Anheuser-Busch InBev, der weltweit größte Bierkonzern, gründet eine eigene Gesellschaft mit Sitz in Wien. Gastro News Wien hat mit Country Manager Lennart Kübler über die Ziele des Unternehmens gesprochen.
Gastro News Wien: Warum erst jetzt die Expansion in Österreich?
Lennart Kübler: Wir haben vor zwei Jahren angefangen, uns Stück für Stück bestimmte Märkte in Europa vorzunehmen. Heuer waren Österreich und andere Länder an der Reihe. Früher hatten wir hier Vertriebspartner, aber wir glauben, dass wir noch ein bisschen mehr Liebe für die eigenen Marken empfinden.
Wie sieht der konkrete Plan aus?
Wir nehmen jetzt unser gesamtes Portfolio in die eigenen Hände. Ab April starten wir den Betrieb unseres Warenhauses hier in Wien, dann gibt es keine Importeure oder Exklusivität mehr.
Liefert Ihr Unternehmen dann alles selbst?
In der Gastro werden wir keine direkte Distribution aufbauen. Wir sind zwar relativ gut darin, große Mengen Bier von A nach B zu fahren, aber gerade die Feindistribution in die Gastronomie können wir viel besser mit Partnern machen. Das Wesentliche, was neu dazukommt, ist Bud Fassbier.
Sind Übernahmen österreichischer Brauereien geplant?
Momentan nicht. Wir glauben an unsere globalen Marken und diese Strategie ist in vielen Ländern erfolgreich. Ja, der Österreicher ist anders als alle anderen – ich habe früher Category Management in sechs verschiedenen Ländern gemacht. Ich hab von jedem Händler gehört, wie unterschiedlich seine Konsumenten sind. Am Ende sind die Unterschiede aber klein. Es gibt sicherlich Nischen, in denen wir aktiv werden können.
Die da wären?
Wir sind mit Bud eher in der Szenengastronomie, im urbanen Umfeld, Energy und Party. Corona ist eher Leanback und Outdoor, wir achten da auf Afterwork Sessions, gerne auch draußen, wenn wir wieder irgendwann im Schanigarten sitzen dürfen. Gleichzeitig haben wir ein traditionelles deutsches Portfolio mit den Münchner Marken. Aber wenn jemand ein österreichisches Bier haben möchte, dann verweise ich ihn gerne an einen unserer Partner.
Was sind die Ziele für den österreichischen Markt, was will man für Anteile erreichen?
Jede Prognose hat sich, glaub ich, in den letzten drei Wochen erledigt. Insofern müssen wir alle schauen, wie dieses Jahr endet. Natürlich kommen wir mit einer gewissen Ambition, aber wir wissen auch, dass wir nicht von heute auf morgen 30 Prozent Marktanteil erreichen können. Wir werden die Marken aufbauen und sie passend positionieren.
Wie will man in der Gastronomie Fuß fassen?
Wir können ein Portfolio anbieten, das ging in der Vergangenheit nicht. Wir können jetzt Bud, Corona, Spaten, Stella Artois, Franziskaner und Löwenbräu miteinander verbinden und einem Gastronom die ganze Range liefern. Von Tradition über globale Marke bis hin zu Easy Drinking ist alles dabei. Als Spezialität noch ein Hoegaarden oder Leffe dazu und so können wir fast alles abdecken, was der Gastronom braucht.
Man hört die wildesten Gerüchte, dass Ihr Unternehmen momentan Einbußen beim Corona-Bier hat. Ist da was dran?
Wir haben ein Kategorieproblem und damit verliert natürlich auch Corona. Das wurde in den Medien ein bisschen durcheinandergebracht. Wir haben eine Gewinnwarnung auf globaler Ebene herausgegeben und gesagt, dass unser Ergebnis im ersten Quartal um 10 Prozent geringer ausfallen wird als erwartet, aber das war nicht auf Corona bezogen, sondern auf die gesamte Kategorie und auf das, was gerade passiert. Wenn in Ländern wie China mehr als 90 Prozent der Gastronomie schließt, verkaufen wir natürlich weniger Bier. Die Konsumenten sind sicher intelligent genug, um ein Virus und ein Bier auseinanderzuhalten. Im Gegenteil, es gibt eher Trotzreaktionen und Solidaritätsbekundungen der Konsumenten.