Der Leadership & Sales Experte Dietmar Buchhäusl informiert im Gastro News Interview über die Gefahren des Nichtstuns in der Krise, die bösartige Kommunikation in den sozialen Medien und die Relevanz guter Mitarbeiterführung.
Dietmar Buchhäusl startete bereits mit 18 Jahren als Verkäufer im Außendienst in der Modebranche, in der er seine ersten Schritte als Beziehungsmanager erlernte. Seine ersten Erfahrungen mit Mitarbeitern machte er in der Gastronomie, wo er 5 Jahre als Betriebsleiter und Personalchef wirkte. In seiner mehr als 20-jährigen Tätigkeit im Vertrieb bei der Ottakringer Brauerei erkannte und erlernte er die wichtigsten Grund Rezepte der erfolgreichen Unternehmensführung: Wertschätzung, Empathie, Orientierung und die weiter Entwicklung der Mitarbeiter. Seine Ausbildungen zum Coach und Trainer absolvierte er bei Integra4, Trinergy International und im Institut für die kybernetische Kinesiologie.
Gastro News: Wie wichtig ist es auch im Lockdown als Führungsperson präsent zu bleiben und wie gelingt das?
Buchhäusl: Grundsätzlich unterscheide ich im Leadership zwischen zwei Kategorien, dem Management und der Führung. Das Management ist ein Bereich in dem es immer eine Deadline bzw. Ziele gibt, ein Bereich der Zahlen, Statistiken, Reporting und auch gesetzlicher Bestimmungen. Die Essenz eines erfolgreichen Leaderships, liegt meines Erachtens nach aber im Führen. Dem Bereich der die Menschen betrifft. Angestellte und Mitarbeiter. Das hat sich auch seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie nicht verändert. Umso besser man es schafft sich auf die Situation der Mitarbeiter einzustellen und auch einzulassen, desto erfolgreicher agiert man als Leader.
Gastro News: Gilt das auch für die heimische Gastronomie die bekanntlich seit Monaten geschlossen ist?
Buchhäusl: Genauso ist es. Das betrifft die Gastronomie genau wie alle anderen Branchen die unter der Krise mehr oder weniger leiden. Gerade in der Gastronomie erkundige ich mich oft nach den Beweggründen hinter der Arbeit als Inhaber und Betreiber. Als Antwort bekomme ich häufig die Motivation Geld zu verdienen, ein guter Gastgeber zu sein oder die Gästezufriedenheit zu verbessern. Das reicht den Mitarbeitern aber nicht. Die Mitarbeiter brauchen einen höheren Sinn. Als Chef muss man heute werteorientiert arbeiten und eine Vision – ein Zukunftsbild für den Betrieb entwickeln, dem die Mitarbeiter folgen. Und das gerne. So gelingt es das Brennen – die Leidenschaft zu erzeugen, die es braucht um erfolgreich zu sein und erfolgreich zu wirtschaften.
Gastro News: Gibt es bei dem Versuch eine solche Vision zu entwickeln häufig vorkommende Fehler, die zu vermeiden sind?
Buchhäusl: Vorweg ist zu sagen, dass auch die Entscheidungsträger in den Betrieben Menschen sind, und Menschen machen bekanntlich Fehler. Ich erlebe häufig, dass die Chefs ihre eigene Vision nicht leben. Das ist natürlich ein großes Problem. Es gibt wissenschaftliche Studien die belegen, dass sich Mitarbeiter an ihren Vorgesetzten orientieren und zu einem gewissen Grad auch mit ihnen identifizieren. Da gilt es natürlich mit gutem Beispiel voran zu gehen und die aufgestellten Regeln, auch als Führungsperson zu befolgen. Immerhin kann ich nicht von den Mitarbeitern absolute Pünktlichkeit einfordern, wenn ich als Leader regelmäßig zu spät zu Terminen erscheine. Ähnliche Fehler wie diese begegnen mir oft. Ein weiterer betrifft die emotionale Ebene zwischen Chef und Mitarbeiter. Als Führungsperson lastet großer Druck auf den Schultern. Dieser soll und darf aber nicht auf die Mitarbeiter entladen werden, auch wenn das Geschäft gerade nicht so gut läuft. Die negativen Emotionen die vom Chef auf den Serviceleiter übertragen werden, treffen auch den Kellner und zuletzt den Gast. Was bleibt ist eine schlechte Erfahrung und Demotivation. Das soll natürlich vermieden werden.
Gastro News: Wie konnten die Potentiale der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Corona Jahr 2020, einer Zeit die zum Großteil daheim verbracht wurde, genutzt werden?
Buchhäusl: Das war und ist durchaus möglich. Leider ist aber auch zu erkennen, dass sich viele Unternehmer in der Krise zurücklehnen und abwarten. Das Interesse liegt darin, die Zeit auszusitzen um den Betrieb danach in gewohnter Manier weiterzuführen. Als hätte es Corona nie gegeben. Die gute alte Zeit wird es aber nicht mehr geben. Und das Warten darauf ist ein gravierender Fehler. Gerade jetzt ist es wichtig als Leader seine Mitarbeiter zu schulen und weiterzubilden, sie am Diskurs zu beteiligen um mit an der zukünftigen Ausrichtung des Betriebs zu arbeiten. Das kann ein gemeinsames Brainstorming sein oder ein Dialog über mögliche Optimierungsprozesse. Die Inputs der Mitarbeiter sind dabei enorm wichtig. Viele Chefs stellen diese Überlegungen aber nach wie vor alleine an und vergessen dabei auf das wertvolle Potential der Mitarbeiter zurückzugreifen.
Gastro News: Führungspersonen sollten dementsprechend aktiv auf die Mitarbeiter zugehen und sie in wichtige Entscheidungsprozesse miteinbeziehen. Ist das gelebte Realität?
Buchhäusl: Nicht überall. Häufig sitzen die Mitarbeiter Zuhause, sind in Kurzarbeit gemeldet, und niemand kümmert sich um sie. Der Fokus ist auf etwas Anderes gerichtet. Auf die Förderungen, den Umsatzersatz und die Fixkostenzuschüsse um den Betrieb am Leben zu halten. Das ist notwendig, aber darin liegt nicht das Potential. Das ist Management. Als erfolgreicher Leader muss man heute an morgen denken und als Unternehmer lebe ich zu einem gewissen Grad von den Ideen und der Erfahrung meiner Mitarbeiter und der Weiterentwicklung. Gerade in der Gastronomie, in der das Servicepersonal täglich direkt am Gast – am Puls des Geschehens ist.
Gastro News: Wie wichtig ist es die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Lockdown physisch und psychisch aktiv zu halten?
Buchhäusl: Die Gastronomie wartet bekanntlich noch auf ein genaues Datum zur Wiedereröffnung. Aber irgendwann, und das steht fest, wird es soweit sein und dann sollte man als Unternehmer gut vorbereitet sein. Mit neuen Konzepten, guten Ideen und motiviertem Personal. Darum halte ich es für sehr wichtig.
Gastro News: Haben die Unternehmer, insbesondere die Gastronominnen und Gastronomen verstanden, wie wichtig der Weg zur Widereröffnung ist?
Buchhäusl: Die Meisten sind nach wie vor mit Warten beschäftigt und glauben, dass nach der Pandemie alles so weitergehen kann wie davor. Das ist aber Bullshit! Jetzt ist das Personal zu Hause. Jetzt ist die Zeit an Entwicklungen zu arbeiten und kreativ zu werden. Heute ist es wichtiger denn je die Weichen für die Zukunft zu stellen. Manchmal muss der Schmerz fast unerträglich werden, um das zu begreifen.
Gastro News: Worauf ist jetzt besonders zu achten um die Zuversicht in eine baldige Besserung nicht zu verlieren?
Buchhäusl: Das Wichtigste ist, dass wir wieder lernen uns wertzuschätzen und wieder beginnen miteinander zu reden. Wirft man einen kritischen Blick auf die Umgangsformen wie sie einem tagtäglich in den sozialen Medien begegnen, muss man schmerzlich erkennen, wie verkommen die Kommunikation und die Wertschätzung bereits sind. Andersdenker werden beleidigt. Aber das macht uns Menschen doch nicht aus. Was uns ausmacht sind Werte wie Respekt und Akzeptanz – konstruktiver Austausch. Wir Menschen haben in der Vergangenheit schon viele Krisen überlebt, schlimmere als die Corona-Pandemie. Daran sollten wir arbeiten. Denn wir können immer voneinander lernen, und auch von der Krise können wir lernen. Denn jede Krise ermöglicht auch neue Chancen.
Gastro News: Danke für das Gespräch.