In seiner Jahres-Ausgabe kürte das holländische Weinfachmagazin Perswijn die Österreicherin Dorli Muhr zur „Frau des Jahres 2019.“ Muhr gründete 1991 ihre kulinarische Kompetenzagentur „Wine&Partners“, 2002 ein Weingut am Spitzerberg. Beides läuft seit Jahren hervorragend. Wir haben mit der „Frau des Jahres“, die ihre Weine mit einer Primaballerina vergleicht, gesprochen.
Kompetent und einfallsreich betreut Dorli Muhrs Kommunikations-Agentur „Wine&Partners“ seit fast drei Jahrzehnten die qualitative Spitze der Wein- und Gourmetbranche. Wenn jene Person, die dieses Kunststück vollbrachte, parallel dazu auch noch ein ehemals verlassenes Weingut reanimierte und es innerhalb weniger Jahre – unter Verzicht auf Mainstream-Stilistik – ganz nach oben brachte, darf man sie getrost als Heldin bezeichnen. Das holländische Weinmagazin Perswijn tat genau das und beschrieb die Leistungen der studierten Dolmetscherin folgendermaßen:
„Man mag sie vielleicht als Exfrau von Dirk van der Niepoort, dem portugiesischen Spitzenproduzenten mit niederländischen Wurzeln kennen. Viel wichtiger aber ist es zu wissen, dass sie der Motor von Wine&Partners ist, einer Agentur, die mit viel Leidenschaft außergewöhnliche Weine fördert. Und besonders wichtig ist es, sie als Winzerin zu kennen. Denn Dorli produziert Wein in ihrer Heimatregion Carnuntum, einem besonderen Gebiet, das zwischen Alpen und Karpaten liegt, im äußersten Osten Österreichs. Seit Mitte dieses Jahres trägt das Weingut, das sie 2002 mit ihrem damaligen Ehemann gegründet hat, ihren eigenen Namen: Weingut Dorli Muhr. Und die Weine sind besser als je zuvor, mit einem der besten Blaufränkisch Österreichs von der besten Lage Carnuntums: Ried Spitzerberg.“
Muhrs Weine kann man seit Neuestem in einem Degustations-Raum am Weingut in Prellenkirchen verkosten.
Gastro News Wien: Was bedeutet die Auszeichnung für Sie?
Dorli Muhr: Ich freue mich sehr darüber, denn ich schätze die Redaktion von Perswijn sehr. Es ist ein extrem seriöses und verantwortungsvolles Medium. Auch schätze ich sehr, wie die Journalisten und Journalistinnen dort verkosten. Wenn sie meine Weine und meine Agentur so hoch loben, ist mir das auch wirklich sehr viel wert. Beide Unternehmen, die ich gegründet habe, sind Vorreiter und sind ohne Referenz entstanden. Als ich 1991 Wine&Partners gegründet habe, gab es weltweit noch keine Agentur, die sich ganz auf kulinarische Kompetenz fokussiert hatte. Mein Dolmetschstudium hat mir geholfen, von Anfang an ganz international zu arbeiten.
2002 kam noch das Weingut dazu…
Als ich 2002 das Weingut gründete, war der Spitzerberg eine verlassene unbekannte Lage und Blaufränkisch war alles andere als modern. Auch dort habe ich mich ganz auf mein Bauchgefühl verlassen. Ich habe beide Unternehmen ohne Businessplan gegründet, nur aus dem Drang heraus, etwas Besonderes zu machen. Die Dimension dieses Wagnisses erkennt wahrscheinlich nur jemand, der tatsächlich die Branche sehr gut kennt.
Bei Wine & Partners arbeiten 14 Frauen und ein Mann. Ziemlich ungewöhnlich…
Ja, am Anfang war ich alleine, dann kamen immer neue Mitarbeiterinnen und schliesslich eine Partnerin dazu. Um ganz ehrlich zu sein: Mir wäre es gar nie eingefallen, einen Mann zu engagieren. Es war also gar keine bewusste Entscheidung sondern einfach selbstverständlich. Erst nach 25 Jahren haben wir den ersten Mann angestellt. Er hat es nicht leicht mit uns, denn Frauen sind schnell, tough, umsichtig und empathisch.
Gibt es neue Pläne bzw. Projekte?
Es gibt tolle Pläne – wir arbeiten 2020 verstärkt im Bereich Gastronomie und Hotellerie, das zeichnet sich ab und freut mich sehr. Österreich ist ein tolles Tourismusland, aber viele Betriebe haben noch nicht erkannt, wo ihr USP liegt und wie sie ihn am besten kommunizieren. In der Weinbranche haben wir weltweit tolle Ergebnisse erzielt, ich freue mich darauf, dies nun auch auf die Gastronomie zu übertragen.
Ihre Weine gelten als elegant und balanciert. Wie würden Sie den Muhr-Touch beschreiben?
Ich versteh meine Weine wie eine Primaballerina, die auf den Spitzen Pirouetten tanzt: Viel Kraft, viel Muskeln, viel Spannung – aber pure Eleganz. Die Primaballerina hat den gleichen Krafteinsatz wie ein Gewichtstemmer, aber ihre Standflächen sind nur 2x2cm, die Kraft zieht nach oben, ist leichtfüßig und vital. Und sie lächelt.
Frau Muhr, danke für das Gespräch. Wir gratulieren nochmals herzlich zur Frau des Jahres.
Tipp: Kosten Sie unbedingt Blaufränkisch Ried Spitzerberg.
Weitere Informationen zum Weingut: www.dorlimuhr.at
Weitere Informationen zur Agentur: www.wine-partners.at