Von Peter Pointner – Wenn ein Politiker Volksnähe demonstrieren will, dann geht er auf Zeltfeste oder besucht den Stammtisch in einem Gasthaus. Dort lässt er sich dann zahlreich fotografieren, mit einem frisch gezapften Bier in der Hand, umgeben vom Personal und der Kundschaft. Kein ungewohntes Bild. Seltsam dabei ist nur, dass genau diese Betriebe durch immer neuere Gesetzesauflagen in Zugzwang geraten.
Die österreichische Gastronomie ist immer noch eine der buntesten und blickt auf eine traditionsreiche Vergangenheit zurück. Vieles, das in anderen Ländern undenkbar war und ist, gehörte lange Jahre zur Selbstverständlichkeit. Dinge wie das Rauchen. Selbstverständlich gilt es die Gesundheit der Kundschaft und des Personals zu schützen und seien wir doch mal ehrlich, wer sich gerade dem kulinarischen Genuss hingibt, der will eher nicht, dass der Zigarettenrauch das Geschmackserlebnis trübt, dennoch brauchen Kaffeehäuser, Clubs und Bars diese Rauchernische.
Die Gesetze zum Nichtraucherschutz und der Registrierkassenpflicht waren in den letzten Jahren wohl die größten Aufreger in der Gastronomie und das völlig zu Recht, denn genau die Politiker, die sich gerne in Lokalen fotografieren ließen, beschlossen am nächsten Tag Gesetze, die teilweise existenzbedrohend wurden. Die Auszeichnung der Allergene und die neuen Auflagen in Sachen Schanigärten waren da nur das Tüpfelchen auf dem I. Ende des Jahres 2016 schlossen über 1800 Wirte ihre Pforten. Sperrstunde!
Es ist schon seltsam mit anzusehen, dass dieser Tage aus dem Innenministerium die Töne nach einem Versammlungsverbot immer lauter werden und auch wenn es extrem erscheint, die zahlreichen Behördenauflagen in der Gastronomie haben mittlerweile auch einen fahlen Beigeschmack von Totalitarismus. Sollte nicht langsam Schluss sein, eine Branche so lange zu schikanieren, bis den Gastwirten nichts anderes mehr übrig bleibt, als Ihre Tore zu schließen? Wollen wir nur noch Conveniance-Speisen von großen Restaurantketten und Fast-Food-Anbietern?
Eine Branche, die extreme Wichtigkeit hat und die vielerorts als soziale Plattform der Menschen in diesem Lande dient, sollte doch eigentlich gefördert werden und nicht ständig mit neuen und abstrusen Gesetzesideen gezwungen werden, sich selbst zu schaden. Generell kämpft die Gastronomie ohnedies schon mit extrem teuren Investments – Gastro-Immobilien sind im Schnitt dreimal so teuer in der Errichtung wie normale Geschäfte. Extrem qualifiziertes Personal zu finden ist ebenfalls nicht sonderlich einfach, da Arbeitszeit und Gehälter alles andere als rosig sind. Wer täglich über 10 Stunden über heißen Töpfen und Pfannen steht, an Wochenenden und Feiertagen arbeitet und am Anfang des Monats dann auch noch mit niedrigem Gewinn oder Gehalt konfrontiert wird, der verliert, verständlicherweise, schnell die Freude am Beruf. Auch das eigene Privat-, beziehungsweise das Familienleben bleibt oft auf der Strecke.
Letzten Endes sind es doch wieder wir, die Konsumenten, die darunter leiden, dass in den Gemeinden, auf dem Land, die Betriebe eingehen wie die Fliegen. Wer will während einem Wochenendausflug zu Mittag auf einer Raststation, in einer Tankstelle oder in einem Fast-Food-Lokal zu Mittag speisen? Österreich ist berühmt für seine Kulinarik, die Gemütlichkeit, seine Gastlichkeit und Österreich ist ein Land, in dem vor allem der Tourismus eine der wichtigsten Branchen ist. Und Tourismus und Gastronomie sind getrennt voneinander undenkbar.
Soll einer Branche, die schon die längste Zeit als operativ undankbar gilt, durch noch mehr Kontrolle, noch mehr Bevormundung jeder Individualismus genommen werden? Es ist doch genau dieser Individualismus, der uns ausmacht, uns definiert und der die Touristen aus umliegenden Ländern, dem Rest Europas und der ganzen Welt zu uns führt.
Im Endeffekt kann man nur hoffen, dass Vater Staat sich einer seiner treibenden Kräfte wieder bewusst wird, denn am Ende des Tages läuft es auf eine einzige Frage hinaus: Wo hört die Kontrolle auf und wo fängt die Bevormundung an?