Warme Sommerabende eignen sich perfekt für einen Abend im Heurigen. Der Heurige gilt in Österreich bereits als Kulturgut und hat eine jahrhundertealte Tradition, die eng mit seiner Weinbau-Geschichte verbunden ist. Schon im Mittelalter hängten die Weinbauern einen Föhrenbusch an ihre Tür, um Gästen zu signalisieren, dass sie ihren jungen Wein im Keller ausschenken. Aktuell laden die sommerlichen Temperaturen und die Wiedereröffnung der Gastronomie in Österreich zum geselligen Beisammensein ein und Einheimische strömen in die Lokale. Thomas Huber vom traditionsreichen Heurigen Fuhrgassl-Huber in Neustift am Walde nimmt die neuen Freiheiten zum Anlass, um Einblicke in die Historie der Heurigen-Kultur zu gewähren und geht dabei insbesondere auf die Rolle von Pischinger ein.
Der Wiener Traditionsheurige Fuhrgassl-Huber liegt im Herzen des 19. Wiener Gemeindebezirks und entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem Markenzeichen für die typische Wiener Geselligkeit. Was 1720 als Familienunternehmen in Neustift am Walde entstand, erstreckt sich nun auf einer Weinanbaufläche von 42 Hektar. Die Rebsorten, die verarbeitet werden, sind genauso geschichtsträchtig wie die Familienhistorie der Hubers. Bekanntheit erlangte die Gaststätte vor allem durch das breite und qualitativ hochwertige Angebot an Orts-, Guts- und Lagenweinen. Die Anbauflächen befinden sich in Neustift, Salmannsdorf und am Nussberg.
Per Pferdekutsche in die Weinberge
Wann die erste Buschenschank eröffnet wurde, lässt sich nicht genau sagen. Aller Wahrscheinlichkeit nach brachten die Franken und Bayern unter Karl dem Großen und Otto I. die Sitte des erlaubten „Weinausschanks an Fremde“ mit nach Österreich. „Seine erste Glanzzeit erlebte der Heurige im 19. Jahrhundert, als auch das gehobene Bürgertum und der Adel seine Vorzüge entdeckten. In bzw. von Wien ließen sie sich mit einer Pferdekutsche in die umliegenden Weinberge chauffieren. Der Heurige entwickelte sich zum geselligen und zwanglosen Ort ohne strenge Etikette“, erzählt Jungwinzer Thomas Huber. Eben in dieser Zeit erlangten auch die Pischinger Ecken, die heute als fixer Bestandteil der österreichischen Heurigen-Kultur gelten und seit 2003 unter dem Motto „…um Ecken besser“ stehen, ihre Bekanntheit. Der Waffelspezialist ist heute die älteste, noch am Markt befindliche österreichische Süßwarenmarke und erreichte durch die Oblaten Torte weltweite Bekanntheit. Was heute über eine hochmoderne Waffel- und Torten-Backanlage in Wien-Inzersdorf produziert wird, begann im Jahre 1849 als kleines, von Leopold Pischinger in Wien-Mariahilf gegründetes Unternehmen. In den 1880er-Jahren wurde die in kurzer Zeit im ganzen Habsburger-Reich bekannte und beliebte „Pischinger Torte“, die sich Kaiserin Elisabeth sogar bis nach Karlsbad nachsenden ließ, kreiert. Den Höhepunkt bildete die Ernennung des Unternehmens zum „k.u.k.-Hoflieferanten“. Im Jahre 2006 übernahm die Confiserie Heindl, nach jahrelanger erfolgreicher Zusammenarbeit, den Waffelspezialisten Pischinger.
Kultur zwischen Tradition und Moderne
„Pischinger hat eine ebenso lange Tradition wie unsere Buschenschank hier in Döbling und gehört zu uns wie ein Weißer G‘spritzter. Bis in die 1970er-Jahren war es allerdings noch üblich, dass die Gäste ihre Jause selbst zum Heurigen mitbrachten, so beispielsweise die fix-fertig verpackten Pischinger Torten als süße Nachspeise“, so der Wirt. Ihm zufolge boten viele Betriebe zu dieser Zeit lediglich Brot und Nüsse an. Erst danach entwickelte sich die typische Heurigenküche mit Klassikern wie Liptauer und Grammelschmalz. Später kamen auch warme Gerichte hinzu. In den letzten Jahrzehnten erlebte der Heurige einen neuerlichen Qualitätssprung – die Weine mancher Winzer sorgen inzwischen weltweit für Furore und auch die Küchenleistung hat inzwischen ein erstaunliches Niveau erreicht. Huber ergänzt: „Damit ist der Wiener Heurige nach wie vor eine Institution, heute mehr denn je. Wir versuchen immer, den Spagat zwischen Tradition und Moderne zu schaffen. Als Dessert sind beispielsweise bei unseren Kunden immer noch die traditionsreichen Pischinger Ecken am beliebtesten, zusätzlich bieten wir aber auch hausgemachte Spezialitäten wie Apfelstrudel und Rumkugeln an.“ Barbara Heindl, Head of Sales and Marketing bei Heindl, ergänzt: „Wir freuen uns, dass unsere Torten Ecken bei den Heurigen-Besuchern nach wie vor so beliebt sind. Die Zusammenarbeit mit den Wirten in und rund um Wien bildet einen wichtigen Geschäftszweig für uns.“