Betriebskontrollen, aufwändige Betriebsanlagengenehmigungen und Anrainer, die gegen die ungeliebte Gastronomie in ihrer Nachbarschaft mobilmachen. Viel zu lange haben wir diese Entwicklungen hingenommen, doch immer mehr Kolleginnen und Kollegen wollen zu Recht nicht mehr stillschweigend zusehen wie Behörden und Anrainer ihnen das Leben schwermachen, sondern proben den Aufstand. Sie kämpfen mit kreativen Lösungen vor Gericht oder wenden sich bei Behördenschikanen direkt an die Medien, wohl wissend, dass auch die Fachvertretung in der Kammer hinter ihnen steht. Die streitbaren Wirte polarisieren zwar, aber sie bekommen immer öfter Recht. Diesen Weg werden wir weitergehen!
Viele Jahre dauerte etwa der Konflikt zwischen einem Kollegen in der Innenstadt und einer Bürgerinitiative in Wien. Vor allem ein Anrainer machte mobil gegen den Club in seinem Nachbarhaus. Und erwirkte schließlich eine Vorverlegung der Sperrstunde auf 24:00 Uhr. Für einen Club ein unerträgliches Ergebnis, das der Clubbesitzer nicht auf sich sitzen lassen konnte. Ganz abgesehen von der fatalen Folgewirkung für andere Clubs in der Stadt. Statt den üblichen Weg der Einsprüche zu gehen, setzte er auf ein App-basiertes Einlass-System, das seinen Gästestrom besser regelt. Wer in den Club möchte, muss via App ein Ticket lösen. Das geht allerdings nur, wenn auch Platz im Club ist. Mit dieser App werden Menschentrauben vor dem Club vermieden. Das ist nicht nur für die Gäste ein Service, weil sie sich nicht anstellen müssen, sondern verschaffte dem Gastronomen auch zum Durchbruch beim Prozess gegen die Vorverlegung der Sperrstunde. Seit Jahresbeginn darf er wieder bis 6.00 Uhr früh geöffnet haben.
Andere Gastronomen berichten von wöchentlichen Behördenkontrollen, von Schanigärten, die zunächst genehmigt werden, aber die Folgegenehmigungen nicht mehr erhalten, von Grünpflanzen, die zu groß werden und anderen Schikanen. Fast immer sind Anrainerbeschwerden der Auslöser. Fast immer drohen den Gastronomen existenzbedrohende Konsequenzen. Immer mehr Gastronomen wollen diese nicht mehr hinnehmen. Als Wut-Wirte berichten sie von ihrem Kampf gegen Windmühlen und mobilisieren für ihre Anliegen.
Das Konfliktpotential wird durch das allgemeine Rauchverbot in Lokalen ab Mai 2018 wohl weiter angeheizt werden. Doch Lärm ist weder kriminell, noch kann jedes Geräusch einem Lokal zugerechnet werden. Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass dauerhafter Friede nur gelingen kann, wenn beide Seiten einen Schritt aufeinander zugehen. Ob das Einlass-System Menschenansammlungen vor dem Lokal und damit automatisch den Geräuschpegel reduziert, Wirte Aufräumarbeiten oder Lieferzeiten auf den späteren Vormittag verschieben oder Veranstaltungen extra angekündigt werden – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, um eine aktive und attraktive Gastroszene zu bewahren. Auch ich, als euer gewählter Vertreter, werde mich weiterhin mit lauter Stimme für die Anliegen unserer Branche einsetzen.
Euer
Peter Dobcak