Im großen Interview mit Gastro.News spricht die leidenschaftliche Köchin Haya Molcho über aktuelle Projekte und Eröffnungen, die Bedeutung von Musik in der Küche und verrät, was passieren müsste, um sich von der Gastronomie zu verabschieden.
Gastro.News: Eines deiner aktuellen Projekte ist das COPVienna in der Wiener Innenstadt, das im April eröffnet werden soll. Läuft soweit alles nach Plan?
Haya Molcho: Ja, wir werden Ende April eröffnen. Es wird ein entspanntes Pre-Opening, damit das Team die Zeit hat, sich einzuspielen. Wir wollen ja niemanden überfordern.
Gastro.News: Die Geschicke in der Küche wird Elihay Berliner verantworten.
Haya Molcho: Richtig. Das ist unsere erste Partnerschaft, obwohl wir schon so lange miteinander arbeiten. Er ist ein fantastischer Koch, auf den ich mich blind verlasse. Ich kann daher sagen, dass ich mit ihm einen weiteren Sohn gewonnen habe. (lächelt) Wir arbeiten an so vielen Projekten und müssen damit beginnen, gute Leute ins Boot zu holen. Elihay ist einer davon.
Gastro.News: Was zeichnet ihn aus?
Haya Molcho: Zu allererst ist er ein begnadeter Koch, leidenschaftlich und jung. Der einen gute Charakter hat und perfekt zu uns passt. Und das COPVienna passt super zu ihm. Es wird ein kreativer, spontaner und frecher Ort, der neben regionalen Produkten auch eine Auswahl an Natural Weinen anbieten wird.
Gastro.News: Der Wein rückt demnach stärker in den Vordergrund?
Haya Molcho: Stimmt genau.
Gastro.News: Werden wir dich bei der Eröffnung treffen?
Haya Molcho: Ja, natürlich. Nuriel, Elihay und ich machen das zusammen. Ich werde sehr oft da sein. Und zur Eröffnung ganz besonders gerne.
Gastro.News: Das Restaurant Neni am Wasser steht ebenfalls in den Startlöchern, wann soll hier die Eröffnung gefeiert werden?
Haya Molcho: Am 1. Mai 2022. Das ist auch ein sehr spannendes Projekt. Das Neni am Wasser wird ein Restaurant, in dem es viel Fisch, frisches Gemüse und ausgezeichnetes Fleisch geben wird. Und natürlich darf es auch am Feuer nicht fehlen. Nach den Lockdowns brauchen wir jetzt Action.
Gastro.News: Apropos Feuer. Wie oft schaffst du es noch, selbst in der Küche zu stehen?
Haya Molcho: Ich bin dauernd in der Küche und entwickle neue Rezepte oder schule unsere Köche ein. Das gemeinsame Kochen ist ungemein wichtig. Zum Verständnis, aber auch für das Feeling im Team. Ich bin gerne in der Küche. Ohne geht es nicht. Manchmal bin ich vielleicht sogar ein bisschen zu viel da. (lacht)
Gastro.News: Die Neni Betriebe genießen bekanntermaßen einen hervorragenden Ruf in Sachen Teamwork und Arbeitsplatzatmosphäre. Was braucht es dafür?
Haya Molcho: Das Neni ist ein Familienbetrieb. Eine Mutter und vier Söhne. Die fantastisch sind, menschlich sind und ihre Mitarbeiter wahrnehmen. Unsere Köche sind auch Teil dieser Familie, genau wie alle anderen, die für uns in den Betrieben arbeiten. Wir haben im Neni am Naschmarkt Köche, die schon seit zwölf Jahren bei uns sind. Das ist auch ihr Zuhause geworden.
Das gemeinsame Kochen ist ungemein wichtig. Zum Verständnis, aber auch für das Feeling im Team.
Haya Molcho
Gastro.News: Habt ihr mit dem Problem des Fachkräftemangels der Branche zu kämpfen?
Haya Molcho: Es ist tatsächlich nicht leicht, gute Köche und Mitarbeiter für den Service zu finden. Das Problem gibt es schon lange und es ist noch nicht vorbei. Aber wir geben nie auf und haben immer wieder ausgezeichnete Bewerbungen auf dem Tisch. Daran hat auch die Corona-Krise nichts verändert.
Gastro.News: Hast du die Zeit im Lockdown nutzen können?
Haya Molcho: Da sind wir kreativ geworden und haben uns gesagt, wir müssen aus jeder Situation das Beste machen. Darum habe ich angefangen, Videos aufzunehmen, um den Menschen zu zeigen, welche Gerichte sie mit unseren Produkten aus dem Supermarkt daheim kochen können. Die Lokale hatten ja geschlossen. Das ist gut angekommen und hat auch mir großen Spaß gemacht.
Gastro.News: Woher beziehst du deine Motivation und Energie?
Haya Molcho: Energie tanke ich immer zuhause. Wenn die Familie da ist und wir gemeinsam essen. Das gibt mir Kraft und motiviert mich.
Gastro.News: Wenn du im privaten Rahmen für dich oder die Familie kochst, welche Musik läuft dann im Hintergrund?
Haya Molcho: Ich koche gerne mit klassischer Musik. Meistens sind es Klavierkonzerte. Alternativ höre ich israelisch-orientalische Musik. Hauptsache laut! Musik ist überhaupt sehr wichtig für mich. Ich tanze gerne und liebe die Emotionen, die über Musik transportiert werden.
Gastro.News: Wird in den Neni Betrieben auch Musik gehört?
Haya Molcho: Natürlich. Jeder Betrieb hat seine eigene Musik. Wenn die türkischen Mitarbeiter arbeiten, hören sie gerne türkische Musik, wenn die Israelis da sind, wird israelische Musik gespielt und wenn die Österreicher am Ruder sind, kommt es auch schon einmal vor, dass österreichische Musik läuft. Das Leben ist hier und jetzt und muss auch Spaß machen. Wenn die Köche schon so hart arbeiten, sollen sie auch verwöhnt werden. Und wenn ihnen Musik gut tut, dann tut uns das auch gut.
Gastro.News: Gibt es ein Restaurant in Wien, das du gerade besonders gerne besuchst?
Haya Molcho: Da gibt es mehrere. Ich habe gerade etwas ganz süßes neues entdeckt, das Maka Ramen. Aber ich liebe auch das Mochi und gehe gerne gutes Rindfleisch ins Plachutta essen. Wien hat so ein tolles Angebot.
Essen muss aufregend sein. Das ist das Geheimrezept.
Haya Molcho
Gastro.News: Was zeichnet ein gutes Gericht aus?
Haya Molcho: Essen muss aufregend sein. Ein gutes Gericht braucht außerdem eine Balance. Dafür muss man probieren und probieren und probieren. Öfter als man es sich vorstellen kann. Ziel ist es, das gewisse Etwas zu kreieren, das den Gästen in Erinnerung bleibt. Um das zu erreichen, darf man als Koch die Leidenschaft nicht verlieren, egal, wie lange man schon für seine Gäste hinter dem Herd steht. Meine Jungs und ich leben dafür. Das ist das Geheimrezept von Neni.
Gastro.News: Das Herz bleibt auf dem Teller.
Haya Molcho: Wenn das nicht mehr der Fall ist, bin ich nicht mehr in der Gastronomie. Das sage ich dir heute.
Gastro.News: Du warst bereits zwei Mal zu Gast in der bekannten Kochshow Kitchen Impossible von Tim Mälzer. Würdest du dich zu einer dritten Runde überreden lassen?
Haya Molcho: Nicht in den nächsten zwei Jahren. Das entscheide ich aber in der Regel ganz spontan. Mit Fernsehanfragen habe ich öfter zu tun, dabei wähle ich aber ganz genau aus, was zu mir passt und worauf ich Lust habe. Ich glaube, ich hab bewiesen, dass ich das kann und finde, man sollte es nicht übertreiben. Mein Fokus ist das Neni und meine Mitarbeiter.
Gastro.News: Arbeitest du gerne mit anderen Köchen zusammen?
Haya Molcho: Sehr gerne sogar. Der Austausch belebt und ist immer wieder Nährboden für neue kreative Ansätze und Ideen für Gerichte und Rezepte. Am 25. März koche ich am wachau GOURMETfestival. Das wird ganz fantastisch und Karten gibt es auch noch. Dieses Jahr mache ich ganz viel mit anderen Köchen zusammen. Ich koche unter anderem auch im Mochi im Oktober. Und nächstes Jahr lade ich dann alle Köche zu mir ein.
Gastro.News: Vielen Dank für das Gespräch.
Neni am Naschmarkt
Adresse: Naschmarkt 510, 1060 Wien
Telefon: 01 5852020
Website: Neni