Wien (Culinarius) – Rund zwei Jahre ist es her, dass Bernhard Mitteröcker Verkaufsdirektor der Region Ost bei der Brauunion wurde. Grund genug, um ein zwischenzeitliches Fazit zu ziehen und ihn zu einem Gespräch zu treffen. Wir sprachen mit ihm über seine Prioritäten, seine Philosophie und die zukünftigen Pläne und Entwicklungen des Unternehmens in der Ostregion.
Die Pflege der Bierkultur und eine adäquate Unterstützung der Gastronomen
Wesentliche Prioritäten für Mitteröcker bilden besonders die Pflege der Bierkultur und eine adäquate Unterstützung der Gastronomen – „Zum einen ist einmal die Basis, den Kunden mit Getränken auszustatten. Er soll in der Lage sein, sein gutes, gepflegtes Märzenbier auszuschenken. In den letzten Jahren konnten wir aber beobachten, dass die Tendenz aber in Richtung der Bierspezialitäten ging. Mithilfe von Konzeptentwicklungen und in Zusammenarbeit mit unseren Kunden stellen wir uns Fragen wie „Wie kann ich meinen Gast überraschen? Wie kann ich Besonderheiten aus dem Bierbereich anbieten? Das beginnt bereits bei der Glaskultur, geht über die passende Schankanlage und endet natürlich bei den angebotenen Biersorten.
Gerade bei letztgenanntem Punkt waren wir in den letzten Jahren sehr kreativ und haben uns einiges einfallen lassen.“ Was Mitteröcker in Bezug auf die Pflege der Bierkultur am Herzen liegt, dass „wir gemeinsam mit den Gastronomen im Bereich der Biere den Gästen etwas Besonderes bieten wollen und können. Obwohl der Gast einerseits sehr gerne sein klassisches Märzen trinkt, ist er auf der anderen Seite experimentierfreudiger geworden. Biervielfalt ist hier das Zauberwort – und diese versuchen wir nicht nur an den Kunden zu bringen, sondern auch selber zu leben, und ich denke, das gefällt den Kunden und Gästen!“ Ein weiteres Bemühen in der Herangehensweise Mitteröckers ist es, für die lokale Gastronomie greifbarer zu werden – „also Vorort zu sein, um noch besser auf die Wünsche und Anliegen der Gastronomen eingehen zu können. Das ist, denke ich, auch der Grund, warum wir so erfolgreich sind. Denn wenn wir nicht greifbar sind, dann sind wir definitiv auf dem falschen Weg. Trotz unserer Größe werden wir als familiäres Unternehmen gesehen, und das versuche ich auch auf- und auszubauen.“ Diesen menschlichen Ansatz kann man auch bei der Mitarbeiterakquirierung erkennen: „Verkaufen und Investitionsrechnungen kann man lernen, aber der Mensch dahinter muss einfach passen.“
Die „Drinkability“ steht im Vordergrund
„Allgemein freut es uns natürlich, wenn Menschen beginnen sich mit Bier auseinanderzusetzen – dies fördert die Bierkultur und das taugt uns!“ Für die wachsende Vielfalt mitverantwortlich sind unter anderem auch die Anzahl an kleinen und lokalen Manufakturbrauereien, welche der Brauunion angehören. „Wir von der Brauunion lieben die Spezialitätenvielfalt. Darüber hinaus beobachten wir natürlich für uns wichtige Trends wie Craft Beer.“ Mitteröcker ist sich den Stärken des Unternehmens bewusst und betont: „Unsere Stärke liegt ganz klar in den Bierspezialitäten. Wir suchen immer etwas Besonderes und Neues –achten aber gleichzeitig besonders auf die „Drinkability“ der Produkte. Bierspezialität, aber Trinkbar – das ist unser Motto.“
Mitteröcker: „Du musst wie der Bürgermeister in deinem Gebiet sein“
„Das heißt für uns konkret: Jeder Gastronom, ob bereits Kunde oder nicht, muss dich kennen. Mir ist aber auch wichtig, dass man dies aus Überzeugung tut, und nicht weil es das Jobprofil verlangt.“ Diese lokale Präsenz in Kombination mit der Vielfalt und Anzahl an Brauereien sollen den regionalen Bezug stärken. „Da wir hier aber ein wenig dem Trend folgen, versuchen wir mit lokalen Spezialitäten – wie dem Wiener Lager – noch stärker Fuß zu fassen. Ein aktuelles Beispiel bildet unsere Brauerei in Wieselburg: Hier konnten vor kurzem die Initiative „So schmeckt Niederösterreich“ als Partnerbetrieb gewinnen und somit unserer Regionalität Nachdruck verleihen.
Eine weitere große Stärke der Schwerpunktsetzung ist unsere räumliche Vertriebsmannschaft: Alleine in Wien, Niederösterreich und dem nördlichen Burgenland haben wir 45 Verkäufer – das bedeutet wir sind in jedem Bezirk vertreten. Dies stärkt den lokalen Bezug noch weiter.
Vorzeigeradler Gösser Naturgold: Aus der Tenniskantine in die Gastronomielandschaft
In Anbetracht der Schnelllebigkeit und Wandelbarkeit der Gastronomie kam die Frage auf, welche Herausforderungen und Entwicklungen die Brauunion erwarten. Dazu Mitteröcker: „Eine konstante Herausforderung bildet die Tatsache, dass wir durchgehend Innovationen brauchen. Es ist zu wenig, sich auf die Klassiker wie Märzenbier zu verlassen. Am Beispiel des Gösser Radlers möchte ich erklären: Zu Beginn war es schwer, diesen erfolgreich auf dem Markt zu implementieren, doch mittlerweile hat Radler per se einen nicht unwesentlichen Anteil an der österreichischen Bierlandschaft. Früher war Radler hauptsächlich in der Tenniskantine als Durstlöscher anzutreffen, heute bekommt man Radler in jeder Diskothek und jedem Restaurant – also jedem Segment der Gastronomie. Natürlich ist es ein schöner Mehrumsatz, doch wir sind bereits dahinter, neue Innovationen zu entwickeln. Besonders der Bereich „alkoholfrei“ und „alkoholreduziert“ bietet noch sehr viel Luft nach oben. Hier wieder ein Beispiel, dieses Mal „Gösser Naturgold“: Als wir es vor circa drei Jahren einführten, konnten wir nicht ahnen, dass es am heutigen Tage zum Marktführer im alkoholfreien Biersegment wird. Es wurde mit diesem Bier eine vollkommen neue Biergeneration losgetreten – das Brauverfahren ist aber geheim.“, meint Mitteröcker mit einem Zwinkern.
Das Ende der Fahnenstange in Bezug auf Innovationen im alkoholfreien Biersektor sei aber noch lange nicht erreicht, denn Mitteröcker erwartet ein steigendes Interesse seitens der Konsumenten und Abnehmer in diesem Bereich. Hierbei versuchen wir der Tatsache entgegenzuwirken, dass der Großteil des Bierabsatzes ab 18:00 stattfindet. „Wir wollen so weit gehen, dass wir ein Frühstücksbier konzipieren.“, scherzt Mitteröcker und meint weiter: „Wir wollen einfach ein passendes Bier zu jeder Tageszeit.“ Daher liege der Fokus zurzeit in der Innovationsentwicklung für Niedrig- bzw. Nichtalkoholische Biere.
Doch nicht nur die Biere an sich sind innovativ: Der EU Sustainable Energy Award ging 2016 and die Brauunion. „Weil wir in Richtung Nachhaltigkeit und Umwelt sehr viel machen. Hier möchte ich die Brauerei Göss herausstreichen, denn diese ist zu 100% Energieautark – und somit die erste der Welt.Natürlich versuchen wir aber in allen unseren Bereichen und Standorten nachhaltig und umweltbewusst zu reagieren und ich denke wir machen das sehr gut und sehr professionell.“
Die Zukunft wird’s zeigen!
„Wir schauen natürlich unsere Bestandskunden weiterhin perfekt zu betreuen und mit ihnen gemeinsame und erfolgreiche Wege gehen. Auch Nicht- und Neukunden versuchen wir weiterhin zu überzeugen.“ Dass sich Wien in einem ständigen Wachstum befindet, ist eine weitere wichtige Tatsache: „Natürlich machen wir uns dazu auch Gedanken. Besonders in Bezug auf neue Bevölkerungsgruppen und deren Bieraffinität und fragen uns gleichzeitig, ob die Menschen verstärkt auf Alkoholfreie Biere zugreifen werden. Aber wie gesagt: Die Zukunft wird’s zeigen!
Fotocredit: Brauunion