Bio & Bobo: Frühstück am Karmelitermarkt

Marko Locatin

Isabel Kaas präsentiert ihre köstliche Wieseneierspeise @ Alex Halada

Das einfache Wiener Frühstück mit weichem Ei und Industrie-Marmeladensemmerl ist endgültig von gestern. Heute wird Wert auf Qualität und Vielfalt gelegt. Wir haben am boboesken Karmelitermarkt gefrühstückt. Im Kaas biologische Eierspeis, im Zimmer 37 vegetarisch mit Haferbrei, im Tewa orientalisch mit Humus. 

Unter der Woche kann man am Karmelitermarkt und in der Umgebung beschaulich frühstücken – Freitag und  Samstag ist hier alles anders. Neben den Hütten und Geschäften am Markt bauen am Wochenende Bauern ihre Stände mit Gemüse, Wein und Destillaten auf. Der Tschürtz und ein Bisonspezialist etwa bieten ihre Ware feil, „Der Schweizer“ (Homebase: Wollzeile) und andere Käsespezialisten sind vertreten, die Vielfalt an Brot ist beeindruckend. Viel hat sich in den letzten Jahren verändert, nur Schweindl-Bauer Rögner steht seit 39 Jahren unbeeindruckt am Markt. „I fohr seit die 80-er Joahr da her und verkauf mei Fleisch von meine Schweinderln.“ Zwischen 80 und 90 hat er, wobei zwei pro Woche gestochen werden. Der Rögner Karl verarbeitet seine Schweinderln auch zu Sulz und diversen Würsten. Jetzt aber zur eigentlichen Mission des Tages, zum Frühstück.

1. Frühstück: Kaas am Markt, 10 Uhr  

Kaas: Wieseneierspeis (9,50 Euro) @ Alex Halada

„I mach euch gleich an Platz frei“, sagt „Frau Susi“. Frau Susi führte einst mit ihrem Mann Wolfgang Ruff das legendäre  Böhle, wo im Hinterzimmer der Herr Erwin seine betuchte Klientel nobel bekochte. Die Feinkost-handlung Böhle sperrte 2016, seither arbeitet Frau Susi bei Isabel-Mantl Kaas am Markt, die regionale Produkte von kleinen Slow-food-Produzenten führt. Schinken kommt von Thum, die Rohmilch-Käseauswahl ist klein aber fein, Brot backen Öfferl, Kassel und Kolm. Wir entscheiden uns für die Wiesen-Eierspeis mit Avocados, Tomaten und Schafkäse (9,50 Euro). Eine gute Kombination. Jetzt aber weiter zum Zimmer 37, wo wir mit Glück und Hartnäckigkeit um 11 Uhr einen Tisch erobert haben.

www.karmeliter.at

2. Frühstück: Zimmer 37, 11 Uhr

Zimmer 37: Berrylicious (15 Euro) @ Alex Halada

Bio ist sowieso alles, im Zimmer 37 wird ausschließlich vegetarisch gekocht. Im kleinen Laden gibt es Gemüse, Eier, Brot, Säfte und Wein zur Mitnahme. Die Smoothies tragen lustige Namen wie „Give me Green“ Frühstück heißt hier „Energized“ oder „Berrylicious“. Wir entscheiden uns für letzteres, ein Trio aus Joghurt mit Früchten, kleinem Haferbrei sowie einem pochiertem Ei auf Sprossenbrot. Alles wunderbar. Energetisiert nehmen wir Etappe Nummer 3 in Angriff.

www.facebook.com/Zimmer 37

 

3. Frühstück: Tewa, 12 Uhr

Tewa: Orientalisches Frühstück (9,90 Euro) @ Alex Halada

Auch im Ableger des Tewa vom Naschmarkt ist an jenem Samstag schwer ein Platz an der Sonne zu finden. Frühstück wird hier täglich bis 16.00 serviert, die Karte zählt 13 Varianten. Vom „Schnellen Frühstück“ mit Croissant, Marmelade oder Honig, Mango Lassi & Espresso, Melange, Cappuccino oder Tee (6,90 Euro) bis zum „Warmen Frühstücksbrei nach den 5 Elementen“, einem gekochten Brei aus verschiedenen Flocken, Leinsamen, Sojamilch Chaigewürzen, Ahornsirup, geriebenen Nüssen, Chia-Samen und Beerenmus. Dazu spielt’s einen „Indischer Yogi Tee deiner Wahl“. Wir entscheiden uns fürs „Orientalische“ mit Wachtelbohnen, Humus, Zatar, Oliven, Pitabrot Mango Lassi & Tee.

www.tewa-karmelitermarkt.at

Frühstücken lässt sich’s  am Markt in unzähligen Variationen, oft bis mittags, meist ganztägig. Was hier auf den Tisch kommt ist durchwegs erfreulich und von hoher Qualität. Ich übrigens nehme das erste Essen des Tagen prinzipiell in meiner Behausung zu mir, aber das wäre eine ganz andere Geschichte.