Im großen Gastro.News Interview spricht der kraftwerk Agenturchef Heimo Hammer über seine Liebe zur Sterne-Gastronomie, die Arbeit an Gastro.News Neu und klärt auf, warum wir alle Gewohnheitstiere sind.
Gastro.News hat den sympathischen Gründer und Geschäftsführer der Agentur kraftwerk, Heimo Hammer zum Interview gebeten.
Gastro.News: Du kennst die Agentur-Szene wie deine Westentasche, wie lange bist du schon Fahrgast und Antreiber des Wiener Medien-Karussells?
Hammer: Alles begann in der Bronzezeit. Nein, natürlich nicht. Ich habe klassisch an der WU in Wien studiert und parallel dazu Überlegungen angestellt, wie ich meine Zukunft gestalten möchte. Ich wusste schon damals, dass ich neue Dinge entwickeln und vermarkten möchte. Aus dieser Idee ist in den vergangenen 31 Jahren eine Firmengruppe mit 66 angestellten Mitarbeitern entstanden. Insgesamt beschäftigen wir aber in etwa 110 Leute und verzeichnen einen jährlichen Umsatz von rund 20 Millionen Euro.
Gastro.News: Die Agenturszene blieb vom Ausbruch der Corona-Krise nicht unberührt. Etats wurden gestrichen, andere neu ausgeschrieben. Zählt kraftwerk zu den Gewinnern oder Verlierern der Pandemie in Österreich?
Hammer: Das ist leicht erklärt: Wir haben im Jahr 2020 das beste Ergebnis unserer Firmengeschichte geschrieben. Und es sieht verdächtig danach aus, das im Jahr 2021 noch zu toppen. Die Agentur hat einen starken digitalen Fokus, damit treffen wir die aktuelle Nachfrage. Wir haben für Kunden wie Philoro, Forstinger, die ASFINAG oder ÖBB digitale Lösungen entwickelt, mit denen wir Rekorde geschrieben haben. Ein starker Online Auftritt und Online Shop, sind heute ungemein wichtige Tools der Unternehmen, um Umsätze zu generieren und die Zufriedenheit der Kunden sicherzustellen.
Gastro.News: Die Lockdowns haben einen regelrechten Boom an neuen Online Shops ausgelöst. Zahlt es sich aus, auch als kleiner Betrieb einen solchen zu betreiben?
Hammer: Einen Online Shop aufzuziehen ist immer mit Kosten verbunden. Zuerst sollte man sich aber die Fragen stellen: Wie digital ist mein Unternehmen?, wie digital sind meine Kunden?, und wie digital ist mein Produkt? Denn in Wahrheit geht es den Online Shops genau wie den Start Ups, einer von zehn wirft Gewinne ab.
Gastro.News: Kann man es sich in der Gastronomie heute überhaupt noch leisten, auf Online-Marketing zu verzichten?
Hammer: Meiner Meinung nach ist ein Restaurant, eine Cocktailbar aber auch ein Hotel ohne Webauftritt nicht vorhanden. Darauf zu verzichten, halte ich daher für den falschen Weg. Es ist aber mehr als das: Als Restaurant brauche ich neben einem guten Webauftritt die Möglichkeit, auf meiner Seite einen Tisch zu reservieren und das Menü einsehen zu können. Ich muss auch das Feeling der Location und den Spirit des Teams vermitteln. Sonst gehen die Leute woanders hin. Die Gäste schauen sich heute zuerst die Homepage und Bewertungen an. Wird man gar nicht gefunden, gibt es dich eigentlich nicht.
Gastro.News: Du gehst selbst gerne gut essen und schätzt das Angebot der Wiener Kulinarik. Wo trifft man dich, wenn dir der Sinn nach Genuss steht?
Hammer: Ich bin berühmt berüchtigt bei den sogenannten Michelin-Stern-Lokalen in Wien. Da gibt es bei mir eine gewisse Dreiteilung: Im Steirereck oder beim Amador schätze ich die gute klassische Küche. Ich persönlich bin aber auch ein großer Freund und Befürworter der modernen Küche. Darum besuche ich gerne das Restaurant Mraz & Sohn oder den Fabian Günzel im aend. Dort esse ich in einem Rahmen, der mich optisch anspricht. Und ich sitze nicht neben lauter 70-Jährigen, sondern Teile mir die Plätze mit 35- bis 40-Jährigen. Das ist ein fantastisches Feeling. Das Restaurant Konstantin Filippou oder Palais Coburg sind Klassiker, die man natürlich immer besuchen kann.
Gastro.News: Als Kenner und Genießer bist du auch mit der gehobenen Gastronomie außerhalb von Wien und Österreich bestens vertraut. Ist dir ein gutes Essen eine Reise wert?
Hammer: Natürlich. Im Grunde genommen plane ich meine Urlaubsreisen zu Destinationen, wo ich gut essen kann. Was man von diesen Köchen und Restaurants lernt, ist, dass es beim Essen nicht um die Aufnahme von Nahrung geht. Man tritt eine Entdeckungsreise an. Man betritt geschmacklich neue Sphären. Das ist eine meiner Leidenschaften.
Gastro.News: Planst du schon vor deinem Besuch im Restaurant was du essen wirst, oder lässt du dich lieber überraschen?
Hammer: Ich schaue mir weder die Karte noch das Menü an. Natürlich habe ich eine Idee von dem, was angeboten wird, aber ich überlasse die Entscheidung lieber dem Koch. Im persönlichem Gespräch bitte ich ihn dann darum, mir ein Gericht seiner Wahl zuzubereiten. Und ich habe interessanterweise feststellen können, dass selbst der müdeste Koch in Wien, daraufhin einen regelrechten Motivationsschub erlebt. Weil es eben nicht um eine Frittaten Suppe, ein Wiener Schnitzel und eine Sacher Torte geht. Das Beste daran ist, dass sich der Koch im Anschluss erkundigen kommt. Von diesem Austausch braucht es mehr in den Wiener Wirtshäusern.
Gastro.News: Ich kann mir vorstellen, dass diese Art der Bestellung nicht immer auf uneingeschränkten Gefallen stößt. Oder liege ich falsch?
Hammer: Das holt natürlich viele Köche aus ihrer Komfortzone. Aus ihrer Routine. Das habe ich auch schon gespürt. Es kommt immer wieder vor, dass man als Gast nach einer solchen Bestellung, während dem essen beobachtet wird. Aber das ist doch aufregend. Weil alle gespannt darauf sind, ob das spontane Gericht letztendlich gut angekommen ist. Und wenn ich dann eine Bewertung abgebe, persönlich oder auf TripAdvisor, die toll ist, hilft das dem Restaurant und bestärkt den Koch in seinem Schaffen. Das ist Gastronomie. Gastronomie bedeutet heute nicht mehr ´Ich habe ein Menü´ und das kannst du jetzt bestellen. Nein. Es geht darum, mit den Kellnern und Köchen ins Gespräch zu gehen. Und wenn das gelingt, geht jeder Gast zufrieden nach Hause.
Gastro.News: Sich im Restaurant überraschen zu lassen bedeutet auch, die Kontrolle abzugeben. Kann es sein, dass man in der Bundeshauptstadt noch nicht soweit ist, auf die Speisekarte zu verzichten?
Hammer: Der Wiener ist ja nicht umsonst anders und auch nie zufrieden. Er raunzt die ganze Zeit und feiert die Toten am Zentralfriedhof. Das ist doch eigenartig. Die Kellner in Wien sind wahrscheinlich die unfreundlichsten auf der ganzen Welt (lacht). Ich glaube, wenn man von ´Gastronomie Neu´ redet, dann spricht man von Inspiration, Innovation, Frische und Genuss. Aber Menschen sind Gewohnheitstiere. Das lässt sich ganz gut anhand des Einkaufs des täglichen Bedarf aufzeigen. Wir gehen immer in dasselbe Geschäft, kaufen immer dieselbe Butter, dieselbe Milch, dieselben Zigaretten von mir aus oder den selben Wein. Tag für Tag der gleiche Warenkorb. Gegen Routine ist grundsätzlich nichts einzuwenden, man kann es aber auch negativ betrachten und überspitzt sagen: Wir sind Konsumtrottel (lacht).
Gastro.News: Und wie lässt sich das auf die Gastronomie übertragen?
Hammer: Ganz einfach. Jeder hat sein Stammlokal oder Beisl. In dem die Gäste bestellen was sie immer bestellen. Das Wiener Schnitzel, den Tafelspitz oder das Kalbsgulasch. Ich glaube das Leben ist viel zu kurz, um immer dasselbe zu essen.
Gastro.News: Die Agentur kraftwerk hat an der Neugestaltung von Gastro.News tatkräftig mit angepackt. Was hat dir daran besonderen Spaß gemacht?
Hammer: Im Rahmen der Gastro.News gibt es ein tolles und gut eingespieltes Team. Und ich finde, dass die Kombination aus dem Geschäftsführer Franz Bernthaler und Dominik Holter genial funktioniert. Der eine weiß genau, wie das Geschäft funktioniert, was die Bedürfnisse der Gastronomen sind, was die Branche braucht, wer neu am Markt ist und was die Leute interessiert. Und der Herr Holter wiederum weiß, wie man Neuigkeiten aufbereitet und mit dem Team ein erfolgreiches Online-Portal betreibt. Die Anforderung ist heute natürlich, sich mit den Besten in Wettbewerb zu begeben. Das hat bislang gut geklappt, wird aber durch ein zeitgemäßes Design und eine funktionierende Customer-Journey auf Gastro.News auf ein neues Level gehoben.
Gastro.News: Welche Punkte haben sich im Vergleich zur alten Plattform maßgeblich verbessert?
Hammer: Da gibt es zwei wesentliche Dinge. Das eine ist natürlich die Optik. Ich würde sagen, dass wir aus dem Biest eine Beauty gemacht haben. Die Plattform war nicht mehr wirklich ´State of the Art´. Das Zweite sind die Inhalte, die wir auf die neue Website übertragen haben. Das sind zig tausende an der Zahl, die jetzt in einem zeitgemäßen Look dargestellt werden und benutzerfreundlich funktionieren. Für mich ist die Website Gastro.News das Wikipedia der Gastro-Szene. So viele Informationen über die Branche findet man in Österreich an kaum einen Ort. Aber das aller Wichtigste ist, und das lernt man auf Gastro.News, dass die Branche nicht statisch ist, sondern lebendig und jeden Tag zu überraschen weiß.
Gastro.News: Danke für das Gespräch.