Kolumne: Wien ist anders (Peter Dobcak)

Dominik Köhler

Peter Dobcak, Obmann der Fachgruppe Gastronomie ©Sandra Slusna

Es ist nun das eingetreten, was wir bis zuletzt versucht und gehofft haben zu verhindern, doch leider hat es sich zum Schaden der Branche wieder einmal bewiesen – Wien ist anders.

Die letzten Tage waren von Versuchen geprägt, an den unterschiedlichsten Stellen mit unserer Bitte und Forderung nach einer fairen Gleichbehandlung mit den anderen Bundesländern Gehör zu finden. Herr Bürgermeister Ludwig hat sich nach Gesprächen mit Gesundheitsexperten trotzdem für einen Wiener Alleingang entschieden.

Für uns ist die ergangene Entscheidung nicht nachvollziehbar. Nicht nur, dass die Inzidenzzahlen im bundesweiten Vergleich am niedrigsten sind, hat unsere Branche in den letzten 20 Monaten täglich Verständnis gezeigt und alle Maßnahmen mitgetragen. Ich selbst habe, angesichts der dramatischen Entwicklung, unter großer Kritik mancher Gastronomen diese ebenfalls befürwortet. Immer im Vertrauen darauf, dass wir bei Besserung der Lage unsere Gäste wieder ungestört verwöhnen dürfen.

Unser Vertrauen wurde missbraucht! Das ist leider nicht zu leugnen. Bundesländer mit weit schlechteren Inzidenzzahlen öffnen wie versprochen am 13.12. Wir in Wien fühlen uns um das verdiente Ende des Lockdowns betrogen. Jegliche Argumentation unsererseits weshalb eine Öffnung unbedingt notwendig ist, ja absolut gerechtfertigt ist, wurden wohl gehört, aber letzten Endes ignoriert.

Wien eine Weltstadt, die auch vom Tourismus lebt, wird abgeschnitten vom Rest der Welt, aber auch vom Rest Österreichs. Touristen, wie Reiseveranstalter, haben das Vertrauen in die Stadt verloren. Sie suchen jetzt bereits nach anderen Destinationen wo keine Angst besteht laufend bereits organisierte und bezahlte Reisen stornieren zu müssen.

Bundesländer-Tourismus, wie wir es bereits in den letzten Lockdowns erlebt haben, feiern fröhliche Urständ zum Schaden der lokalen Wirtschaft. Anstelle zum Wiener Wirten fährt man ins angrenzende Bundesland zum Lokalbesuch. Ich möchte mir gar nicht vorstellen was sich in den kommenden Tagen in den umliegenden Einkaufszentren abspielen wird. Das ist absurd und nicht  nachvollziehbar.

In so einem Moment ist es nur frustrierend.

Ich bedanke mich an dieser Stelle für Euer Engagement, sich immer wieder aufs Neue mit den geltenden Regelungen zu arrangieren und irgendwie zu versuchen weiter zu machen.

Das was jetzt geschieht treibt uns alle an unsere Grenzen. Euch, aber auch uns Interessenvertreter, die neben dem täglichen Wahnsinn, ebenfalls versuchen ihre Betriebe am Laufen zu halten um wirtschaftlich zu überleben.

Selbstverständlich werden wir finanzielle Unterstützung einfordern, aber das Vertrauen bleibt leider gebrochen.

Euer
Peter Dobcak