Von Peter Dobcak
Egal ob manche von uns Gastronomen härter im Nehmen sind oder uns das unmögliche Verhalten mancher Gäste eher emotional betroffen macht, die Einstellung zu und der Umgang mit den Gastronomen und deren Mitarbeitern von mehr und mehr Gästen ist nicht länger zu akzeptieren.
Der Gast ist König, aber nicht unser Herr, das sage ich immer wieder und weise auch bei jeder Gelegenheit deutlich darauf hin. Wir Gastronomen müssen konsequenter sein im Umgang mit solchen Gästen, die glauben, sie kaufen mit der Dienstleistung auch den Menschen. Leute mit dieser Einstellung sind in unseren Betrieben nicht willkommen. Wertschätzung im Umgang miteinander ist die Grundlage jeder zivilisierten Gesellschaft!
Die Verfasserin folgender Zeilen, eine sehr engagierte Kollegin in der Josefstadt, bringt unsere Situation genau auf den Punkt. Mit ihrem Einverständnis darf ich ihr Posting heute veröffentlichen:
„Ein großes Lob an meine Mitarbeiter – ihr macht eine geile Arbeit und leistet Großartiges – und ein herzliches Dankeschön an unsere verständnisvollen Gäste!
Liebe Gäste, im Namen aller Gastronomen: Dezember ist für alle gut gehenden Lokale ein Ausnahmezustand! In unserem Interesse als Gastgeber liegt es, jedem einzelnen Gast einen unvergesslichen Abend sowohl kulinarisch als auch servicetechnisch zu bieten. Wir arbeiten mit Herz und sind bemüht, den kurzfristigen Reservierungen noch einen Platz zu ermöglichen und den Ablauf des Abends perfekt zu gestalten. Es gibt ein Zeitsystem in der Gastronomie, doch leider schaffen es viele der Gäste nicht sich daran zu halten.
Alleine 15min zu spät zu kommen, kann schon den ganzen Ablauf negativ beeinflussen. Mit mehr oder weniger Gästen wie avisiert anzukommen und zu erwarten, dass man 4 Sitzplätze in einem kleinen Lokal einfach dazu zaubern kann oder gar nicht zu kommen und nicht im Stande sein abzusagen, ist leider auch schon zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Wir Gastronomen müssen damit leben und für den Gast Verständnis aufbringen, doch auch der Gast – der bei uns im Hause jederzeit wie ein König behandelt wird – soll für diese Ausnahmezeit etwas mehr Mitgefühl mitbringen, wenn das Service nicht alle 2min das Glas mit dem Leitungswasser auffüllt oder etwas vergessen hat.
Sorry dafür!
Als Restaurantinhaberin kann ich euch versichern, wer im Dezember sowohl die Kraft, als auch die Nerven aufbringt, in der Gastronomie zu arbeiten und nicht auf Kosten aller eine ruhige und besinnliche Zeit und Kugel zu Hause schiebt, der arbeitet in der Gastronomie von Herzen und mit Herzen und somit ist es keine Absicht etwas zu vergessen oder weniger perfekt zu machen!
Bitte, seid menschlich, fragt einfach kurz noch einmal nach und hört endlich auf, alles negativ zu betrachten, zu bemängeln und zu bewerten. Viele wundern sich, wieso keiner mehr in der Gastronomie arbeiten will? Das sind einige der Gründe: fehlendes Verständnis der Gäste, mangelnder Respekt, extremer Anspruch an sich selbst und hoher Stressfaktor. Nehmt euch mal die Zeit, besinnt euch und genießt sie liebe- und verständnisvoll im Kreise aller Menschen. #habteuchlieb #gastronomiemitherz #ichliebemeinenjob #menschlichkeit #verständnis“
Ich denke, vielen Kolleginnen und Kollegen in der Branche wird mit diesen Zeilen aus dem Herzen gesprochen. Was die No-Shows betrifft, fordere ich den Gesetzgeber nochmals dringend auf, die Abbuchung einer Stornogebühr über die Kreditkarte ohne bürokratische Hürden möglich zu machen. In der Hotellerie und im Ausland ist dies ohne weiteres machbar und wird auch akzeptiert. Interessanterweise auch von jenen Österreichern, die sich daheim fürchterlich darüber aufregen.
Persönlich, liebe Leserinnen und Leser wünsche ich Euch schöne Feiertage mit einigen Tagen Zeit für die Familie, für Freunde, aber vor allem für Euch selbst.
Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in das neue Jahr wünscht Euch,
Euer
Peter Dobcak
Obmann der Fachgruppe Gastronomie Wien