin ein totaler Fan von Aperitivo-Bars. Ich habe fast 20 Jahre lang in der Modebranche gearbeitet und war viel in Mailand und Paris. Und was ich immer toll fand – du konntest dich auf Drinks treffen und gleichzeitig etwas snacken – ganz schnell, ganz unkompliziert. Wir konnten das leider nie anbieten, da wir in den Roberto-Bars nur Winzküchen hatten. Daher gab’s auch nur Toast. (lacht) Ich habe einfach gesehen, dass dieses Angebot in Wien fehlt. Gerade in der Bar-Szene sperrt derzeit so viel auf. Aber es gibt im Grunde kaum etwas für tagsüber. Vieles in der Gastro-Szene macht erst ab 17 Uhr auf. Und ich möchte genau das Gegenteil anbieten. Und es ist jetzt an der Zeit, mein Herzensprojekt umzusetzen. Etwas, das ich im Grunde schon immer machen wollte. Die Zeit war dafür aber noch nicht reif.

© Matto Johannik

Worauf dürfen sich denn die Gäste schon jetzt freuen? Was hast du geplant?

Ich muss sagen, ab dem Zeitpunkt, wo ich mich dazu entschlossen habe, dieses Projekt zu starten, gab es vom Universum nur Gos! Die Location ist ein Traum. Ich hatte so viele Ideen und Visionen, aber es war nie der richtige Ort oder die richtige Zeit. Bis jetzt! Ich befinde mich im Finishing und langsam werde ich die Bar aufsperren. Es ist ja auch für mich ein ganz neues Feld. Zum ersten Mal gibt es bei einem meiner Konzepte auch etwas zu essen. Ich habe eine voll ausgestattete Mini-Restaurantküche und es gibt noch Luft nach oben. Das bedeutet, darauf kann man aufbauen und gegebenenfalls die Location ausbauen. In der Alexandra Aperitivo-Bar gibt es Schinken-und Käseplatten, Parmaschinken, herrlichen Mortadella, eine superschöne Berkel-Maschine. Außerdem serviere ich Vitello tonnato, viele Antipasti, tolle Oliven, getrocknete Tomaten, eingelegtes Gemüse. Von allem nur das Beste. Ein- bis zweimal die Woche gibt es ein selbstgemachtes Roastbeef, ach ja und Pommes bzw. Trüffelpommes servieren wir auch. Weil seien wir uns ehrlich – Pommes gehen halt echt immer! (lacht)

Was ist die Grundidee bzw. das Konzept der Bar und wen willst du damit erreichen?

Ich möchte alle erreichen. Egal ob zum Business-Termin, Freundinnen, die sich treffen, Pärchen, die frei haben, Touristen, die auf einen Drink vorbeikommen wollen. Alle sind willkommen. Es gibt keinen Dresscode,man soll sich einfach wohlfühlen. Das Lokal sperrt um 11 Uhr auf und ab da gibt es – ganz typisch italienisch – einen grandiosen Kaffee in Form von einem Ristretto oder Espresso mit einem „Cornetto“ (ein Kipferl wie’s bei uns so schön heißt) an der Bar anbieten. Das ganze zu einem super Preis. So wie man es in Italien hat. Sobald du über der Grenze bist, fährst du zur ersten Tankstelle für den Kaffee. Und, dass man den Kaffee morgens oder zwischendurch an der Bar zu günstigeren Preisen konsumiert, ist in Italien üblich. Der Unterschied zu uns – man kann bei uns auch, wenn man frei hat oder einfach Bock drauf hat, um 11 Uhr schon was trinken. Das ist immerhin auch unsere Kompetenz. (lacht)

Ihr legt also wirklich einen Fokus auf das „Bar“-Modell von Italien?

Genau. In Italien heißt im Grunde alles Bar und ich will diesen Bar-Gedanken nach Österreich holen. Es wird eine große Aperitivo-Karte mit vielen verschiedenen Spritz-Varianten geben. Vor allem auch leichte Getränke. Natürlich gibt es auch unsere sechs absoluten Signature-Drinks, aber wir haben auch eine solide, klassische Bar-Karte. Mir geht es hier nicht um die Mixology! Ich will Leichtigkeit. Der Fokus liegt im „Alexandra“ ganz klar auf dem Lebensgefühl. Es geht ums Ambiente, die Atmosphäre, das Italienische! Auch was das Interieur angeht. Wir sind sehr italienisch, alles ist hell, vieles aus Holz. Wir haben hohe Räume und deutlich mehr Platz als in den Roberto-Bars. Ich will das Gefühl haben, die Sonne ist herinnen. Das klappt auch prima, weil unsere Fensterfronten so geöffnet werden können, dass das Draußen und das Drinnen sozusagen verschwimmen. Wir haben bequeme Hochtische mit gepolsterten Bänken und Sesseln. Wir sind kein Restaurant, wir sind eine Bar. Und zwar eine sehr gemütliche Aperitivo-Bar!

Worauf hast du besonders großen Wert gelegt, auf der Suche nach der geeigneten Location?

Ich wollte viel Licht, genug Platz und einen Küchenbereich, den man, wenn alles gut läuft, auch ausbauen kann. Gestartet wird jetzt einmal ganz basic, ganz unkompliziert und einfach. Aber ich wollte immer eine Top-Location! Nicht irgendwo versteckt in einem hinteren Eck. Genau das habe ich jetzt in der Seilergasse gefunden. Ich wollte eine Art Treffpunkt kreieren. Wo man schnell von überall aus hinkommen kann und wo man auch etwas zu sehen hat. Wir alle lieben es doch auch mal, nicht zu plaudern, sondern einfach nur Leute zu beobachten.

Und die Location ist dir so gar nicht fremd…

Genau! Ich habe schon zwischen dem fünften und dem sechsten Lockdown Gespräche mit dem Verpächter geführt. Ich wollte damals eine Roberto Wine Bar eröffnen. Aber das Konzept ging mir nicht auf – auch, weil ich einfach zu kompliziert gedacht habe und nicht von meinem Plan weg wollte. Zum Glück hat es nicht geklappt. Ich habe damals schon als Beraterin mitgewirkt, hab die Pläne in der Entstehung gesehen und meinen Senf dazugegeben, wenn man so will. (lacht).

Wie sieht du die Bar-Szene heute. Ist es immer noch eine Männerdomäne und wünscht du dir, dass sich da was ändert? Immerhin – du machst es vor!

Natürlich ist die Bar-Szene noch eine totale Männerdomäne. Und ich wünsche mir sehr, dass mehr Frauen vor den Vorhang geholt werdne. Ich bin eine Frauenpusherin. Ich hab kein Konkurrenzdenken und Zickenkrieg gibt es bei mir nicht. Ich habe keine Angst vor starken und schönen Frauen, ganz im Gegenteil. Ich umgebe mich sogar sehr gerne mit ihnen. In meinem Radius wird sich gegenseitig geholfen. Der Support ist auf jeden Fall da! Und ich sehe, dass sich schon etwas tut. Ich beobachte das auch so mit einem Auge, dass vor allem was Barkeeperinnen angeht, schon eine Veränderung stattfindet und die Kompetenz der Ladies schon wertgeschätzt wird.

Apropos Barkeeper – wenn du ein Cocktail wärst, was wärst du dann?
Meine Aphrodite. Den Drink habe ich erfunden. Es ist ein Cocktail basierend auf einem Whiskey, aber nicht irgendeinem. Es ist ein Apple Jack Daniels. Das heißt du hast einen starken Apfel-Geschmack. Der Drink ist eher auf der süßen Seite beheimatet und knallrot. Und – das Beste: Er wird mit drei Cocktailkirschen am Spieß serviert. Warum? Weil diese 80er Jahre Kirsche und der Apfel-Whiskey super miteinander harmonieren. Die ideale Kombination aus süß und sauer!

Was ist dein Tipp gegen den Kater?
Weitermachen! (lacht) Aber nur mit dem richtigen Getränk!

Was ist deiner Ansicht nach ein echtes No Go in einer Bar?
Keine Manieren und ein schlechtes Verhalten.

Was ist für dich ein guter Gast?
Ein guter Gast ist jemand, der Freude hat am Ausgehen. Der offen ist für Neues und natürlich gerne Sachen probiert und trinkt. Der kommunikativ ist und gerne Geld ausgibt (lacht).

Wie trinkst du deinen Kaffee, mit Milch, ohne?
In der Früh trinke ich am liebsten einen Ristretto – ganz kurz und scharf!

Welcher Drink ist deiner Ansicht nach total überschätzt?
Gin Tonic. Natürlich, ein Gin Tonic geht immer. Aber es langweilt mich. Der Markt ist so überflutet und man wird nicht mehr wirklich von den ganzen Gin-Sorten überrascht. Was hingegen total im Kommen ist, ist Tequila! Das wird auch die nächste Trend-Spirituose. Ein aus 100% Agave gemachter Tequila ist die reinste Medizin. Tequila ist total in Verruf gekommen, weil wir in den 80er so einen Fusel getrunken haben. Aber das hat mit den hochwertigen Produkten von Heute nichts zu tun! Ein guter Tequila ist süffig, süß, weich und du hast am nächsten Tag keinen Kater!

Ein für dich unterschätztes Getränk ist?
Cognac! Der wird fast nicht mehr bestellt und ist total in Vergessenheit geraten. Er ist aber très chic und ein super Digestif! Vor allem auch für jene Gaumen, die sich in Sachen Spirituosen nicht so auskennen.

Du hast zuerst gesagt, dass deine Wünsche ans Universum alle erfüllt wurden. Was wünschst du dir jetzt zur Eröffnung, wenn du noch einen Wunsch ans Universum frei hättest?

Ich wünsche mir, dass die Bar und das Konzept so richtig einschlägt! Dass es das Herz meiner Gäste trifft und, dass sie sich wohlfühlen. Es soll nicht nur für mich, sondern für viele ein schöner Ort der Leichtigkeit und Gemütlichkeit sein. Eine Art Heimathafen, wenn man so will.

Die wichtigsten Infos im Überblick

Adresse: Seilergasse 14, 1010 Wien
Öffnungszeiten: Täglich von 11 Uhr bis 1 Uhr
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