Der Regen hatte eingesetzt kurz bevor wir das Lokal erreichten und unsere letzten Schritte beschleunigt. Wir sitzen nun gewissermaßen in der Auslage und genießen einen ungehinderten Blick auf das MAK gegenüber, der heute nicht im Geringsten vom mittlerweile verwaisten Schanigarten verstellt ist und auch die Flaschenregale auf Rollen vor den bodentiefen Fenstern geben den Blick frei. Sie sind mit einer beachtlichen Menge an Flaschen bestückt und wie wir später erfahren werden, enthalten sie die vielen verschiedene Rumsorten – eines der Highlights im Comida y Ron – Essen und Rum, Essen und Trinken.
Wir sind früh dran, dennoch ist es bereits dunkel draußen, die gedimmten Lichter und eine kleine Kerze am Tisch verbreiten eine angenehme Atmosphäre in Kombination mit der jazzigen Barmusik. Aufkommende Behaglichkeit, wie sie entsteht, wenn man sich vor Wetterunbill ins Warme, Trockene rettet, breitet sich aus. Wir sind eingestimmt für einen schönen Abend.
Die Herausforderung der seitenstarken Getränkekarte nehmen wir gar nicht erst an und setzen unser Vertrauen in Andrè Mardureira, der je zur Hälfte aus Portugal und aus Brasilien stammt und ein Kenner seines Faches ist. Er begleitet uns mit seiner Kompetenz und Freundlichkeit das ganze Menü hindurch und gibt abschließend noch eine Einführung in Rum-Verkostung.
So beginnen wir mit einem leichten, herben Rosato Spritzer (5,80) während wir uns auf eine Variante des dreigängigen Degustationsmenüs (39€) einigen. (Übrigens gibt es zwischen 09.-15.Okt die Möglichkeit zur Kostprobe eines drei-Gänge-Menüs).Das Lokal hat sich inzwischen mit Gästen gefüllt, soweit ich sehen kann ist kein Platz mehr frei. Dass damit auch der Lärmpegel steigt und sich mit der wohltemperierten Musik mischt, stört erstaunlich wenig, es ist Teil des Karibik Feelings.
Inzwischen ist auch unser Essen da. Als Vorspeise Pikanter Avocado- Mango -Salat und Ceviche de Trucha Asalmonada. In Retro Glasschüsseln, sehr einfach aber doch einladend angerichtet – gute Grundprodukte mit Akzent auf kreolischer Marinade. Dazu gibt es Weißwein, Sauvignon Blanc, ORO de Castilla 2016 (1/8 l 4,50) so köstlich zum Fisch, dass wir auch beim Hauptgericht dabeibleiben, obwohl der Rioja rosado, den wir auf Anraten unseres „Guides“ in der Wartezeit zwischen den Gängen verkosten, auch sehr verlockend ist.
Der zweite Gang – Gebratenes Lachsforellenfilet mariniert in Limettensaft, Koriander und Chili mit Süßkartoffeln, Tomaten, Radieschen und Knuspermais und das Filetsteak „Lady Cut” jeweils mit Jalapeño-Tomaten-Koriander- Salsa an buntem Sommergemüse. Das Gemüse zum Fisch ist einwandfrei bissfest gegart, rustikal geschnitten, was ich verglichen mit dem häufig übertriebenen Julienne als angenehm erlebe. Das Steak ist ein Traum, das Fleisch vom Angusrind zeichnet sich durch einen geringen Fettanteil aus und ist weltweit für seine Zartheit bekannt. Die Black Angus-Rinder wandern ein Leben lang auf den unendlichen Weiden der argentinischen Pampa immer dem besten Gras nach.
Das Fleisch hat eine schöne Röstkruste und ist innen – ohne mich nach dem Gargrad gefragt zu haben – ganz nach meinem Geschmack – Medium. Das Süßkartoffelpüree hat eine schöne Konsistenz mit dezentem, nicht überlagernden Kokosgeschmack. Der Blattspinat ist ausgezeichnet, frisch mit Knoblauch sautiert, leider auch hier eine Spur zu wenig Pepp in der Würze, Salz und Pfeffer sind zum Glück vorhanden. Ein wenig mehr Mut beim Würzen wäre insgesamt nicht verkehrt, Salsas die man separat dazu bestellen kann, sind allerdings eine coole Idee die einem Variationen zulassen.
Baño de chocolate blanco. Kaltes Bad von der weißen Schokolade mit frischen Erdbeeren und Bananen zum Dessert. Wer weiße Schokolade liebt, wird die kühle Temperatur und die intensive Süße des Schokobads, das mit den frischen Früchten kontrastreich harmoniert, genießen.
Alle anderen sollten sich jedoch übergangslos nach dem Hauptgang der Rum Verkostung widmen – 300 Sorten warten darauf, ev. ein kleiner Espresso dazu und die Welt ist wie sie sein soll! Wer eine Zigarre dazu wünscht, wende sich an den Kellner, der die Schätze hütet – geraucht werden darf im Untergeschoß, im Red Room. Die Heimfahrt danach sollte nicht zum Problem werden, wir sind ganz nahe von U3 Stubentor, Ringwagen und in Laufnähe zum Hauptbahnhof “ Wien Mitte „.
Fazit: Kreolisch-karibische Küche, leicht, gesund und köstlich – Ernährung, die uns gute Gefühle und Idealgewicht beschert. Auch das Trinken kommt nicht zu kurz. Die Bar bietet eine gut sortierte Getränkeauswahl, Cocktails und Rum – mit weit über 300 verschiedenen Rumsorten aus der ganzen Welt. Die lebendige Atmosphäre und die Freundlichkeit der Mitarbeiter tragen dazu bei, das Lokal jeden Abend mit zufriedenen Gästen zu füllen.
Comida y Ron · Restaurant · Cocktailbar
Stubenring 20, 1010 Wien
Tel. +43 1 512 40 24
Mo – Fr: 11:00 – 1:00 Uhr
Sa & So & Feiertag: 18:00 – 1:00 Uhr
http://www.comida.at/de/home