Wien (Culinarius) – „Die Bauchgefühlsentscheidung war es dann im Endeffekt!“, meint Farangis Firozian, einer der beiden Köpfe hinter dem Bits & Bites im 6. Wiener Gemeindebezirk im Interview mit gastronews.wien auf die Frage, was den Anstoß gab es mit einem eigenen Lokal zu versuchen. Und siehe da: Es mauserte sich nach seiner offiziellen Eröffnung in diesem Jahr in kürzester Zeit zum Geheimtipp im Grätzl und darüber hinaus. Dieser Umstand ist aber nicht nur dem Duo bestehend aus Farangis und Stan, dem Koch, sondern auch dem einzigartigen Geschäftskonzept, der einzigartigen Einrichtung und der einzigartigen Speisenkreationen zu verdanken.
Eine Eingebung und der Mut ihr zu folgen
Der Keim des Bits & Bites findet sich im Bankensektor: Firozian blickte bereits auf eine mehrjährige Karriere zurück, ehe zu einer Assistenzanstellung im Nachhaltigkeitsbereich kam. „Mir wurde dann immer klarer, dass ich nach der Uni in diesem Sektor bleiben will und beschloss daraufhin mein eigenes Business zu machen. Eines Nachts bin ich dann aufgewacht, hatte diese Eingebung und dachte: „Okay, ich denke ich mache ein Restaurant auf – es war dieses plötzliche Bauchgefühl. Du hast dann die Möglichkeit dem nachzugehen oder das Ganze zu ignorieren.“ Als die Pläne begannen konkreter zu werden, holte sie sich Stan, einen Koch mit jahrelanger Erfahrung in der Gastronomie, an Bord – „Stan ist mehr als ein Koch, er sieht die Kochkunst aus den Augen eines Wissenschafters und beschäftigt sich tiefgehend mit der Materie – dabei merkt er gar nicht, dass er mit seinen Kreationen Bilder malt!“!“
Wohnzimmerflair trifft einzigartiges Konzept und Spitzenküche
„Bei uns wird jeder Teller frisch zubereitet; wir versuchen besonders auf die französischen Kochtechniken bei der Herstellung unserer Speisen zurückzugreifen – angefangen vom Fleisch- und Gemüsejus bis hin zu den Burgerbuns. Wenn es uns möglich ist, Speisen und deren Komponenten selber herzustellen, tun wir das auch. Ich denke das unterscheidet uns auch von einigen anderen Restaurants. Aber auch die Preisklasse, in der wir uns befinden, ist eine unserer Stärken. Es ist doch so: Die Leute gehen alle heiligen Zeiten in ein Sternelokal – und genau hier setzen wir an und sagen uns ist es im Großen und Ganzen wichtig, diese Qualität zu einem leistbaren Preis anzubieten. Das ist bei uns eben Part of the Concept!“
Ebenfalls „Part of the Concept“ ist die Zubereitung der Speisen per se. „Wir bereiten sie (die Speisen; Anm.)– in Anlehnung an die französischen Kochtechniken – besonders schonend zu, da wir die Inhaltsstoffe und den Geschmack weitestgehend erhalten wollen. Bei uns wird hauptsächlich mit Niedrigtemperatur gearbeitet.“ Das Konzept des „Slow Food“, wie es im Bits & Bites praktiziert und zelebriert wird, ist in Wien noch eher selten anzutreffen und verleiht dem Lokal somit einen kleinen Hauch von Einmaligkeit. „Die Leute sind die Massenabfertigung einfach gewohnt. Bei uns steht der Gedanke im Vordergrund, dass gutes Essen einfach seine Zeit braucht.“ Besonders der Eigengeschmack der verwendeten Produkte und „Gewürz-Minimalismus“ sind dem Konzept auf den Leib geschrieben: „Ich versuche den Eigengeschmack der verwendeten Produkte zu erhalten und verwende Gewürze daher nur in sehr geringem Umfang.“, erklärt Stan und Farangis ergänzt: „Wenn beispielsweise Kartoffel und Brokkoli serviert werden, dann schmeckt man bei uns auch nur die Kartoffel und den Brokkoli.“ Der genaue und bewusste Einsatz einzelner Gewürze wird hier groß geschrieben. Die bunte Vielfalt (und gleichzeitig begrenzte Verwendung) an hochwertigen Gewürzen bilden lediglich eine feine und dezente Ergänzung zu den ohnehin schon sehr delikaten Speisen. Frei nach dem Motto „Das Auge isst mit“ kann man als Gast auch anhand der Art, wie die Speisen angerichtet und serviert werden, die Liebe zum Essen und zum Detail erkennen, die das Duo vom Bits & Bites lebt und versucht an seine Besucher weiterzugeben. Die durchgehend gelungene Wohnzimmeratmosphäre in Kombination mit den Gerichten ist in Wien ein zweites Mal sehr schwer zu finden. Dies bereits erwähnte Einrichtung schafft es, dem Bits & Bites eine ungezwungene und entspannte -und für Wien außergewöhnliche – Atmosphäre zu verleihen: Altholzplatten im Corporate Design schmücken die Bar, einfache und dazu farblich abgestimmte Sitzgelegenheiten harmonieren miteinander und verleihen dem Lokal einen unglaublich angenehmen, dezenten und außerordentlichen Flair.
Doch das vielversprechende Konzept von Bits & Bites ist wesentlich umfangreicher und hört nicht an der Eingangstür auf, denn: „Wir haben ein Bio-zertifiziertes Grundstück in Möllersdorf erstanden, das wir nutzen wollen, um unser eigenes Gemüse anzubauen, welches dann hier bei uns in den Speisen verarbeitet wird. Im Gegenzug versuchen wir in weiterer Folge den bei uns im Lokal anfallenden Biomüll im Rahmen des Projekts in Möllersdorf produktiv zu nutzen.“
Ambitionierte Zukunftspläne
Zwar ist das Duo mit seinem jetzigen Lokal reichlich ausgelastet, doch es gibt bereits Pläne für die Zukunft. „Ein wesentlicher Punkt unserer Zukunftspläne stellen Kooperationen mit anderen Gastronomen dar. Hier möchten wir ihnen eine Plattform in Form unserer Küche und Räumlichkeiten bieten. An den Tagen, an welchen wir geschlossen haben (Montag & Dienstag; Anm.) möchten wir ihnen ermöglichen, ihre kulinarischen Ideen zu verwirklichen und sie in ihrer Konzipierung und Umsetzung natürlich zu unterstützen.“ Durch ihren intensiven Kunst- und Kulturbezug sind sie darauf fokussiert, jungen und talentierten Künstlern einen Raum zu bieten. Neben angebrachten Studioboxen und den dazu gehörigen, in der Wand verbauten, Buchsen für Musikinstrumente hängen auch Einzelstücke lokaler Kunstschaffender an den Wänden. Eben wieder eine leise Spur von Einzigartigkeit.
Fotocredits: Doris Heinrich Photography