Von Peter Dobcak
Im Vergleich zu unseren wirklichen Herausforderungen scheint es wirklich egal zu sein, ob am Donaukanal oder bei diversen Veranstaltungen und Konzerten, Bier und andere Getränke von selbsternannten Desperados illegal verkauft werden.
Es hat ja auch etwas Nettes, wenn die Menschen vom Plaudern an der Kaimauer und dem Schein der Abendsonne durstig sind, plötzlich so ein freundlicher Mensch mit einem Rucksack voller kalter Bierdosen vorbeikommt und diese zum Verkauf anbietet. Da sind die Vorräte an Getränken rasch aufgefüllt, denn €2 sind wirklich wohlfeil, denkt man an die Preise für ein Krügerl in den angrenzenden Lokalen. Und es ist so bequem.
Was ist denn schon dabei, einem armen Flüchtling oder Studenten mit einem Kauf ein wenig über die Runden zu helfen? Wäre auch nichts dabei, solange darüber hinweg gesehen wird, dass diese Transaktion in Wahrheit völlig illegal ist. Erstens ist das Feilbieten von Ware mittels Umherziehen in Wien verboten, zweitens hat der Verkäufer keine Lizenz, drittens gibt es keinen Beleg, den der Käufer laut Gesetz verlangen muss. Wie auch, keiner dieser fahrenden Händler hat eine Registrierkassa dabei. Viertens, ist das Beihilfe zur Steuerhinterziehung, denn es besteht weder die Absicht Umsatzsteuer noch Einkommensteuer abzuliefern. Ganz abgesehen von den anteiligen Sozialversicherungsbeiträgen.
Es ist erstaunlich mit welchen Argumenten die Tatsache der Gesetzesübertretung völlig ignoriert wird, besser, es besteht dabei überhaupt kein Unrechtsbewusstsein. Da sorgt das Schwarzfahren in den Öffis für mehr schlechtes Gewissen.
Meldet sich allerdings nach einigen Dosen die Blase, dann erinnert Mann/Frau sich plötzlich daran, dass es in der Nähe einige Lokale gibt, die schöne und saubere Toiletten haben. Groß ist die Enttäuschung wenn der Wirt den Zutritt ausschließlich seinen Gästen gestattet.
„Was für ein intoleranter Kerl! Macht eh genug Geschäft. Dem zeige ich es mit einem ganz bösen Posting.“ So oder ähnliche Zeilen haben sich schon oft auf diversen Plattformen gefunden.
Ganz zu schweigen von der Aufregung, wenn bei einem Lokalbesuch am nächsten Tag der Kellner nicht sofort mit einer Rechnung kommt, sondern zuerst mit einer „Zwischenrechnung“. Sofort besteht der Verdacht von Schwarzgeld und Steuerhinterziehung. Der nächste Grund für einen bösen Kommentar in den sozialen Netzwerken.
Es ist enttäuschend zusehen zu müssen, wie sich diese illegalen Verkäufe von den Menschen unterstützt, fest etablieren. Die Behörde kontrolliert bemüht, aber dennoch viel zu wenig. Der ehrliche Unternehmer wird zum Buhmann, der nicht so gierig sein soll. Der ansässige Gastronom wird kontrolliert und besteuert bis zum geht nicht mehr, die illegalen Verkäufer samt Hintermänner allerdings lässt man gewähren. Ist ja auch mühsam einen Sack Flöhe einzufangen.
Doppelmoral made in Vienna.
Euer
Peter Dobcak