Wien (Culinarius) Jeder in Österreich lebender kennt die Problematik. Man trinkt genüsslich eine Melange in einem Café mit ein paar Freunden oder freut sich nach Feierabend ein frisches, goldgelbes Bier vom Fass in der Lieblingskneipe zu trinken. Doch kaum hat man das Lokal wieder verlassen, fällt einem auf, wie sehr man von Kopf bis Fuß nach kalten Zigarettenrauch mieft und das äußerst penetrant. Da hilft nur noch Kleidung lüften und Haare waschen. Als Nichtraucher und auch als Raucher kann dies häufig sehr ärgerlich sein. Vor allem, da in vielen Lokalen eine vernünftige Lüftungsanlage fehlt. Da kann es schon vorkommen, dass die Augen anfangen zu tränen und beginnen zu jucken und die Menge des Qualms jede Nebelmaschine alt aussehen lässt. Dies ist besonders für die Mitarbeiter stark belastend.
Das „Berliner Modell“ als Vorbild
Ab 1. Mai 2018 sollte Schluss sein mit den Glimmstengeln in Gastronomiebetrieben. Doch die ÖVP und die FPÖ haben sich darauf geeinigt, dass das neue Gesetz wieder gekippt werden soll und zwar noch bevor es in Kraft treten kann. Die Parteien würden gern das „Berliner Modell“ einführen, bei welchem Betriebe einen separaten Bereich als Raucherbereich kennzeichnen können. In diesem Bereich dürfen aber keine Speisen verzehrt werden. Außerdem sollen Lokale entscheiden, ob sie zukünftig ein Raucher- oder ein Nichtraucherlokal sein wollen, wenn ihr Gästebereich unter 50 Quadratmetern liegt. Darüber hinaus sollen diese Betriebe und die Raucherbereiche für unter 18-jährige verboten werden. Wie diese Verschärfung umgesetzt werden soll bleibt fraglich.
Ärzte starten Online-Petition
Bereits im April 2015 einigte sich die damalige Regierung auf das generelle Rauchverbot in der Gastronomie. Die ehemalige Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser, die letztes Jahr verstorben ist, setzte sich hierfür besonders ein. Somit ist es verständlich, dass das erneute Hin und Her für viele Ärzte vollkommen unverständlich ist. So wird beharrlich um ein generelles Rauchverbot gerungen, denn in Österreich gibt es pro Jahr um die 14.000 Todesfälle aufgrund des Rauchens. Um der Regierung entgegen treten zu können, wurde die Online-Petition gegen Rauchen schon am 11. Dezember des letzten Jahres gestartet. Sie läuft noch bis zum 10. Februar. Danach sollen die Ergebnisse präsentiert und im Innenministerium offiziell eingereicht werden. Bereits über 400.000 Österreicher haben die Petition unterschrieben.
Was folgt nach der Online-Petition?
Drei Wochen hat das Innenministerium Zeit, um den Antrag zu prüfen und eine Entscheidung zu fällen. Denn ob die Petition zugelassen wird, bleibt bis dahin unklar. Sollte es zum Referendum kommen, wird dieses frühestens Anfang Mai abgehalten werden. Das Ergebnis wäre bindend.
Negative Auswirkungen auf den Umsatz?
Die Debatte um den verstärkten Nichtraucherschutz wurde außerdem von den Argumenten geleitet, dass der Umsatz vieler Wirte einbrechen würde. Diese Sorge wurde laut einem Bericht des Standards ebenfalls von der Ärztekammer widerlegt. Demnach bestätigte eine Analyse in Bayern, welche die Umsätze in der Gastronomie der vergangenen zwanzig Jahre untersuchte, dass das Rauchverbot keine Umsatzveränderungen bedeute.
Da man sich in einem Restaurant nicht zum Rauchen, sondern zum Essen verabredet und um Zeit miteinander zu verbringen, gehen Gäste in anderen europäischen Ländern zum Rauchen vor die Tür. Dies galt im Übrigen als ein beliebter Treffpunkt um neue Bekanntschaften zu machen und sich bei einem guten Essen näher kennen zu lernen.
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