Die Wiener Gastronominnen und Gastronomen sind fassungslos über die Entscheidung der Stadtregierung die Branche erst am 20. Dezember 2021 zu öffnen. Unverständnis und Wut sind das Ergebnis. Gastro.News hat nachgefragt.
Gastro.News hat sich in der Wiener Gastronomie umgehört um ein aktuelles Stimmungsbild der Branche zu bekommen. Das sagen Friso Schopper, Christina Hummel, Gregor Deim, Vlatka Bijelac, Harald Brunner, Roland Soyka und Christian Pock zur Entscheidung erst am 20. Dezember die Betriebe öffnen zu dürfen.
Friso Schopper – Dosage Bar à Champagne:
„Ich kann absolut kein Verständnis für den Wiener Weg aufbringen. Vor allem wenn man sich den Lockdown anschaut. Die Leute sind auf der Straße, kaufen ein und kümmern sich um ihre Erledigungen. Während die Hotellerie und Gastronomie geschlossen ist. Obwohl wir uns immer an alle Regeln gehalten haben. Wir haben die 2G und sogar die 2G+ Regel akzeptiert. Die Gastronomie ist nicht verantwortlich für große Cluster. Und trotzdem sind es wir, die geschlossen bleiben während der Handel und die Weihnachtsmärkte aufsperren. Uns werden zudem, im Vergleich zu mach anderen Bundesländern, weitere 7 Tage Umsatz gestohlen. Das ist irrwitzig. Darum hätte ich gerne 66 Prozent von meinem eigentlichen Monatsumsatz am 31. Dezember vom Finanzamt auf mein Konto überwiesen. Ohne komplizierte Rechenbeispiele.“
Christina Hummel – Café Hummel:
„Ich muss ehrlich sagen, dass ich sprachlos bin. Denn wir haben uns an alle Regeln gehalten. Mit der Hoffnung vor Augen, dass wir in Wien wie vereinbart öffnen dürfen. Und dafür werden wir jetzt bestraft. Das ist wirtschaftlich und in weiterer Folge auch psychisch sehr belastend. Für vier Tage am 20. Dezember aufzusperren ist eine Farce. Wir sind der Prügelknabe der Regierung, und das Druckmittel. Ich versuche wirklich immer alles positiv zu sehen, aber irgendwann geht auch mir die Luft aus.“
Gregor Deim – 575 Sagmeister:
„Ich bin ehrlich überrascht von der totalen Handlungsunfähigkeit der Regierung. Das ist doch alles kein Zustand! Es hätte viel früher auf die Situation reagiert werden müssen um zu verhindern, dass wir als Gastronomen wieder derart in Bedrängnis geraten. Aber es fehlt heute, wie in den vergangenen Monaten, an einer sinnvollen Strategie. Wir machen vor Weihnachten den meisten Umsatz. Geld das uns heuer fehlt. Das ist eine Lächerlichkeit, ein Kindergarten und ich finde, dass jeder Limonadenstand einer Volksschülerin besser organisiert ist, als die Apparate die gerade über unsere Branche entscheiden.“
Vlatka Bijelac – beef & glory:
„Die Wiener Gastronomie erst am 20. Dezember aufzusperren halte ich für falsch. Das ist nicht der richtige Schritt und erschüttert das Vertrauen der Branche in die Stadtregierung enorm. Weil wir seit Beginn der Pandemie unser Bestes geben. Die drei Tage vor Weihnachten sind aber zu wenig. Wir arbeiten mit verderblichen Lebensmitteln, die wir dann entsorgen können. Uns fehlt wieder die Planbarkeit und Steuerbarkeit unserer Betriebe. Und das schlägt sich auch in der Reservierungslage nieder.“
Harald Brunner – Das Spittelberg:
„Für uns ist die späte Öffnung am 20. Dezember eine wahnsinnige Katastrophe. Wir haben Reservierungen bereits mehrfach verschoben und müssen das nun wieder tun. Natürlich gehen uns Gäste verloren. Das Ergebnis ist ein fulminanter Umsatzverlust. Darum ist es für mich unbegreiflich, dass Weihnachtsmärkte aufsperren dürfen, während die Gastronomie geschlossen bleibt.“
Roland Soyka – Stuwer:
„Natürlich trifft mich das auch persönlich, der Umsatz steigt zu dieser Zeit des Jahres normalerweise. Es tut uns natürlich wieder weh, aber es ist nun mal eine Jahrhundert-Pandemie. Ich glaube sogar die Pandemie, mit den umfangreichsten Maßnahmen, die es je gegeben hat, deswegen müssen wir einfach schauen, wie wir damit zurechtkommen. Es hat einfach keinen Sinn, sich über die Maßnahmen von unserem Bürgermeister aufzuregen. Wir sind eine Millionenstadt, wo die Zahlen schnell ansteigen können. Wir machen das Beste draus und planen auch gerade eine große Silvester-Völlerei.“
Christian Pock – Otto Wagner Schützenhaus:
„Da sind zwei Seiten in meiner Brust, die in unterschiedliche Richtungen gehen. Die eine sagt, dass es am 20. Dezember auch nichts mehr bringt, aufzusperren. In den drei Tagen vor Weihnachten, den 24. kann man eh abhaken, werden wir auch kein großes Geschäft mehr machen. Alle Weihnachtsfeiern im Vorfeld sind unwiederbringlich abgesagt. Die zweite Frage ist, wer das alles bezahlt. Ich glaube nämlich nicht, dass der Bund ab dem 17. Dezember noch weiterzahlen wird. Ich bin daher gespannt, ob der Herr Bürgermeister dann in die Stadtkasse greift und die Millionen auf den Tisch legt, mit denen man die Gastronomie und Hotellerie retten kann und muss.“
Gastro News hält Sie wie gewohnt über den weiteren Verlauf der Branche auf dem Laufenden.