Diese Weinmacher der Generation Millennium kennen nicht nur die heimischen Traditionen von Kindheit an – sie haben sich auch in der weiten Welt umgesehen und gehen jetzt daran, frische Ideen umzusetzen. Es sind Individualisten und Querdenker, die aber über alle Eigenständigkeit hinweg eine Überzeugung teilen: Nämlich den Glauben an die Qualität und das Potenzial ihrer Terroirs und den Willen, unverwechselbare, von ihren Böden geprägte Weine zu schaffen.
1. Youngster: Stefanie Böheim
Drei Zeilen im 35 Jahren alten Weingarten bei Stixneusiedl sind Stefanie Böheims größter Stolz. Die Weißburgunder Trauben, der an dieser Stelle auf sandigem Lehm wachsen, liegen voll und ganz in ihrer Verantwortung. Hier an der Lage Stixbergen soll ein Wein entstehen, der die Typizität des Bodens im Arbesthal unterstreicht. „Ich wollte etwas Neues kreieren, dass es so noch nie zuvor bei uns am Weingut gegeben hat“, erklärt die 24jährige, die gemeinsam mit ihrem Vater das 19 Hektar große Weingut führt – und wagte sich bei der Vinifizierung an die Methode der Ganztraubengärung.
Wenn das Traubengut ausreichend hochwertig ist, entstehen dabei unglaublich vielschichte Aromen nach Birnen und Holunderblüten, Karamell, Erbsenschoten und vieles mehr. „Nach dem Ausbau im Barrique war der Wein aus dem Jahrgang 2015 ein Jahr lang ziemlich unzugänglich“. Jetzt zeigt sich allmählich, dass sich der Mut und das Warten für Stefanie gelohnt haben, denn Boden, Frucht und dezenter Holzeinsatz vermählen sich – ein Prachtexemplar von burgundischer Dimension kommt nach und nach zum Vorschein. „Jetzt macht der Wein großen Spaß“, freut sich die engagierte Winzerin, von der man in Zukunft bestimmt noch viel hören wird.
2. Youngster: Michael Auer
Als Michael Auer 2009 den elterlichen Weinbetrieb mit 8 Hektar übernahm, richtete er seine ganze Aufmerksamkeit auf die Arbeit in den Weingärten. Ihm war klar, dass dort der Grundstein für die Art von Weinen gelegt wird, die ihm vorschwebt, nämlich „Weine mit Herz, die von ihrer Herkunft erzählen“. Michael sieht sich dabei keineswegs als Revoluzzer, im Gegenteil: „Ich setze auf die Weisheit der Erfahrenen. Alles anderewäre Wahnsinn“. Gelernt hat er unter anderem bei dem renommierten Carnuntiner Winzer Gerhard Markowitsch, dessen Wein-Stilistik ihn geprägt hat und dessen Vorliebe für rote Sorten er teilt. Und da hat Michael Auer die besten Voraussetzungen: Seine Trauben wachsen in den begünstigten Höfleiner Rieden Aubühl, Bühl und Kirchtal auf Lehm-, Löss-, Schotter- und Kalkböden.
Genau hier pflanzte schon Michaelas Großvater die Reben für Syrah an – ein Grund, weshalb Michael diese Sorte besonders schätzt. „Der Syrah aus der Lage Kirchtal ist eines meiner wertvollsten Gewächse“, sagt er überzeugt. Der Erfolg gibt ihm Recht: Schon der erste Jahrgang (2009) unter Michaels Regie wurde bei der NÖ Weingala zum Landessieger gekürt. Auf den Jahrgang 2015 ist Michael besonders stolz. „Elegant, mit dichter Beerenfrucht und feiner Pfeffernote, kraftvoll, aber ohne die Schwere, die sonst für diese Rebsorte typisch ist. Das Feine und Elegante kommt eindeutig vom Boden. Kirchtal und Syrah sind für mich einfach der beste Match.“
3. Youngster: Michaela Riedmüller
Michaela Riedmüller aus Hainburg an der Donau bewirtschaftet 7 Hektar an Rebflächen an den Lagen Spitzerberg und Braunsberg. Der felsige Untergrund und der lehmige Oberboden des Braunsbergs sowie die hohe Luftfeuchtigkeit durch die Donaunähe lassen hier hocharomatische Weine von feiner Frucht und filigraner Statur entstehen. Die weiße Hauptsorte des Weinguts Riedmüller ist Grüner Veltliner, bei Rot Blaufränkisch. Den vermählt sie mit Merlot und Zweigelt zu einer höchst eigenwilligen Kreation – der Rotweincuvée „Runde Sache“.
Für diese Einzellagen-Cuvée vom Braunsberg werden alle drei Sorten jeweils getrennt vinifiziert und unterschiedlich ausgebaut – teils im Stahltank, teils in Holzfässern. Erst einige Monate nach der Lese schreitet sie zur Assemblage, jedenfalls nicht früher, als bis jeder der drei Grundweine die Zeit zur ersten Reife hatte, die er braucht. Die fertige Cuvée ist für Michaela einfach eine „Runde Sache“, daher auch der Name für den Wein.
Seit letztem Jahr ist Michaela für die Arbeit im Keller verantwortlich. „Ich will und ich werde neue Wege gehen“, ist sich Michaela sicher. Mit dieser Überzeugung lassen sich auch neue Türen öffnen. Ins Frauenzimmer zum Beispiel. Mit den befreundeten Jungwinzerinnen Victoria Kugler (Weingut Kugler), Viktoria Preiss (Weinkultur Preiss) und Sabrina Veigel (Weingut Veigel) hat Michaela gemeinsam dieses Unternehmen ins Leben gerufen.
Ihren persönlichen Weinbau-Fokus will Michaela künftig noch mehr auf den Blaufränkisch legen. Naheliegend, wenn jemand derart bevorzugte Lagen wie die am Spitzerberg und am Braunsberg bewirtschaften kann.
4. Youngster: Victoria Gottschuly-Grassl
Die Begeisterung für den Weinbau wurde Victoria Gottschuly-Grassl praktisch in die Wiege gelegt. Das 12 Hektar umfassende Weingut in Göttlesbrunn und Höflein blickt auf eine lange Geschichte zurück und wird von Generation an Generation weitergegeben.
Einige der besten Lagen des Weinbaugebiets Carnuntum bilden den Grundstock für die Gottschuly-Grassl-Weine: Aubühl, Bärnreiser, Hagelsberg, Hoher Weg. Victorias persönlicher Favorit bleibt dabei der Zweigelt, der seit 15 Jahren am Hohen Weg wächst: „Ich liebe diesen Wein. Er duftet nach Kirschen und ein wenig nach schwarzer Erde, manchmal auch nach Zwetschken und Bitterschokolade, die Tannine sind spürbar, aber mürbe und gut eingebunden.“
Bei den Weißweinen dominiert die Frische, sie werden fast durchwegs im Stahltank ausgebaut. Bis auf eine Ausnahme: „Die Lage Hagelsberg liefert herrliche Grüner Veltliner und Sauvignon Trauben. Diese baue ich gemeinsam im Eichenfass aus“, erzählt Victoria. „Das ist mein spannendes Weißwein-Experiment, das ich seit drei Jahren begleite.“
Bei der diesjährigen Schlossquadrat Trophy (16. Mai 2017, Wien) steht Victoria mit einem Gottschuly-Grassl-Wein im Rampenlicht. Ob sie das Finale mit Zweigelt vom Hohen Weg oder ihrer weißen Lagen-Cuvée gewinnen möchte? „Ich habe mich noch nicht entschieden, mit welchem Wein ich antrete“, erklärt sie augenzwinkernd.