Eine Vielfalt an internationalen Lokalen mit Spezialitäten aus aller Welt gibt es in Wien zwar, doch ist diese Vielfalt alles andere als gleichmäßig aufgeteilt. Die Anzahl der italienischen oder chinesischen Restaurants ist beispielsweise um einiges höher als die der russischen oder französischen. Ebenso die Küche Venezuelas – sie ist quasi nicht vertreten in der Bundeshauptstadt. Dies ist seit letzter Woche anders. Für Fans des karibischen Flairs und der scharfen Gerichte aus Lateinamerika gibt es ab sofort eine neue Pilgerstätte: das „Chuchú“ (wird Tschutschu ausgesprochen) in der Wipplinger Straße, wo zuvor das Restaurant „Zum Suppentopf“ beherbergt war. Chuchú ist übrigens in Venezuela der Spitzname für Jesus.
Das Küchenkonzept lautet „Südamerika trifft auf Südostasien“ und wurde von der venezolanischen Star-Köchin Cathy Lemoine entwickelt, die in der Dominikanischen Republik zwei Restaurants führt, nebenbei noch den bekannten Schauspieler Vin Diesel bekocht und sogar noch eine Kochsendung im Fernsehen hat. Eine Kochaholic sozusagen. Das Küchenteam wird geleitet von Christopher Uxa, der zuvor im Fabios kochte. Jedoch die eigentlichen Drahtzieher und Besitzer sind die Geschwister Rodriguez: Soti, Jesus und Laura, die zwar alle drei unterschiedliche Jobs haben respektive hatten, doch eines verbindet sie – die Liebe zum guten Essen aus der Heimat. Das Chuchú ist somit ein kleiner Familienbetrieb, schön!
Schön ist nicht nur die Hintergrundgeschichte, sondern auch das Innenleben des Lokals: so ist die Orchidee auf der Bar etwa die Nationalblume Venezuelas und die Farben der Einrichtung deuten auf die Landesflagge hin. Besonders ins Auges sticht das pompöse Wandgemälde der Künstlerin Bella Volen. Nicht weniger hübsch sind auch die 50 Meter lange Sitzbank mit ihrer Chesterfield-Lederpolsterung sowie der mattgoldene Bartresen. Eine gekonnte Mischung aus traditionell und modern, gefällt mir.
Was erwartet den Gast nun kulinarisch im Chuchú? Auf jeden Fall eine spannende Mixtur aus exotischen Aromen und traditionellen venezolanischen Gerichten. Als Vorspeise serviert Lemoine zum Beispiel Arepas – die traditionell aus Maismehl hergestellten Brötchen, die frittiert und mit Avocadocreme gegessen werden – einfach und fabelhaft gut. Weiter geht es mit einem Meeresfrüchtesalat, der mit dem üblichen Shrimps-in-Cocktailsauce-Pansch, den man oft in anderen, nicht so ganz authentischen und meistens mediterran angehauchten Restaurants kennt, so absolut gar nichts gemeinsam hat – die Kombination aus Lachs, Thunfisch, Garnelen, Quinoa, Avocado und erfrischendem Koriander schmeckt richtig gut. Aus dem Meer kommt auch das nächste Wahnsinns-Gericht: Geschmorter Oktopus mit Bratkartoffeln und Olivencreme. Schaut ein bisschen aus wie ein buntes Kunstwerk und erinnert zwar eher an den letzten Südeuropa-Urlaub als an tropische Gefilde, das macht aber überhaupt gar nichts, denn dieses Meeresgetier ist so perfekt zubereitet und harmoniert so wunderbar mit dem würzigem Olivengeschmack, dass ich kurz dachte ‚ich will nie wieder etwas Anderes essen’. Absolut zu empfehlen! Die Speisekarte gibt außerdem noch viele andere Leckereien her: vom „Chicharrones“, einem sechs Stunden lang gegarten Schweinebauch mit Yuca-Püree (Yuca ist eine Maniok-ähnliche Pflanze) und Wasabi-Creme – soll eine regelrechte Geschmacksexplosion sein, das wird´s dann wohl beim nächsten Besuch werden – oder Entenbrust mit Ananas-Chimichurri bis hin zum Maracuja-Cheesecake mit Kokos-Crumble. Karibisch, feurig, exotisch, speziell. Und das alles zu moderaten erster-Bezirk-Preisen: die Hauptspeisen liegen mittags zwischen neun und fünfzehn Euro, abends muss man dann doch noch ein paar Euros drauflegen. Die Mittagskarte unterscheidet sich von der Abendkarte, zum Business Lunch zwischen 11.30 und 15.00 Uhr zaubert das Küchenteam außerdem eine Pasta des Tages.
Neben leckeren Gerichten gibt es im Chuchú aber auch eine verdammt coole Bar mit herrlichen Karibikfeeling-Cocktails, die von Bar-Chef Manuel Ramirez gemixt werden. Unbedingt probieren sollte man den sagenhaften Thaipirinha (Cachaca, Limette, Kokos, Koriander und Basilikum – wow!) und den spritzigen Chuchú Mule (Gin, Zitronengras, Gurke, Ingwer, Ginger Beer und Maracuja).
Fazit:
Exotisch-kosmopolitische Küche, gemütliches Ambiente, leistbare Preise, alles in Allem eine runde Sache. Es schmeckt frisch, es schmeckt irgendwie nach Urlaub. Ja, Herr Diesel hat schon einen guten Geschmack….
Chuchú
Wipplinger Straße21
1010 Wien
Tel. 01 533 24 35
Geöffnet: Montag bis Freitag 11:30 bis 15:00 & 18:00 bis 22:00 Uhr