Nochmal frischer Wind aus Osten – Israel lässt grüßen

Andrea Wieger

Natürlich wäre Eyal Guy, der seit knapp 25 Jahren in Wien lebt und kocht, mit seinem Pita-Lokal gerne wie geplant schon im Oktober fertig geworden. Und nicht erst Mitte Jänner, einen Monat nach der Eröffnung des Konkurrenten „Miznon“, das sich nur fünf Minuten entfernt am Stephansplatz befindet (ich habe Anfang Januar darüber berichtet). Aber das sei nicht so schlimm, sagt der Israeli, der eigentlich Psychotherapeut ist und lange Geschäftsführer des traditionsreichen „Levante“ war. Denn zwei Pita-Lokale seien sicher geeigneter als nur eines, um den neuen Trend hierzulande zu etablieren. Bei den bunt gefüllten Fladenbroten handelt es sich nämlich um einen recht jungen Trend, der somit auch in Wien angekommen ist. Wär ja sonst fad, so ganz ohne kulinarischen Multikulti-Neuigkeiten, stimmt´s?

Das Lokal ist groß, hell und dezent auf shabby getrimmt: rechts die Backstube, geradeaus die lange Küchenbar mit dem Bestellplatz, viel Glas, rohe Backsteinwände. Sieht gemütlich aus. Im Hintergrund läuft angenehme, weil nicht ganz so laute Musik.

Zu essen gibt’s im Hungry Guy vorwiegend allerlei gefüllte Pitabrote und – welch schöne Überraschung – Grillhenderl! Man bestellt und wird dann zur Abholung aufgerufen, egal ob man im Lokal isst oder sein Essen mitnimmt. Guy arbeitete lange daran, das perfekte Fladenbrot nach seinen Vorstellungen hinzubekommen. Es wird im Lokal in einem Spezialofen selbst frisch gebacken, ist äußerst flaumig und wird lauwarm serviert – so soll´s sein. Sowohl dieses rustikale Brot als auch viele der Zutaten für´s Füllen können zum Nachkochen zu Hause auch offen aus der Vitrine gekauft werden. Was ins Pita hineingefüllt wird, richtet sich nach dem Angebot und den Ideen seiner – sehr internationalen – Mannschaft: Fish & Chips mit Aioli, scharfe Kalbfleisch-Bällchen mit Sauerkraut, Chili con Carne mit einer Art Mole Poblano (Wurzelsauce mit etwas Schokolade) oder die bunte Mischung aus Shrimps, Oliven, Lauch und Tomaten. Vor allem aber auch die vegane Variante mit Rucola, Mandelcreme und Weintraube muss erwähnt werden: denn obwohl ich mich nicht ganz fleischlos ernähre – diese Kombination ist wirklich fabelhaft und zufriedenstellend! Wer es noch rustikaler mag bestellt sich ein knuspriges Grillhendl vom Rotisserie-Grill, das auf einem Holzbrett serviert wird und mit einer Sauce aus Wurzelwerk, Artischocken und Topinambur daherkommt. Auch kleine Nachspeisen wie beispielsweise Panna Cotta mit Rosenwasser gilt es zu verkosten.

Das Team ist überaus bemüht, freundlich und kommt aus über acht verschiedenen Staaten, nett. Mit einer Preisspanne von € 6,80 bis € 9,80 sind die Pitas zwar nicht gerade das, was als recht günstig bezeichnet werden kann, doch ob der Innenstadt-Lage erwartet man ja auch keine Schnäppchenpreise, nicht wahr? Die billigen Stehimbiss-Döner-und-Käsekrainer-Buden gibt’s ja schließlich auch noch um´s Eck.

Mein Fazit:

Dieses neue Fladenbrot-Lokal ist bestimmt eine enorme Bereicherung der Wiener Imbiss-Szene. Das Sortiment wird sich weiterentwickeln, die noch fehlende Authentizität wird sich einstellen, dabei ist das Essen schon wirklich gut! Die Pita-Mania ist jedenfalls angekommen in Wien. Wie groß und wie lange wird sich noch zeigen…

 

Hungry Guy

Rabensteig 1

1010 Wien

www.hungryguy.wien

Geöffnet: täglich von 11:30 bis 23Uhr