Der Gastronomie fehlen Fachkräfte. Immer weniger junge Menschen entscheiden sich für die Lehre zur Konditorin oder zum Konditor. Grund genug für Wien-Work-Geschäftsführer Wolfgang Sperl und Ausbildungsleiterin Marlene Mayrhofer das neue Ausbildungsprogramm für Konditorinnen und Konditoren starten. Gastro News Wien hat mit Marlene Mayrhofer gesprochen.
Gastro News Wien: Weshalb entscheiden sich immer weniger junge Menschen für eine Konditor-Ausbildung?
Marlene Mayrhofer: Da gibt es viele Bilder im Kopf der jungen Leute zu einem Beruf im Gastrobereich, wie z.B. die Arbeitszeiten am Wochenende oder Feiertagen.
Welche Idee steckt hinter dem neuen Programm?
Unsere Idee: Jungen Menschen mit Behinderungen eine gute Ausbildung (über die verlängerte Lehre) und damit Chancen auf Arbeitsmarktintegration trotz Handycap zu bieten. Gleichzeitg aber auch, sie in einer Branche zu bieten, die dringend gut ausgebildete Fachkräfte braucht. Wir bilden bereits seit Jahren Köche und Köchinnen aus, daher die logische Ergänzung im Bereich Pâtisserie.
Wie sieht das neue Ausbildungsprogramm konkret aus?
Junge Menschen mit Behinderungen erlernen in unserer integrativen überbetrieblichen Ausbildung den Beruf des Konditors/der Konditorin. Sie haben dafür länger Zeit als üblich, nämlich bis zu fünf Jahren. Die Ausbildung endet mit der Lehrabschlussprüfung – damit stehen alle Wege in den Arbeitsmarkt offen und es gibt gute Berufschancen.
Mittwochabend (6. November) wurde die neue Pâtisserie im „Speiseamt Seestadt“ offiziell eröffnet. Wie hängt das mit dem Ausbildungsprogramm zusammen, wie waren die Reaktionen?
Durch die Einbindung in unsere Gastronomiebetriebe, vor allem in das Restaurant Speiseamt in der Seestadt Aspern, sind die Jugendlichen wie in einer regulären Lehre vom ersten Tag an in der Praxis. Auch die jungen Köche und Köchinnen können dort die relevanten Teile ihres Berufsbildes mit unserer Konditormeisterin erlernen. Täglich produziert die Pâtissiserie nicht nur Desserts und Süßspeisen für an die 400 Gäste, sondern auch Kuchen, Torten und Kekse für den Verkauf im integrativen Betrieb. Im September haben unsere ersten 8 angehenden KonditorInnen ihre Lehre bei Wien Work begonnen. Daher wurde die Eröffnungsfeier für Mittwochabend festgelegt – einerseits um die neue Ausbildung gebührend aus der Taufe zu haben, andererseits um mit unseren Ehrengästen und prominenten Gästen die neue, eigens von dem neuen Ausbildungszweig kreierte Wien Work Torte zu präsentieren.
Und die Reaktionen?
Die Reaktionen waren toll – über 130 Gäste haben die Küchenparty mitgefeiert. Zahlreiche VertreterInnen der FördergeberInnen und Stadtpolitik sowie prominente Gäste wie die Sängerin Elisabeth Engstler, Musik-Legende Marianne Mendt, Ex-Fußballstar Paul Scharner und Designer Nhut la Hong versuchten sich zudem als Hobby-KonditorInnen und haben ihre eigenen Wien Work Torten verziert.
Was ist in diesem Bereich für die Zukunft geplant?
In den nächsten Jahren wird die Ausbildungsabteilung ausgebaut. Jährlich steigen 8 bis 10 neue Lehrlinge ein, sodass wir im Endausbau ca. 30 KonditorInnen pro Jahr als Lehrlinge beschäftigen werden. Dazu unsere 30 Köche und KöchInnen. Das trägt zur Sicherung des Fachkräftenachwuchs in der Branche bei.
Frau Mayrhofer, viel Erfolg für Ihr neues Projekt und danke für das Interview.
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