31 Millionen Suchergebnisse in 0,46 Sekunden liefert Google, wenn man den Begriff „Diät“ eingibt und es ist immer wieder erstaunlich, auf welch oft skurrile Ideen der Mensch so kommt, wenn es ans Eingemachte geht (Die 5 skurrilsten Diäten der Welt). Letzter Schrei: Veganury, auf Deutsch schlicht Veganuar, wobei das Kunstwort das Kunststück schafft, mindestens vier gängige Ernährungstrends zu vereinen. Dry January, Vegan, Co2-Sparen plus Flexitarismus.
300.000 Briten erklären 2020 den Jänner zum tierfreien Monat, doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren. Zeitungen und Magazine sind voller Rezepte und guter Ratschläge, auch das deutsche Feuilleton hat das Phänomen entdeckt. „Essen ist Macht“ befand einst Künstler und Koch-Vor-Denker Peter Kubelka (er setzte, lange vor der Molekularküche, seinen Studenten zB Schnee mit Honig vor). Essen respektive Einkaufen als (auch) politischer Akt, wurde bereits vor Jahren intensiv abgehandelt.
Auch Ernährung als neue Religion ist – wer manchem Veganer oder Vegetarier zuhört – nicht neu. Neu ist, dass Veganismus nun tatsächlich als Religion gilt. Auf der Brexit-Insel nämlich hat ein Arbeitstribunal dieser Tage entschieden, dass „ethischer Veganismus“ ein „philosophischer Glaube“ im Sinne des Gleichheitsgesetzes von 2010 zu behandeln sei.
Vielleicht sollten wir alle dieses Thema entspannter angehen – „nonchalanter“, wie Food-Trendforscherin und Feinschmeckerin Hanni Rützler in ihrem lesenswerten Buch 2015 schrieb. Nur so als Vorsatz.
(Hanni Rützler, Wolfgang Reiter: Muss denn Essen Sünde sein?, Orientierung im Dschungel der Ernährungsideologien; Verlag Brandstätter)
Hier geht es zum Interview mit Hanni Rützler.