Das Gastro.News Winzerportrait stellt Österreichs Winzerinnen und Winzer auf flotte, unterhaltsame und ganz private Art und Weise vor. Heute mit dabei, die sympathische Christina Hugl, die unter anderem als eine der Jungen Wilden Winzer auf sich aufmerksam macht!
Gastro.News: Gibt es 2022 noch einen Geschlechterunterschied in der Branche?
Hugl: Ja, aber nur mehr recht wenig. Mir passiert es wenn überhaupt noch auf Verkostungen, bei denen alte Männer (sorry Guys) immer wieder mal fragen, ob der Papa noch die Weine macht und ich die Werbung, weil ich ja fescher bin. Aber solche Aussagen kann ich dank meiner „großn Goschn“ recht gut kontern ;-).
Gastro.News: Wann hast du festgestellt, dass der Sprudel deine berufliche Zukunft gestalten wird?
Hugl: Eher spät. Ich bin anstatt auf die Weinbauschule wie mein größter Bruder, wir sind 2 Burschen und 2 Mädels, in die Tourismusschule gegangen. Dort habe ich das Gastrofach kennen und lieben gelernt. Nach einigen Jahren in den Niederlanden wollte ich ein bisschen im Keller vom Papa mithelfen. Da hab ich Blut geleckt. Gestartet hab ich mit 1500 Flaschen, mittlerweile bin ich bei rund 20.000 pro Jahr.
Gastro.News: Warum ist Wein immer etwas Persönliches?
Hugl: Ich glaub bei mir ist es persönlich, weil ich so viel Zeit und Energie hineinstecke und wenn ich von meinem Sprudel überzeugt bin, dann freut es mich, wenn das andere auch sind. Man hat seine großen Vorbilder, in diese Richtung versuche ich dann zu arbeiten, aber eben mit meiner eigenen Handschrift!
Gäbe es Pet-Nat nicht, würde sich der Sekt in Österreich auf den wenig vorhandenen Lorbeeren ausruhen.
Christina Hugl
Gastro.News: Rot, Weiß oder Rosa?
Hugl: In 98% der Fälle weiß, fett-burgundisch oder natural. Gerne auch gereift. Vor 2018 trink ich ungern etwas.
Gastro.News: Deine Standard-Weinbestellung beim Restaurantbesuch?
Hugl: Vorab Sprudel, ohne dem geht´s einfach nicht. Und dann, wenn vorhanden etwas Maischevergorenes, gerne Veltliner, Burgunder und bestenfalls von Winzern, die ich nicht oder nur wenig kenne. Zum Hauptgang bevorzuge ich dann wieder was mit Holz, BSA und viel Reife. Und ich versuche aus dem Gebiet zu trinken, wo ich gerade bin, sofern das möglich ist.
Gastro.News: Welchen deiner Weine empfiehlst du unseren Leserinnen und Lesern?
Hugl: Das ist schwierig, weil natürlich nicht jeder alles mag. Aber ein schöner Everybodies-Darling-Sprudel ist der Rosa Pet-Nat aus Pinot Noir. Immer lässig zu trinken!
Gastro.News: Von welchem Wein oder Wein-Mischgetränk lässt du lieber die Finger?
Hugl: Asti. Vor allem von Martini. Da muss ich wohl nicht erklären warum.
Gastro.News: Wie lange gibt es Christina Hugl Sekt & Pet-Nat schon?
Hugl: Der erste selbstgemachte Jahrgang war 2014, richtig begonnen hat es dann mit der Bewerbung 2017 (bei Sprudel beträgt die Vorlaufzeit von der Traube bis zum fertigen Produkt mind. 2 Jahre), 2018 war dann die erste ernstzunehmende Ernte. Und das alles von Null weg. Das elterliche Weingut hat mein Bruder Daniel übernommen. Mein Partner Robert und ich wollten komplett eigenständig sein.
Gastro.News: Welche Rebsorten gibt es bei euch zu finden?
Hugl: Klassisch Österreichisch – Burgundisch. Grüner Veltliner, Zweigelt – eh klar. Vor allem auch super für Sekt und Pet-Nat. Und wir lieben Chardonnay und Pinot Noir. Aber das Sortiment ist noch viel größer. Neuburger, Blauer Portugieser, Müller Thurgauer – you name it. Und wir haben den ersten reinsortigen Pinot Meunier Österreichs ausgepflanzt.
Vor 2018 trink ich ungern etwas.
Christina Hugl
Gastro.News: Wie wichtig sind neue Trends in der Weinbranche?
Hugl: Wichtig. Wir folgen natürlich nicht jedem Trend, sondern bleiben unserer Linie treu. Aber neue Trends bedeutet Innovation und Weiterentwicklung. Gäbe es Pet-Nat nicht, würde sich der Sekt in Österreich auf den wenig vorhandenen Lorbeeren ausruhen. Nachdem Pet-Nat ein neuer, großer Trend im Schaumwein-Bereich ist, muss natürlich auch das Sekt-Image cooler werden. Das tut es Gott sei Dank auch.
Gastro.News: Hat die Coronakrise die Branche beeinflusst?
Hugl: Ja. Menschen kaufen entweder mehr im Supermarkt oder setzen sich mehr damit auseinander, wo die Produkte herkommen. Beim Abhofverkauf haben wir eine enorme Steigerung gespürt, weil die Österreicher, vor allem jene aus dem Westen, mehr Urlaub bei uns machen, dann Verkosten und ihre Vorräte auffüllen.
Gastro.News: Was braucht es, um sich als Neuer in der Branche gegen die Traditionsbetriebe behaupten zu können?
Hugl: Es beginnt mit einem guten Produkt, aber auch das Drumherum – Verpackung, Website, genereller Auftritt – muss passen. Man muss gesehen werden und zeigen, dass man mit seinem Produkt etwas Besonderes anzubieten hat!
Gastro.News: Wenn du nicht Winzerin geworden wärst, was dann?
Hugl: Dann würd ich jetzt als Sommelière in Neuseeland arbeiten und jede Woche wandern gehen #lordoftheringsforever.
Gastro.News: Danke für das Gespräch.
Christina Hugl I Sekt & Pet-Nat
Adresse: Gartenzeile 1, 3550 Langenlois
Telefon: 0650 7427151
Website: https://www.christinahugl.at/