Bereits seit Generationen ist die Familie Diglas im Besitz diverser Kaffeehäuser und das derzeitige Familienoberhaupt Hans Diglas hat einiges dazu beigetragen, dass die diversen Cafés den guten Ruf bekamen, den sie heute haben. Mittlerweile leitet er nur mehr sein Stammcafé, das Café Diglas in der Wollzeile. Gastronews.wien hat den 65-Jährigen zum Interview getroffen und gefragt wie er zu Starbucks steht, ob er immer schon Gastronom werden wollte und was die Zukunft so bereit hält.
Gastronews: Zu Beginn: Wie geht es Ihnen heute?
Diglas: Gesundheitlich schon mal sehr gut, danke! Als Kaffeebesitzer habe ich mir vorgehalten sportiv zu sein und ich mache täglich mein Gym. Außerdem ist es fein wenn man dann das Ostergeschäft noch mitnehmen kann…es könnte ja schon 25 oder 27 Grad haben und das wird heuer nicht so sein, das heißt wir können das Potenzial an Touristen voll ausschöpfen.
G: Touristen gehen aber auch oft zu Starbucks und Co, sehen Sie die dann als Konkurrenz?
D: Nein…ich bin auch überhaupt nicht böse auf Starbucks, ich finds super, weil da wird die Jugend mit dem Thema Kaffee konfrontiert. Das ist der Weg, denn die jungen Leute die heute bei Starbucks Kaffee kaufen sind die nächste Generation von Kaffeehausgästen in unserem Betrieb.
G: Also denken Sie schon, dass Sie ein anderes Klientel ansprechen?
D: Ich habe sogar einmal ein Referat gehalten, in der Zeit in der alle aufgeschrien haben, weil Starbucks nach Österreich kommt. Es ist alles gut was das Thema Kaffee am Leben erhält. Eine Zeit lang wurde verabsäumt die Jugend richtig zu bedienen in Kaffeehäusern, aber ich glaube das ist vorbei. Ich spüre hier, dass je fortgeschrittener die Stunde ist, desto jünger wird das Publikum.
G: Würden Sie denn sagen, die Jugend nutzt das Kaffeehaus auch aus anderen Gründen?
D: …wegen dem Flair, ja. Es ist aber auch dazu gekommen, dass die Kaffeehäuser, die sich wirklich durchgesetzt haben, irgendein intelligentes Zusatzangebot ins Programm genommen haben. Der Kaffee allein wird abgedeckt von eben Nespresso, Starbucks usw und bei uns war es eben eine gute Küche (Anm.d.Red.: 3 Falstaff-Gabeln). Da bemühen wir uns sehr ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten; wird auch gut angenommen und wir haben zudem sehr gute Mehlspeisen.
G: Hört man ja auch immer wieder.
D: Hört man auch ja; ist auch kein Geheimnis, aber wir produzieren alles für den Tag. Das ist die Schwierigkeit, wir fangen sehr früh an. Von der Masse bis zur Creme ist alles heute entstanden, das ist Stress. Ich ziehe meinen Hut vor meiner Backstube, was die jeden Tag leisten.
G: War es für Sie immer klar, dass Sie in die Gastronomie gehen oder hatten Sie auch andere Pläne?
D: Ich hatte ganz andere Pläne , aber dieses Unternehmen war halt einmal da und von einem Tag auf den anderen hat sich dann die Frage gestellt: Machst das Kaffeehaus oder wir müssen das verkaufen. So, da stand ich vor der Entscheidung. Das war eine sehr kurze, eine sehr schnelle, eine die ich nicht bereue…
G: Ist ja gut, wenn man die richtige Entscheidung getroffen hat.
D: Ja es ist ganz gut. Vor allem was mir gelungen ist, ist die Familie einzubinden. Manchmal setze ich mich aufs Fahrrad und überlege wo ich am liebsten Kaffee trinken würde, da fahr ich dann ins Schottenstift (Café Diglas im Schottenstift, Anm.d.Red.), setz mich dort in diesen wunderschönen Garten, lass mir einen Kaffee servieren (lacht). Dann fahr ich ins Café Weimar, da trinke ich dann aber keine Kaffee, das würde dann nämlich zu viel werden, mach eine kleine Pause auf ein Soda Zitron(e) und dann komme ich im Türkenschanzpark (Meierei Diglas, Anm.d.Red.) an, wo ich den zweiten Kaffee trinke (grinst) und dann fahr ich wieder mit dem Fahrrad nach Hause in den eigenen Betrieb in der Wollzeile. Und dann denke ich mir, meinen Kindern geht es von der Arbeitsplatzsituation eh besser als mir in der Wollzeile (lacht).
G: Im Türkenschanzpark ist ja auch das Café, in welchem dem Kaiser Mehlspeisen serviert wurden.
D: Ja ja, die Großeltern waren befreundet mit der Katharina Schratt (Anm.d.Red.: Schauspielerin mit guter Freundschaft zu Kaiser Franz Joseph I.) und die sind zum Kaffee trinken in den Türkenschanzpark gekommen. Aber ich würde bewusst sagen, ich lebe nicht in der Vergangenheit, bei mir ist der Fokus die Zukunft…es is nett dass die alle so fleißig und erfolgreich waren (lacht), das freut mich sehr, aber mein Fokus liegt auf der Zukunft.
G: Passend dazu haben Sie auch immer wieder renoviert und waren sogar der erste Gastronomiebetrieb mit W-Lan in Wien.
D: Jetzt aber eben nicht mehr, denn ich will es nicht fördern. Es ist doch netter, wenn die Leute kommen und miteinander reden und es soll ja der
kommunikativen Ort sein und das ist immer so gewesen. In der Geschichte war das Café der Ort der Kommunikation, sehr zum Leid der Absolutisten, hat es in Kaffeehäusern Tendenzen gegeben, die immer wieder die politische Revolution ausgelöst haben.
G: Ja, dafür ist Wiener Kaffeehauskultur bekannt.
D: Ja genau und das stimmt ja auch. Also ich mag das wenn Menschen miteinander kommunizieren, es ist ja generell eine sehr kommunikationsarme Zeit. Da sitzen oft zwei miteinander am Tisch und (deutet wie sie am Handy lesen)
G: …die Aufmerksamkeitsspannen werden immer kürzer..
D: Ja und das soll in Kaffeehäusern nicht gefördert werden und daher heute kein W-Lan mehr. Weiß gar nicht wo sie das recherchiert haben. Aber das war eine lustige Idee, die haben halt manchmal…unsere Klos kennen sie ja, oder?
G: Ein Bekannter hat mir letztens davon erzählt, ja.
D: Die Türen sind aus klarem Glas, das beim Zusperren undurchsichtig wird. Gibt es Videos auf YouTube, das angeblich über 7 Millionen Mal geklickt wurde. Also die Klotüren haben sich schon bezahlt gemacht (lacht). War irrsinnig teuer, aber macht sich bezahlt, denn Touristen oder Leute die das nicht kennen sind fasziniert.
G: Sind Sie generell zufrieden, wie sich das Café entwickelt hat?
D: Ja. An der Bauweise können wir eh nicht viel schrauben, sollen wir ja auch nicht, aber lustige Details sollen anders sein als vor 100 Jahren.
G: Haben Sie jetzt noch irgendwelche Pläne für die nähere Zukunft?
D: Schon, die kommen. Wir sind eigentlich täglich dabei, irgendetwas zu verbessern. Vor allem das Mehlspeisprogramm entwickelt meine Frau stetig weiter und monatlich gibt es da irgendetwas Neues; und Altes, das nicht mehr gefällt, wird herausgenommen. Expansion und so weiter, das machen meine Kinder.
G: Also Sie haben gar keine Pläne mehr in Richtung Expansion?
D: Nein, ich habe die Schritte gesetzt und die sind gut gegangen. Meine Kinder sind gut unterwegs, das Schottenstift im besonderen geht sehr gut, der Türkenschanzpark als Saisonbetrieb auch sehr gut.
Es wird aber noch einiges kommen, irgendwann einmal soll es auch über Österreich hinausgehen. Es ist nichts konkretes, aber diesen Gedanken gibt es. In Wien herrscht ein Verdrängungwettbewerb, da muss man nicht unbedingt hineinstechen.
G: Passend dazu die letzte Frage: Haben Sie Pläne für Ihre persönliche Zukunft, abseits vom Café?
D: Nein nein, das führe ich ganz gerne weiter. Ich habe da noch keine Pläne aufzuhören. Ich betreibe Sportarten die ich stundenweise betreiben kann, ich brauche da keinen ganzen Tag dafür, also mache ich gerne das Café weiterhin. Man ist nett angebunden in der Stadt, man lernt neue Leute kennen, hier in der Wollzeile kennen aber auch alle einander und das ist doch schön. Man beraubt sich ja seines sozialen Umfeldes, wenn man sagt man zieht aufs Land.
G: Ich danke für das interessante Gespräch!
Café Diglas Wollzeile
Wollzeile 10, 1010 Wien
Mo bis Fr: 08:00 – 22:30/ Sa, So und Feiertag: 09:00 – 22:30
Telefon: +43 1 5125765
http://wollzeile.diglas.at/