Keine Gäste, kein Inventar und erst recht keine gute Adresse. Klingt nach dem Alptraum eines jeden Gastronomen. Genau diese Faktoren sind es jedoch, welche die Idee hinter den Ghost Restaurants so erfolgreich macht.
Weniger ist mehr
Während ein Großteil der Lokal-Betreiber ihr Hauptaugenmerk bei der Eröffnung eines neuen Restaurants auf die perfekte Location, eine tolle Inneneinrichtung und aufmerksames Personal legen, um ausreichend Kundschaft zu akquirieren, so widmen sich Geister Restaurants einzig und allein der Zubereitung ihrer Gerichte und der Auslieferung.
Nach einer fixen Adresse sucht man hier vergebens. Vor Ort essen kann man hier, nämlich nicht. Ghost Restaurants sind im Prinzip nicht mehr als eine Küche inkl. Abholbereich. Ihre Online-Präsenz entspricht jedoch derer eines ganz normalen Restaurants. Es gibt eine Homepage inkl. Menü-Karte, vielleicht auch eine Facebook-Page oder sogar einen bunt gestalteten Instagram-Feed. Virtuell betrachtet, wirken diese Gastro-Geister, also wie jedes andere Lokal auch.
Virtual eating
2013 eröffnete – der als Vorreiter dieser Unternehmensstrategie betitelte – Peter Schatzberg, erstmals ein Ghost Restaurant in seinem Heimatland, den USA. Nach der Eröffnung seines ersten Bio-Restaurants in New York im Jahr 2007, merkte Schatzberg schnell, dass Food Delivery mehr Potenzial hat als das klassische Restaurant-Konzept. Er startete seine Idee mit einem Kapital von 100.000 Euro. Laut Schatzberg betrug die “run rate” seines Unternehmens bereits nach den ersten zwei Wochen eine Million US-Dollar. Er führte alle paar Monate eine neue Marke in sein Konzept ein. Schlussendlich waren es 14.
Vorteil der virtuellen Restaurants ist unter anderem also auch, dass man in nur einer realen Küche, unter mehreren Marken-Namen, diverse Küchenrichtungen anbieten kann. Jede dieser Marken hat ihr eigenes Erscheinungsbild und kann so die unterschiedlichsten Kundensegmente ansprechen. Der Vertrieb an sich, erfolgt wie bei herkömmlichen Restaurants meist auch, via diverser Lieferplattformen oder Boten. Auch die Selbstabholung ist hier nicht möglich.
Neues Image? Kein Problem!
Auch das eigene Firmenimage kann so rascher und kostengünstiger als bei realen Restaurants neu gestaltet werden. Es bedarf lediglich eines neuen Webauftritts. Ein preisintensiver Umbau des kompletten Standorts oder die Umgestaltung von Printmaterial wie beispielsweise Menü-Karten, fällt hier weg. Personalkosten beschränken sich in virtuellen Restaurants ebenfalls auf ein Minimum – benötigt man hier neben den Köchen, keine weiteren Servicekräfte. Die Umsetzung innovativer oder vielleicht riskanter Ideen wird mit Hilfe dieses Konzepts um ein vielfaches vereinfacht. Die Frage “Soll ich oder soll ich nicht?”, beantwortet sich hier schneller, da die Kosten einer virtuellen Lokal-Eröffnung weitaus geringer sind, als bei der mit reellem Standort.
In den Vereinigten Staaten sind Ghost Restaurants auch deswegen eine gute Alternative, da gerade Länder mit vereinzelt, sehr hohen Mietkosten, oft gerade aufgrund dieser, an der Umsetzung ihrer Ideen scheitern. Zukünftige Köche können so also auch komplett neue Ideen verwirklichen, ohne Angst vor horrenden Verlusten haben zu müssen.