Seit über drei Jahrhunderten ist der Esterhazykeller eine feste Größe in der Wiener Innenstadt. Wer durch das unscheinbare Portal tritt, betritt eine andere Zeit. Ziegelgewölbe, von Kerzenlicht erleuchtet, erzählen von rauschenden Festen und langen Nächten. Hier, im sogenannten “Volkskeller Wiens”, wurden unzählige Geschichten geschrieben – doch nun droht dem geschichtsträchtigen Heurigen eine ungewisse Zukunft. Die Betreiberfirma, die SAGAN & WALKA Gesellschaft m.b.H., hat Insolvenz angemeldet. Das Handelsgericht Wien hat ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet.
Die Probleme haben sich nicht über Nacht entwickelt. Die Spuren der Pandemie lasten noch immer schwer auf der Gastronomie, und die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Kriegs lassen die Betriebskosten weiter steigen. Lebensmittelpreise explodieren, Fixkosten wachsen, und trotz aller Sparmaßnahmen – darunter Personalreduktionen und strukturelle Anpassungen – ließ sich die Zahlungsunfähigkeit nicht mehr abwenden. Rund 60 Gläubiger und 12 Mitarbeiter sind direkt betroffen.
Doch noch gibt es einen Hoffnungsschimmer. Die Geschäftsführung setzt alles daran, den Betrieb zu sanieren und dem Heurigen eine Zukunft zu sichern. Ein Sanierungsplan liegt auf dem Tisch: Die Gläubiger sollen eine 20-prozentige Quote auf ihre Forderungen erhalten, zahlbar innerhalb von zwei Jahren. Die Mittel dafür sollen aus dem fortgeführten Geschäftsbetrieb erwirtschaftet werden. Ob diese Strategie aufgeht, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Das Insolvenzverfahren wurde am 25. Februar 2025 eröffnet. Forderungen können bis zum 15. April angemeldet werden, bevor am 29. April die Prüfungstagsatzung stattfindet. Über den Sanierungsplan soll am 27. Mai entschieden werden. Als Insolvenzverwalter wurde Dr. Robert Klein bestellt.
Für den Esterhazykeller beginnt nun eine entscheidende Phase: Gelingt die Rettung des traditionsreichen Heurigen oder steht Wien vor dem Verlust eines weiteren gastronomischen Wahrzeichens? Die nächsten Wochen werden es zeigen.