Mit dem Rennweg ist das ja so eine gemischte Sache: nahe des Schwarzenbergplatzes, mitten im Botschaftsviertel, ist diese Straßenzeile ja noch das was man hübsch nennen kann. Unter anderem wegen einem gewissen Brauhaus, das vermutlich in jedem Wien-Reiseführer steht, der einem Chinesen in die Hände fällt, tummeln sich hier auch noch relativ viele Touristen. Doch je weiter stadtauswärts man kommt, desto unattraktiver wird es dann: schmutzige Hausfassaden reihen sich neben leerstehenden Geschäftsräumen und nicht ganz so einladenden Lokalen aneinander. Eine „gemischte Sache“ nenne ich auch das vor einigen Monaten neu eröffnete Korea-Restaurant „Bibim“. Angesiedelt am Rennweg 60, also schon etwas weiter Richtung stadtauswärts, beherbergte dieses Haus zuvor ein gewisser Joschi mit seiner ´Leberkashittn´. Jetzt gibt’s im Bibim zwar keinen Leberkäse mehr, doch vom Joschi hat die koreanische Chefin Juyeon Lee noch die Einrichtung übernommen.
Almhütte auf koreanisch
Am sehr rustikalen Mobiliar wurde quasi nichts verändert, es gibt noch immer die marmorierte Holzvertäfelung an den Wänden, die rosa-karierten Vorhänge, die gold-umrahmten Landschaftsbilder und die gusseisernen Luster. Dazwischen dann ein Flatscreen-Fernseher, vermutlich Made in Korea. Eine traditionelle senfgelbe Schank im typischen Wirtshauslook wurde auch übernommen, schön! Das Logo des Hauses stellt eine wie von Kinderhand gezeichnete Blume dar – eher unspektakulär, doch erinnert sie an Bibimbap, das koreanische Nationalgericht mit dem Ei obendrauf. Wo wir schon bei der nächsten „gemischten Sache“ wären…
Bibimbap-Anleitung
Da ich vor kurzem selbst in Korea´s Hauptstadt Seoul war und dort mehrere Male das köstliche Bibimbap gegessen habe, musste es natürlich auch hier getestet werden: kann koreanische Küche Made am Rennweg mit Seoul mithalten? Mein Urteil gleich vorweg: durchaus! Es war richtig gut! Aber erstmal zur Erklärung, worum es sich bei Bibimbap überhaupt handelt. In einem brennheißen Steintopf wird es serviert: darin Reis unten und diverses fermentiertes Gemüse, Pilze, scharfe Sauce, etwas Rindfleisch und gehäckselte Algenblätter oben. Traditionellerweise kommt dann noch ein rohes Ei drauf, welches sofort durchgegart wird sobald man alle Zutaten kräftig durchmischt. Das Ganze schaut dann zwar etwas wild aus, schmeckt aber hervorragend. Ich persönlich liebe auch den intensiven Geschmack des Sesamöls, welches den Reis am brutzelnden Topfboden dann knusprig werden lässt. Im „Bibim“ wird allerdings nicht ein großer Topf verwendet, sondern eine Steinplatte auf einem Holzbrett. Mindert für mich ein klein wenig die Authentizität, tut jedoch bezüglich Geschmack nichts zur Sache. Großartig schmeckt das. Dazu werden kleine Schüsselchen mit kalten Beilagen serviert: Algen, Seidentofu, gelber Rettich und Kimchi, der traditionelle „Salat“ aus fermentierten und scharf gewürzten Chinakohlblättern – großartig. Wer´s nicht so scharf mag, kann die würzige Chili-Pfeffer-Sauce auch weglassen, doch dann ist´s meiner Meinung nach nur der halbe Spaß, wenn die Nase nicht zum Rinnen beginnt. Erwähnen sollt ich noch, dass nur wenig Fleisch dabei ist, doch das ist „im echten Korea“ auch so.
Sonst recht fleischig
Wer lieber mehr Fleisch bevorzugt kommt auch beim Rest der Speisekarte, die übrigens – typisch asiatisch – auch Fotos der jeweiligen Speisen bereithält, ins Schwitzen: viele verschiedene Suppen, ob mit Blutwurst, gekochtem Bauchfleisch, Ochsenfüßen (!), Meeresfrüchten oder Seidentofu – alles zu haben. Auch nicht-suppige Fleischgerichte gibt’s en Masse: gebeiztes Rindfleisch namens Bulgogi (auch ein Korea-Klassiker) oder gebratene Rippenstücke vom Rind, würziges Schweinefleisch in Kombination mit Tintenfisch, gebratene Blutwurst mit scharfer Sauce oder knusprige Hendlhaxerl. Doch auch Vegetarier kommen beispielsweise mit koreanischem Pfannkuchen mit Mungobohnen und Kimchi oder Gemüsetempura voll auf ihre Kosten.
Faires Angebot, faire Preise
Zu Trinken wählt man aus ein paar koreanischen Branntweinsorten oder Bier (Hite), Ginsengschnaps, Himbeerwein, grünen Tees oder die in jedem Wirtshaus hierzulande auch erhältlichen Limos und Weinklassikern. Die Preise sind meiner Meinung nach in Ordnung, für ein Mittagsmenü zahlt man zwischen € 8,50 und € 9,80, die beliebten Vorspeisen-Klassiker Gyoza (Teigtaschen) kommen auf vier Euro, für die meisten Suppengerichte oder das Bibimbap zahlt man € 11,50. Desserts gibt’s keine, so wie es auch in Korea´s Wirtshäuser sehr oft der Fall ist. „Am Anfang kamen hauptsächlich die Koreanische Stadtbewohner zu uns, doch mittlerweile besuchen uns auch immer mehr Wiener, die einfach neugierig sind wie koreanisch so schmeckt!“ meint Gi-Young, der überaus nette und hilfsbereite Kellner.
Mein Fazit:
Speziell und richtig gut find ich diese Mischung aus koreanischer Küche in österreichischem Ambiente! Wer die Gemütlichkeit auf Almhütten oder dem klassischen Wirtshaus schätzt und kulinarisch trotzdem neugierig auf den fernen Osten ist, der ist hier gut aufgehoben. Also: dem Rennweg eine Chance geben und reingehen in die gute Stube!
Bibim
Rennweg 60
1030 Wien
Tel. 01/ 992 24 00
Geöffnet: Montag bis Samstag von 11:30 – 14:30 und 17:30 – 22:00