Streit um Herkunftskennzeichnung: Das sagen die Gastronomen!

Dominik Köhler

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Die Debatte um die Einführung einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung von Waren in der Gastronomie könnte nicht hitziger sein. Gastro News hat sich für Sie in der Branche umgehört, um das Pro und Kontra aus erster Hand zu erfahren. Mit spannenden Ergebnissen.

Die Gastronomen schaffen das schon. Ein Satz den man in den vergangenen Jahren öfters gehört hat. Ob es um die Trennung von Raucher- und Nichtraucher-Bereichen ging, weiter das totale Rauchverbot in den Bars und Lokalen, die Kennzeichnung der Allergene oder die Bewältigung der Corona Krise mit all ihren Maßnahmen. Die Gastronomen schaffen das schon. Mit der Debatte um eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung von Waren in der Gastronomie, stehen die Wirtinnen und Wirte vor einer neuen Herausforderung, die zwar im Zeichen der Transparenz nachvollziehbar ist, bei der praktischen Umsetzung allerdings Schwierigkeiten mit sich bringt.

Gastro News hat sich umgehört um das Für und Wider einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung für Sie zusammenzufassen. Das sind die Ergebnisse.

Das sagt die Interessenvertretung

Peter Dobcak, Fachgruppenobmann der Gastronomie, Wirtschaftskammer Wien: „Viele Lokale setzen die Herkunftskennzeichnung längst auf freiwilliger Basis um. Eine gesetzlich vorgegebene Herkunftskennzeichnung für die Gastronomie halte ich allerdings insofern für problematisch, weil sich diese nicht nur auf kleine Betriebe und Restaurants beziehen würde. Sondern auch auf Spitäler und große Kantinen. Die mit enormen Mengen an Waren hantieren und entsprechend Wirtschaften müssen. Außerdem darf nicht vergessen werden, dass Österreich allein, den Bedarf an Fleisch gar nicht decken kann. Zudem sehe ich ein Problem darin, wenn Waren kurzfristig ausgehen und die Gastronomin oder der Gastronom spontan zukaufen müssen. Wenn das Produkt nicht der angegebenen Herkunftskennzeichnung entspricht, wird es problematisch. Und schon steht man mit einem Fuß im Kriminal. Daher stemmen wir uns gegen die gesetzlich verordnete Herkunftskennzeichnung und schlagen vor, das Thema aus praktischer Sicht zu beleuchten.“

Das sagt die Gastronomie

Martin Pichlmaier, Betreiber Pichlmaiers zum Herkner: „Wir sind gerade mitten in einem Testlauf die Herkunftskennzeichnung betreffend. Denn seit knapp zwei Monaten haben wir unser Fleisch in der Karte gekennzeichnet. Außerdem haben wir umgestellt und beziehen das Kalbfleisch für unsere Original Wiener Schnitzel von einem Produzenten aus Österreich. Das ist von unseren Gästen durchaus positiv erkannt worden. Aber, und das ist wichtig: Das Kalbfleisch aus Österreich ist wesentlich dunkler als das aus Holland. Außerdem ist es teurer. Die Wienerinnen und Wiener sind ein helles Schnitzerl gewohnt und über eine Preiserhöhung freut sich bekanntlich niemand. Wir kennzeichnen aber auch unser Fleisch, das nicht aus Österreich kommt. Wenn ich von der Qualität eines Produkts überzeugt bin, steht dem Import meines Erachtens nach, nichts im Wege. Wie es beispielsweise bei unserem Lamm aus Neuseeland der Fall ist.“

Vlatka Bijelac, Betreiberin beef & glory: „Wir wissen alles über das Fleisch, das wir im beef & glory anbieten und verarbeiten. Alles über den Bauern bei dem das Rind aufwächst, alles über den Schlachter, alles über den Lieferanten und alles über die Person die es verpackt. Und wir stehen jedem Gast seit jeher zur Verfügung, wenn Informationen dahingehend gewünscht werden. Dennoch halte ich es für übertrieben die Herkunftskennzeichnung für alle verwendeten Produkte als Verpflichtung einzuführen. Dann wird nämlich ganz schnell aus einer Speisenkarte, eine Speisenbibel. Als Gastronomin und Gastronom ist man zudem häufig zur Improvisation gezwungen. Wenn Produkte nachbestellt oder spontan eingekauft werden müssen, kann es mit der Herkunftskennzeichnung schwierig werden.“

Johannes Lingenhel, Betreiber Restaurant Lingenhel: „Ich bin dafür. Denn es geht in unserer Branche um Ehrlichkeit und Transparenz. Und wer nichts zu verbergen hat, kann die Herkunft seiner Waren auch öffentlich und für alle nachvollziehbar ausschreiben. Das ist ein einmaliger Aufwand. Zumindest für die Betriebe, die nicht laufend ihre Produzenten wechseln. Natürlich kann ich aber auch die Kritik nachvollziehen. Unser Beruf wird laufend durch neue Regulierungen erschwert. Und in der Regel kennen die Gastronomen und das Personal die Herkunft Ihrer Produkte. Das sollten Sie zumindest. Bei uns kann jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin Auskunft über die Herkunft unserer Produkte geben. Das ist ein Service, der von unseren Gästen erwartet wird. Und auch erwartet werden darf.“

 

Das sagt die Politik

Wolfgang Mückstein, Gesundheitsminister: „Jede Maßnahme, die wir in Richtung mehr Transparenz beim Konsum von Lebensmitteln setzen können, wird von den meisten Menschen in Österreich unterstützt. Die Menschen wollen wissen, was ihnen, im wahrsten Sinne des Wortes, aufgetischt wird. Eine möglichst weitgehende Kennzeichnung nützt der Landwirtschaft, der regionalen Produktion, dem Klimaschutz und dem Tierwohl. Die Herkunftskennzeichnung ist ein wichtiger Schritt. Wir wollen dabei möglichst weit gehen und vollständige Transparenz einführen – in allen Bereichen, in der Gastronomie und den öffentlichen Küchen. In meinem Haus wurden entsprechende Vorschläge für Verordnungen erarbeitet, die dem Regierungsübereinkommen entsprechen.“

Was sagen Sie dazu?

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