Die 4 im Jeep – Teil 1

Michaela Reisel

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Von Peter Dobcak

Betrachtet man die historische Entwicklung unserer Stadt, so spielt die „Innere Stadt“ seit jeher eine ganz besondere Rolle. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, ist sie doch die Keimzelle Wiens. Begonnen als römisches Legionslager um zirka 90 n. Chr. stieg Wien über die Jahrhunderte bis zur Hauptstadt des Kaiserreichs auf. 1850 wurden die Vororte eingemeindet und damit Teil der Stadt Wien.

Auch heute noch steht vorwiegend der 1. Bezirk für die Kultur und Geschichte Wiens. Aber auch wirtschaftlich hat der Bezirk einiges zu bieten. Mehr als 8000 Firmen haben hier ihren Sitz mit zirka 100.000 ArbeitnehmerInnen. Ein guter Teil davon arbeitet im Tourismus, der sich eben historisch bedingt besonders auf die Innere Stadt konzentriert. Knapp 7,1 Mio. Gästeankünfte wurden 2017 in Wien gezählt. Zirka 6000 Gäste schlafen jede Nacht in einem der Beherbergungsbetriebe in der Innenstadt. Wir können davon ausgehen, dass jeder Gast der sich in Wien aufhält zumindest einmal den 1. Bezirk besucht, sei es geschäftlich oder als Tourist. Das heißt, jeden Tag im Jahr kommen hochgerechnet um die 195.000 Touristen plus 100.000 ArbeitnehmerInnen in den Bezirk. Das macht in Summe fast 300.000 Menschen. Damit lässt sich leicht die kulturelle und wirtschaftliche Bedeutung der Inneren Stadt für Wien und Österreich nachvollziehen.

Und dann gibt es noch 16.465 Anrainer (Stand 2017) vertreten von einer missionarisch agierenden Bezirksvorstehung. Gemäß dem politischen Auftrag des Wählers (9151 gültig abgegebene Stimmen) ist es das erklärte Ziel, den 1. Bezirk als Wohnbezirk zu erhalten. An sich ein Ziel, das es zu unterstützen gilt, wäre da nicht die Tatsache, dass sich dieses Vorhaben zu einem Feldzug gegen alles was die gewohnten Rechte der Anrainer (Wähler) einschränken oder sie belästigen könnte entwickelt hat. Da steht mit an vorderster Stelle der Parkplatzdruck, verursacht durch den Wirtschaftsverkehr und Menschen, die mit dem Wagen in die Stadt fahren um zum Beispiel einzukaufen oder einfach von auswärts mit dem Auto ins Büro kommen.

Gemeinsam mit anderen Bezirken innerhalb des Gürtels wurden 2014 sogenannte Parkzonen für Anrainer geschaffen. Während andere Bezirke zirka 10% der verfügbaren Parkplätze für Anrainer reserviert haben, hat der 1. Bezirk die maximal erlaubten 20% genützt. Diese 1500 Anrainerparkplätze werden auch dringend gebraucht, denn während von den politischen Bezirksvertretern gegen zu viel Verkehr in der Innenstadt gekämpft wird, stellt sich heraus, dass es im 1. Bezirk mehr angemeldete KFZ als Einwohner gibt. 19.270 (2017) davon 16.251 PKW (2017) um genau zu sein. Das heißt, vom Baby bis zum 100+ jährigen Bezirksbewohner, besitzt statistisch gesehen jeder mehr als ein Fahrzeug oder knapp 2 Fahrzeuge pro Haushalt. Kein Wunder, dass sich bei der Bürgerbefragung, ob die Anrainerzonen werktags von 08:00 – 16:00 Uhr für den Wirtschaftsverkehr geöffnet werden sollen, 92% der Bewohner dagegen ausgesprochen haben. Das sieht der Bezirksvorsteher als politischen Auftrag und wehrt sich weiterhin gegen die Öffnung. Das Büro der Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou besteht aber zu Recht auf den Vollzug der im Gemeinderat beschlossenen Öffnung. Somit eine Pattsituation zum Schaden der lokalen Betriebe und vieler ArbeitnehmerInnen.

Besonders betroffen sind auch 4 Gastronomiebetriebe vor deren Lokal eine Anrainerzone errichtet wurde. Ihre im Sommer lebensnotwendigen Schanigärten können die Betreiber vergessen, da in einer Anrainerzone kein Schanigarten genehmigt wird. Selbst die mögliche Verlegung der Anrainerparkzone auf die gegenüberliegende Straßenseite wird blockiert, denn die MA46 genehmigt im Auftrag der Verkehrsstadträtin nur das Aufstellen von Schildern mit dem Hinweis „ausgenommen für …. von 08:00-16:00 Uhr“ (oder so ähnlich). Da stimmt wieder Bezirksvorsteher Figl nicht zu, da er, wie oben erklärt, keine Öffnung möchte. Selbst das Angebot der Gastronomen die Kosten für die Versetzung zu übernehmen führte bisher zu keiner Lösung.

Auch wir als Interessenvertretung sind mit unserem wiederholten Ersuchen doch bitte eine Lösung zu finden unter Begleitung eines freundlichen Lächelns gnadenlos abgeblitzt.

Politischer Auftrag hin oder her, wie zu Beginn beschrieben, ist die Innere Stadt über ihre Grenzen hinaus viel zu wichtig für ganz Wien, als dass ein Bezirksvorsteher mit seiner Mann- und Frauschaft Gallisches Dorf spielen sollte. Besonders wenn es darum geht unter dem Deckmantel des dringenden Parkplatzbedarfs Parkraum für besonders autoverliebte Bezirksbewohner zu schaffen.

Mehr Lebensqualität für die Anrainer zu verlangen, dafür Wirtschaftstreibenden zu quälen, aber selber mit fetten Autos durch den Bezirk fahren geht gar nicht. Angeblich hat der 1. Bezirk den bei weitem größten Anteil an registrierten SUV‘s. Aber das muss ich noch prüfen.

Fortsetzung folgt!

 

Euer

Peter Dobcak