Gastro News sprach mit den Granden Toni Mörwald, Benjamin Buxbaum, Martin Pichlmaier und Co. um mehr über die aktuelle Stimmungslage der Branche, nach der Verlängerung des Gastro-Lockdowns, zu erfahren. Mit spannenden Ergebnissen.
Es ist ein nicht enden wollendes Trauerspiel in dem sich die heimische Gastronomie seit rund einem Jahr befindet. Ein Drama in drei Akten. Oder werden es noch mehr? Eine dritte Welle und somit ein vierter harter Lockdown sind nicht ausgeschlossen. Die Leidtragenden sind die Gastronominnen und Gastronomen im Land. Denn die Branche bleibt geschlossen, wie die österreichische Bundesregierung in einer Pressekonferenz am 15. Februar 2021 bekannt gab. Über weitere Öffnungsschritte wird erst am 01. März beraten. Bis dahin bleibt es in den Betrieben dunkel, die Türen geschlossen und die Stühle unbesetzt. Drinnen wie draußen. Gastro News hat mit Wiens Spitzengastronomen gesprochen um aus erster Hand zu erfahren, wie in der Branche mit der Verlängerung des Gastro-Lockdowns umgegangen wird.
Das sagen Wiens Spitzengastronomen zur andauernden Schließung der Betriebe:
Martin Pichlmaier – Pichlmaiers zum Herkner
„Ich habe mir die Pressekonferenz gestern live angesehen und eigentlich mit einer Öffnung Mitte März gerechnet. Das ist natürlich enttäuschend. Was mich aber wirklich stört ist, dass wir Gastronomen nach wie vor keine klare Perspektive haben. Das kann doch nicht sein. Ein wichtiger Punkt der ebenfalls nicht angesprochen wurde, ist die Finanzierung. Wie geht es im Mai und Juni weiter? Wer zahlt die doppelten Gehälter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Dafür braucht es ein Plus in der Kassa. Das Take-Away-Geschäft ist eine Art Arbeitstherapie, richtig gut verdienen können damit aber nur ganz Wenige. Auch die Steuerstundungen und die doppelte Abgabe an die Gebietskrankenkasse wurden nicht mit einem Wort erwähnt. Das ärgert mich. Ein weiteres ganz großes Problem das anzugehen ist, ist die Abwanderung des Personals in andere Branchen. Um hier entgegen zu wirken braucht es jetzt einen Plan! Den vermisse ich bislang.“
Harald Brunner – Das Spittelberg
„Heute, am Tag nach der Pressekonferenz geht es mir schlecht. I´m sorry. Aber ich habe bereits damit gerechnet, dass wir weiter geschlossen bleiben müssen. Man kann nicht ein ganzes Bundesland isolieren und parallel dazu die Gastronomie aufsperren. Es bringt nichts, wenn wir wieder aufsperren dürfen um dann, ein paar Wochen später, wieder zu schließen. Auch den Wochenendlockdown halte ich für keinen gelungenen Lösungsvorschlag um die Situation besser in den Griff zu bekommen. Das Take-Away-Geschäft, insbesondere Tage wie der Valentinstag oder der Aschermittwoch halten mein Team und mich in Bewegung. Und so geht es auch in den kommenden Wochen weiter. Bis irgendwann Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist.“
Benjamin Buxbaum – Buxbaum / Boxwood
„Ich persönlich gebe der gestrigen Pressekonferenz der Bundesregierung nur wenig Gewicht. Mit einer Öffnung der Gastronomie ab 01. März habe ich ohnehin nicht gerechnet, daher begegne ich den aktuellen Entscheidungen der Bundesregierung und Experten relativ unaufgeregt. Im Boxwood nutzen wird die Zeit und arbeiten an einem Angebot mit dem wir im März starten könnten, sofern das überhaupt möglich sein wird. Das Buxbaum bekommt gerade ein komplettes Facelift und bleibt wohl bis April geschlossen. Eine Neuigkeit habe ich in der Pressekonferenz nicht erfahren, bleibe aber natürlich trotzdem gespannt wie es weitergeht und hoffe auf eine baldige Verbesserung der Situation.“
Toni Mörwald – Mörwald Kochamt / Mörwald „zur Traube“ / Relais & Châteaux Gourmet „Toni M.“
„Grundsätzlich ist die ´Ist-Situation´ in Österreich so, dass die Zahl an täglichen Corona-Neuinfektionen nach wie vor zu hoch ist. Daher hoffe ich, dass die Maßnahmen greifen und wir bis 01. März eine deutliche Entspannung der Lage erleben. Dann haben wir alle Argumente in der Hand, um die Restaurants und Lokale wieder aufzusperren. Der verlängerte Lockdown der Gastronomie überrascht mich nicht. Das hat unser Gesundheitsminister Anschober schon im Jänner sanft durchklingen lassen. Merkel geht den Weg und Österreich tut es ihr gleich. Der einzige Hoffnungspunkt den wir jetzt anstreben ist der 01. März. Wenn die Zahlen so bleiben wie sie sind, bleibt es mit der Öffnung aber schwierig.“
Erich Heindl – Heindls Schmarren & Palatschinkenkuchl
„Die positive Geschäftsbilanz vieler Innenstadt-Gastronomiebetriebe ist stark von den Einnahmen durch die Touristen abhängig. Diese fehlen aber nach wie vor und werden es allem Anschein nach auch noch länger. Wichtig ist daher, dass die Öffnung der Gastronomie zu einem Zeitpunkt passiert, an dem auch der Tourismus wieder in Gang kommt. Nach Ostern könnte sich ausgehen, wenn die Maßnahmen eingehalten werden und die Zahlen bei wärmerer Temperatur sinken. Und bis dahin muss die finanzielle Unterstützung der Branche ungebrochen weitergehen. Zum Wohl der Gastronominnen und Gastronomen, die das vergangene Jahr bereits mehr als genug ertragen mussten.“