Die Schweizer kommen ja für viele Österreicher als unsere Lieblingsnachbarn in Frage. Dort gibt’s hohe Berge, tolle Uhren, würzigen Käs, feine Schoki und eine witzige (weil mit Hilfe der li-Endung) verniedlichende Sprache – ein attraktives Gesamtpaket hätt ich also gsagt. Das Schweizer Völkchen trifft man allerdings nur eher selten hierzulande an… vielleicht sind ihnen die Wiener zu grantig. Nicht so Markus und Kathrin Gubler. Das Schweizer Paar lebt seit einigen Jahren in Wien und möchte auch hier bleiben weil „die Wiener so freundlich sind“. Umso besser für uns, da die beiden ein kleines Lokal im achten Bezirk eröffnet haben und wir somit jetzt noch authentischer Käs, Schoki und Co schlemmen können.
Kathrin Gubler, die eigentlich „aus der Werbung“ kommt und als Illustratorin arbeitet, ist die typische Gastro-Quereinsteigerin. Wenn man in das „Gubler & Gubler“ eintritt, denkt man zuerst „schaut gemütlich aus“, wenn man von der Illustratoren-Story weiß, dann eher „Alles klar“. Hier liegt die Liebe zum Detail nämlich in der Luft. Vieles ist rot-weiß (logisch und praktisch zugleich, dass die Schweiz und Österreich die gleichen Landesfarben haben), und zwar gepunktet bemalt, rosa karierte Pölster liegen auf den alten restaurierten Stühlen, es gibt hübsche Gläser, die mit Karamellzuckerl gefüllt sind und gar eine eigene Kinderstube mit Spielsachen. Für viele Menschen ist das alles wohl ein bisschen zu niedlich, doch für Kinderbuchlektoren sind diese Hallen vermutlich der gemütlichste Traum schlechthin.
Was wird im Schweizer Bistro serviert? Richtig…. Käsefondue! (schweizerisch: Chäsfondue) Dies wird mit einer Mischung aus verschiedenen Käsesorten „zubereitet“ – also geschmolzen – und mit hausgemachtem Brot serviert (€ 13,50 pro Person). Schwere Kost, aber für Käsefreunde schon was ganz Feines! Wer lieber Raclette mag, kriegt dies auch im Imbisslokal. Weitere Gerichte, die laut Speisekarte als „Klassiker“ gelten, sind: Kalbsbratwurst mit Rösti (würzige Erdäpfelpuffer), Berner Rösti mit Speck und Spiegelei, Zürcher Geschnetzeltes mit Pouletfleisch (ja, die Schweizer sagen nicht Pute) und Ghackets mit Hörnli, das aus Pasta und Faschiertem besteht und traditionell mit Apfelmus serviert wird. Huiii…. da hüpft das alpine Bergsteigerherz! Ebenfalls sehr typisch sind die sogenannten „Wähen“, was nichts Anderes als flache Blechkuchen sind, welche salzig oder süß belegt werden. Die Zwiebelwähe mit Speck, Käse und Knoblauch sowie die Apfelwähe mit Zimt kann ich wärmstens empfehlen! Sehr gschmackig! Etwas verwundert war ich über das Angebot des Hühner-Currysandwiches mit Ananas, doch anscheinend hat diese geschmackliche Kombination tatsächlich ihren Ururursprung in der Schweiz.
Wer das Frühstück im Gubler & Gubler probieren möchte, kann sich zwischen sechs verschiedenen Kombinationen (zwischen € 4,80 und 9,50) entscheiden. Ob Wiener Frühstück (nein, langweilig), Älpler oder Zürcher Frühstück – es ist reichhaltig und macht satt. Und: unbedingt das originale Birchermüsli kosten, ohne dem die Zürcher nicht ihren Tag beginnen. Auch Karottenkuchen steht auf der Speiskarte, nämlich als Rüeblituurte. Und der Nüsslisalat ist zwar ohne Nüsse, aber dafür mit Vogerlsalat, Speck und Ei, auch fein. Beim Kaffee wird „fremdgegangen“ (er stammt aus San Marino), doch darüber kann man hinwegsehen, Hauptsache er macht wieder munter. Und die „heiße Schoggi“, ja da bleibt sogar der Löffel drin stecken, so schokoladig ist die.
Fazit:
Nett. Damit meine ich nicht die kleine Schwester von einem anderen Wort, sondern wirklich: nett! Nicht überragend superspektakulär, aber richtig gemütlich, auch der Gastgarten. Ein Bistro, das (fast) zu jeder Tageszeit gutes Essen bietet. Ein Pünktli für die Josefstädtli!
Gubler & Gubler
Strozzigasse 42
1080 Wien
Tel. 01/916 60 90
www.gublergubler.at
Geöffnet: Montag bis Freitag 08-20Uhr, Samstag 09-20Uhr, Sonntag 10-20Uhr