Während tausende Gastronomiebetriebe in ganz Österreich um das Überleben kämpfen, zettelt ein führendes Möbelhaus in ihren Restaurants eine nie dagewesene Preisschlacht an. Ein enger und für die Branche verantwortungsloser Ansatz. Unter dem Motto „Ich kann es mir leisten.“ in diesen Zeiten eine dringend notwendige Anpassung der Preise nach oben zu unterlaufen halte ich für moralisch bedenklich. Irgendwann hat das Diktat der Wettbewerbsfreiheit eine selbst auferlegte Grenze. Nämlich dann, wenn es um die Verantwortung für alle geht.
Hat das Verkaufen über den Preis ohne jegliche betriebswirtschaftlich vernünftige Grundlage, die Gastronomie über die Jahre weltweit in eine schiefe Lage gebracht, ist die Pandemie der endgültige Auslöser für den Untergang tausender Gastronomiebetriebe. Trotz sehr belastender gesetzlicher Rahmenbedingungen ist das Fehlen jeglicher finanzieller Reserve durch vielerorts falsche Preispolitik hausgemacht. So ehrlich muss man sein. Viel zu lange wurde nach der Methode „Calculation by neighbour“ der Verkaufspreis festgesetzt. Immer ein wenig billiger als der Nachbarbetrieb, dann werden die Gäste schon kommen.
Jede Krise öffnet auch neue Chancen, wie es so schön heißt. Größere Unternehmen betreiben standardmäßig ununterbrochen Selbstkontrolle, suchen nach Verbesserungspotentialen und erfinden sich mitunter neu um am Markt bestehen zu können. Dazu sind nun auch die kleinen Betriebe gezwungen, denn gute Küche plus freundliches Service genügen für sich alleine schon lange nicht mehr. Diese Erkenntnis hat durch die Krise einen gewaltigen Schub bekommen.
Die Bundesregierung nimmt die Wichtigkeit der Gastronomie als integralen Bestandteil einer Gesellschaft ernst. Mit Unterstützungsprogrammen samt Steuersenkungen wird versucht, die Branche am Leben zu erhalten. So auch die groß angelegte Gutscheinaktion in Wien. Eine gewisse Marktbereinigung wird trotzdem nicht zu verhindern sein, ist auch gesund, wenn es nicht zu viele sind. Diese Gefahr besteht derzeit leider durchaus.
Sich als Unternehmen ausschließlich auf die Unterstützung des Staates zu verlassen ist allerdings der falsche Weg. Die einzelnen Programme sollen nicht nur das Überleben sichern, sondern Anlass sein, den bisherigen unternehmerischen Weg sehr kritisch zu hinterfragen. Ganz besonders, was den betriebswirtschaftlichen Teil betrifft. Und, ich kann es nicht genug betonen, ganz genau zu kalkulieren.
Auch die Bevölkerung hat erlebt, was es heißt über Wochen keinen Gastronomiebetrieb besuchen zu dürfen. Unsere Umfragen zeigen eine gewaltige Solidarität mit der Gastronomie und großes Verständnis für notwendige Preisanpassungen. Nützen wir diese Chance, um unsere Betriebe in eine auch finanziell gesicherte Zukunft zu führen.
Euer
Peter Dobcak