2022 soll die Schaumweinsteuer fallen. Nach dem Bericht auf Gastro News Wien meldet sich Importeur Michael Drnek bei uns. Seine Sicht der Dinge: Das Gesetz spielt zwar nichts ein, behandelt aber im Prinzip alle gleich. Abschaffen würde er es trotzdem. Ein Gespräch über Marktverschiebungen und die Macht der Kunden.
Gastro News Wien: Herr Drnek, seit wann sind sie im Schaumwein-Geschäft?
Michael Drnek: Seit 2014. Ich bin quasi mit der Re-Aktivierung der Steuer ins Geschäft eingestiegen. Ich importiere hauptsächlich Champagner und Prosecchi aus dem Ausland. Meiner Meinung nach sind vor dem Gesetz alle gleich. Ein österreichischer Produzent muss die Steuer abführen, bei Schaumweinen aus dem Ausland tut dies eben der Importeur, in dem Fall ich. Einen Nachteil für heimische Hersteller kann ich da nicht erkennen. Hier werden oft Äpfel mit Birnen verglichen: Jeder Schaumwein mit Kork und Drahtkorb und mehr als 3,5 bar Druck bei 20°C in der Flasche, der in Österreich verkauft wird, wird versteuert. Anders ist das bei Frizzante oder Perlwein unter 3,5 bar Druck und mit Drehverschluss. Die sind, egal ob aus Österreich oder aus dem Ausland, nicht steuerpflichtig.
Aber in den ersten zwei Jahren nach der Wiedereinführung ging der Umsatz am heimischen Schaumwein-Markt stark zurück. Wie kann man diesen Rückgang erklären?
Michael Drnek: Der Markt hat sich vom Schaum- zum Perlwein verschoben. Die Italiener überschwemmen diesen Markt geradezu. Das erklärt meiner Meinung nach den Rückgang, der aber durchaus problematisch ist: Bei einem Champagner um 75 Euro stört mich der eine Euro Steuer pro Liter nicht. Bei Flaschenpreisen von ein paar Euro ist das vermutlich anders. Daher trifft die Steuer das billigere Segment härter. Die Endverbraucher bestimmen mit ihrem Kaufverhalten aber auch, was produziert wird. Und denen scheint es sehr um den Kaufpreis zu gehen. In den Supermärkten findet man Unmengen an ausländischen Perlweinen und Frizzante.
Also sind ihrer Meinung nach jetzt schon alle vor dem Gesetz gleich?
Es ist alles klar geregelt. Wenn ein Produkt bestimmte Merkmale erfüllt, muss es versteuert werden, wenn nicht, dann nicht. Außerdem kann in Österreich jeder so produzieren, wie das im Ausland im Perlwein-Segment getan wird. Nur die Steuer zu beklagen ist meiner Meinung nach der falsche Weg, weil man eben selber mehr auf nicht besteuerte Produkte setzen könnte.
Stichwort „Bagatellsteuer“- Wie beurteilen sie die jetzige, abzuschaffende Steuer-Regelung?*
Sie war als Luxus-Steuer gedacht, verteuert jetzt aber billige Produkte. Der Aufwand für das was eingespielt wird, ist meiner Meinung nach nicht gerechtfertigt. Ich muss monatlich dem Zoll melden, wie viel ich einführe, die Steuer abführen, einmal im Jahr wird kontrolliert, auch bei den heimischen Produzenten. Wenn dann 5 Millionen eingenommen werden, steht das nicht dafür. In Frankreich beispielsweise wird jedes Wein-Erzeugnis, egal ob Wein oder Schaumwein, mit 30 Cent besteuert. Das bringt wirklich etwas ein. Aber die jetzige Regelung gehört fairerweise abgeschafft. Oder man berechnet den Steuersatz mit einem Prozentsatz, dann sind alle Segmente wirklich gleich behandelt.
*Jeder Schaumwein mit Kork und Drahtkorb und mehr als 3,5 bar Druck bei 20°C in der Flasche, der in Österreich verkauft wird, wird mit einem Euro pro Liter besteuert.
Vielen Dank für das Gespräch!