Kolumne: Systemversagen! (Peter Dobcak)

Dominik Köhler

Peter Dobcak, Fachgruppenobmann der Gastronomie, Wirtschaftskammer Wien ©Culinarius

Ursprünglich wollte ich, so wie damals in der Schule bei einer Strafaufgabe, 100 x „Es reicht!“ schreiben um meine momentane Stimmung zu beschreiben. Ich denke allerdings, dass dies derzeit unser aller Stimmung ist. Wir schwanken zwischen Resignation, Verzweiflung, Ratlosigkeit und oft schon blanker Wut, oder alles gleichzeitig. Das oft zitierte „Licht am Ende des Tunnels!“ hat sich mit diesem Lockdown leider endgültig als Fata Morgana herausgestellt.

Ein bekanntes Sprichwort sagt:“ In Krisenzeiten suchen Intelligente nach Lösungen, während die Schwachköpfe nach Schuldigen suchen.“ Kritisch wird die Situation dann, wenn plötzlich alle nur mehr Schuldige suchen. Die Schuldzuweisungen gehen kreuz und quer, rauf und runter durcheinander. Niemand weiß mehr ganz genau was nun richtig ist, sodaß sich am Ende jeder für den Intelligenten und den anderen für einen Schwachkopf hält.

Schuld sind der Kanzler, der Gesundheitsminister, die FPÖ, die Ungeimpften, die Geimpften, die Impfverweigerer, jene die ihre Maske nicht ordentlich aufsetzen, die Wirte, die nicht kontrollieren, die Cofag, der Finanzminister, die Opposition mit ihrer dauernden Besserwisserei, die Experten mit unterschiedlichen Aussagen, die Pharmaindustrie, die Chinesen und überhaupt alle, die fragen was das alles soll. Ja, Schuldige gibt es scheinbar viele, doch am Ende nur einen Verantwortlichen, die Regierung.

In der Krise, besonders bei so einem hinterhältigen Gegner wie dem Virus, lernen wir alle und müssen uns täglich auf neue Herausforderungen einstellen. Doch statt zu lernen, werden Fehler in der Führung blind wiederholt, es bleibt bei Versprechungen, wo jeder in Österreich sofort weiß, dass diese niemals eingehalten werden können. Oder glaubt wirklich jemand daran, dass wir am 13.12. wieder komplett aufsperren werden? Ich nicht, und das hat gar nichts mit Schwarzseherei, sondern mit Hausverstand zu tun. Sosehr die Regierung eine Spaltung der Gesellschaft vermeiden wollte, was leider nicht gelungen ist, so konsequent wird nun eine Spaltung zwischen den einzelnen Branchen verfolgt. Es wird am 13.12. aufgesperrt, fragt sich nur welche Branche und mit welchen Einschränkungen?

Wiederum fehlt die Planbarkeit. Ich bin gespannt, wann die Regierung den Öffnungsplan bekannt gibt. Hoffentlich nicht wieder erst 3 Tage vorher. Offensichtlich haben es die Ministerien noch immer nicht kapiert, wir können nicht auf Befehl auf- und zusperren. Wir nehmen Reservierungen ab sofort für nach dem 12.12. entgegen. Die Lieferanten müssen Tage vorher dafür sorgen, dass sie Warenbestellungen rechtzeitig liefern können, damit wir ab dem Tag 1 der Eröffnung unserer Betriebe bereit sind. Und dann heißt es 2 Tage davor wieder, „Sorry, die Infektionszahlen erlauben eine Öffnung noch nicht.“ oder noch perfider „Aufsperren ja, aber nur bis 20:00 Uhr.“.

In diesem Fall lasst uns gleich zu, aber sagt es uns bitte rechtzeitig.

Euer
Peter Dobcak