Hans Peter Ertl, Inhaber und Geschäftsführer von 4gläser4weine, hat schon in vielen großen Betrieben verschiedenste Führungsstile beobachten können. Der Glas-Sommelier ist fasziniert von der Kunst des Führens. Gastro News hat er erzählt, welche Gedanken und Ideen ihn beschäftigen.
Hans Peter Ertl:
Mich fasziniert das Führen schon alleine deswegen, weil man diese Gabe ja nirgends lernen kann, wie in einer Ausbildung, in der man kochen lernt oder lernt wie ein Lehrling zum Maler wird. Meiner Erfahrung nach ist das Führen etwas das sich so „on the Job“ entwickelt. Man hat einen Chef, der sich in einer bestimmten Art und Weise verhält, und irgendwie übernimmt man Teile des Führungsstils, wenn es zwischenmenschlich halbwegs funktioniert hat.
Auch von seinen Eltern lernt man erste wichtige Lektionen über das Führen, die man vielleicht auch übernimmt. Wie wenn man beispielsweise einen Papa hatte, der immer auf den Tisch schlug, wenn er sich durchsetzen wollte. Dann kann das etwas sein, das man jetzt auch macht oder extra nicht macht, weil man sich daran erinnert, dass einem dieses Verhalten gar nicht gefallen hat.
Sich wirklich damit systematisch auseinanderzusetzen und das Führen als Beruf aufzufassen ist eine Seltenheit. Diese Überlegung rentiert sich jedoch auf jeden Fall. Wir denken uns alle wir machen es anders als es unsere Eltern gemacht haben. Manchmal muss man dann aber feststellen, dass man selbst gar nicht so viel verändert hat.
Ich bin überzeugt davon, dass es gut ist, wenn man sich selbst reflektiert: Was mach ich gut? Was mach ich jetzt schon schlecht? Was könnte ich anders machen? Denn es ist ja nicht so, dass die meisten Leute absichtlich schlecht führen, aber es gibt leider so viele, die es schlecht machen. Nämlich nicht nur schlecht für ihre Mitarbeiter und für deren Stimmung am Arbeitsplatz, sondern auch für das Gefühl, ob sie gebraucht werden und ob das sinnvoll ist was sie tun.
Es geht ja auch darum, wie es mir als Chef mit meinem Führungsstil geht. Kann ich mich am Wochenende erholen und kann ich die Ruhe genießen? Kann ich am Abend abschalten oder nehme ich meine Sorgen mit nach Hause? Das sind wichtige Fragen, die man sich als Chef stellen sollte. Man denkt sich immer, dass man es anders oder besser machen will als andere. Alles was es dazu braucht ist eine gute Idee.