Heimische Alternativen zum Superfood: gesünder, günstiger und ökologischer

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(c) marilyna

Wien (Culinarius)  Unsere heimischen Lebensmittel stehen dem gehypten Superfood in nichts nach. Bei einigen Produkten lohnt es sich sogar mehrfach, bei heimischen Lebensmitteln zuzugreifen. 

Obst, Gemüse und Getreide aus Österreich schont einerseits das Budget und ist andererseits auch nicht so weit gereist wie ihre exotischen Vertreter. Damit ist es umweltfreundlicher und in bestimmten Fällen sogar gesünder. Denn wie eine Studie von Öko-Test letztes Jahr gezeigt hat, sind die angesagten Produkte in manchen Fällen sogar eher super toxisch als super gesund. Gefunden wurden Pestiziden, Mineralöl, Blei, Cadmium und weiteren Schadstoffen die eindeutig nicht auf unseren Speiseplan gehören. Knapp zwei Drittel der Produkte fielen mit einem „ungenügend“ oder „mangelhaft“ durch und zwei Produkte mussten gänzlich aus dem Handel genommen werden. In Hanfprodukten wurden Schimmelpilze nachwiesen, welche ein Hinweis für Hygienemängel in der Produktion sind.
Ist Superfood also super überflüssig?
Die prinzipiell guten Eigenschaften sollen den Lebensmitteln nicht abgesprochen werden. Jedoch sind die Wirkungen, die ihnen attestiert werden teilweise haltlose Übertreibungen. Acaibeeren sollen beim Abnehmen helfen. Gojibeeren werden als Anti-Aging-Sensation angepriesen. Ganze Karrieren sind auf dem Marketingbegriff „Superfood“ aufgebaut. Für bestimmte Behauptungen fehlen dennoch schlicht die Beweise. So fehlen in Europa bislang Erfahrungen und Daten über die Auswirkungen eines langfristigen Verzehrs von Chiasamen. Sich bewusst gesund zu ernähren geht einfacher, ökologischer und günstiger wie auch die diesjährigen Untersuchungen von Öko-Test zeigen.

Chia- und Quinoasamen, (c) rodrigobark

Chiasamen
„In Chiasamen sind zehnmal mehr Omega-3-Fettsäuren als in Lachs“ liest man überall im Internet. Das mag zwar stimmen, jedoch nur für 100 Gramm. Außerdem: wer bitteschön wird von 100 Gramm Lachs satt? Eine normale Portionsgröße liegt bei 200-250 Gramm. Umgerechnet liefert Lachs in einer Mahlzeit also mehr gesunde Fettsäuren. Leinsamen kommen auf die gleiche Menge Magnesium wie die mexikanischen Chiasamen, kosten aber weniger als ein Fünftel davon.

Gojibeeren
Eine Vitaminbombe? Die Wunderbeere aus China enthält unter anderem reichlich Vitamin C. Angegeben wird ein Gehalt von 3,7 Milligramm pro 25 Gramm, was der empfohlenen Tagesdosis entspricht. Die schwarze Johannisbeere enthält auf dieselbe Menge 44mg Vitamin C. Eine Orange liefert 16-mal so viel.

Moringa
Der „Wunderbaum“ soll über 300 Krankheiten heilen können, 17-mal so viel Calcium wie Milch und 25-mal so viel Eisen wie Spinat haben. Solche Werbeaussagen sind jedoch schnell zu entlarven. Hier werden die Nährwerte des Moringapulvers, also der getrockneten und pulverisierten Moringablätter, mit den Nährwerten von frischen Lebensmitteln verglichen. Korrekt wäre es Moringapulver mit Milchpulver zu vergleichen. Bezogen auf übliche Verzehrsportionen enthält Milch mehr Calcium als Moringapulver und Spinat mehr Eisen.

Hanfsamen
Das Nährstoffprofil haut einen nicht gerade um. Walnüsse, Sonnenblumenkerne, Linsen und Haferflocken können da locker mithalten. Der Nährstoffmix macht es.

Acaibeeren
Wieso das Pulver einer Beere aus Südamerika essen, wenn heimische Heidelbeeren, schwarze Johannisbeeren und Rotkohl genauso gut sind? Die Heidel- oder Blaubeere enthält reichlich Fruchtsäuren, Ballaststoffe, Eisen und Vitamin C. Außerdem enthalten Heidelbeeren viel Tannin. Die enthaltenen Antioxidantien töten Bakterien ab und wirken dadurch entzündungshemmend.

Weizengras
Es ist wohl eine der beliebtesten Zutaten für grüne Smoothies, denn es bringt Farbe in den Drink. Oft ist über Weizengras zu lesen, dass es 60-mal mehr Vitamin C als Orangen besitze, 50-mal mehr Vitamin E als Spinat und 30-mal mehr Vitamin B1 als Kuhmilch. Wieder wird hier der Kniff mit den Angaben auf 100 Gramm angewendet. Das Weizengras müsste erst ausgepresst werden, denn roh ist es ungenießbar. Wie jedoch versichert wird, wäre es keine sehr geschmackvolle Angelegenheit 100 Gramm davon runterzubringen. Also lieber frischen Spinat und Wildkäuter verwenden. Empfohlen wird auch „Rohkost und Salat essen und wieder Kauen lernen“.

Spirulina Tabletten und Pulver, (c) egal

Mikroalgen: Clorella und Spirulina
Dass die Algen unerwünschte Stoffe wie Pestizide, Fungizide und Schwermetalle an sich binden, stuft das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) als bedenklich ein. Außerdem hängt der Gehalt an Mikronährstoffen entscheidend von der Qualität des Wassers ab, in dem die Algen wachsen. Chlorella hat vor allem eine Bedeutung als Vitamin-B12-Lieferant für Veganer, die diesen Stoff zuführen müssen. Allerdings ist es umstritten, inwieweit das Vitamin durch Chlorella dem Körper überhaupt zur Verfügung steht und wirksam sein kann. Zudem gibt es die Mikroalgen fast ausschließlich als Nahrungsergänzungsmittel.