Die Ankündigung einer schrittweisen Öffnung nach dem Lockdown sorgt für Stirnrunzeln und Aufsehen unter den Gastronominnen und Gastronomen. Ist das Weihnachtsgeschäft im Corona-Jahr 2020 noch zu retten?
Nächste Woche ist es so weit. In einer Pressekonferenz stellt die Bundesregierung den Plan zur schrittweisen Öffnung der Unternehmen und Betriebe nach dem harten Lockdown vor. Los geht’s am Montag dem 07. Dezember 2020. Dabei sollen die Schulen und der Handel Priorität genießen. Zur Öffnung der heimischen Gastronomie, die sich entgegen anderer Unternehmen und Branchen bereits seit dem 02. November im Lockdown befindet, ist es bislang ruhig geblieben.
„Die Öffnung der Gastronomie nach dem harten Lockdown ist ein hoch komplexes Thema. Aktuelle Infektionszahlen, die Reproduktionsrate, die Auslastung der Intensivstationen und die Frage nach der wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit sind ausschlaggebend für die zu treffenden Entscheidungen der Bundesregierung. Auch die Reisewarnungen unserer Nachbarländer sind für das weitere Vorgehen relevant. In Frankreich wurde gerade der Lockdown für die Gastronomie bis 15. Januar 2021 verlängert. Wann bei uns geöffnet wird kann ich aus heutiger Sicht nicht sagen, mit dem 07. Dezember ist aber nicht zu rechnen“, so Mario Pulker, Spartenobmann der Gastronomie, Wirtschaftskammer Österreich.
Öffnung der Gastro am 07. Dezember unrealistisch
So richtig glaubt keiner daran. Obwohl noch nichts Gegenteiliges ausgesprochen wurde, halten einige Gastronominnen und Gastronomen die Wiedereröffnung der Betriebe am 07. Dezember für äußerst unrealistisch. „Ich persönlich rechne nicht damit, das Pichlmaiers zum Herkner am 07. Dezember für unsere Gäste öffnen zu können. Ich gehe davon aus, dass es für den Handel eine Art Soft-Opening geben wird und die Gastronomie mit einer Woche Verzögerung folgt. Mitte Dezember, vorhersagen kann man das aber natürlich nicht. Wir haben bereits Anfragen für kleine Runden, denen wir gerne nachkommen würden“, so Martin Pichlmaier, Betreiber des Pichlmaiers zum Herkner im Wiener Gemeindebezirk Hernals.
Der Zweifel an der Öffnung der Gastronomie am 07. Dezember ist groß. Von den Randbezirken bis in die Wiener Innenstadt. Dort betreibt unter anderem der Gastronom Klaus Piber das FRANK’S American Bar & Restaurant. „Ich persönlich gehe davon aus, dass wir zwei Wochen nach den Schulen und dem Handel öffnen werden. Frühestens. Und wenn man darüber nachdenkt, sollte man eigentlich bis Silvester warten. Denn wenn die Leute ab dem 21. Dezember glauben, sie können wieder wilde Partys feiern, steuern wir kurz nach der Wiedereröffnung direkt auf den nächsten Lockdown zu. Und sind spätestens Mitte Jänner in der dritten Welle“, so Klaus Piber.
Gezwungen sich anzupassen
Um der aktuellen Lage bestmöglich zu begegnen, wurde in der Gastronomie weitgehend auf das Liefer- und Take-Away Angebot umgestellt. Das gilt auch für die heimischen Cocktailbars. „In nur 24 Stunden wurde unser gesamtes Business auf Zustellung umgestellt. Das Konzept sollte schon vor einigen Jahren mit Uber Eats realisiert werden. Leider hat sich der Partner damals nicht durchsetzen können. Ich glaube in Österreich tötet man einfach gerne innovative Ideen. Die Entwürfe habe ich aber behalten. Der Lockdown war der passende Anlass, um zu Ende zu bringen, was wir damals angefangen haben. Das funktioniert bestens“, sagt Kan Zuo, Betreiber der Cocktailbar Sign Lounge in Wien Hernals.
Mit den Gästen in Kontakt bleiben
Nicht alle Gastronominnen und Gastronomen haben sich im zweiten Lockdown für ein Take-Away und Lieferservice-Angebot entschieden. Bei Vielen bleibt die Küche kalt. Dafür wurden andere Wege gefunden um mit den Gästen in Kontakt zu bleiben. „Für mich steht die Qualität unserer Gerichte immer an erster Stelle. Wir arbeiten mit frischem Fisch und haben uns daher bewusst gegen das Angebot von Lieferservice und Take-Away entschieden. Die Qualität würde darunter leiden und das wollen wir nicht“, erklärt Tamara Jurasic, Inhaberin des Restaurants Bodulo auf der Hernalser Hauptstraße 204, im 17 Wiener Gemeindebezirk. Die ruhige Zeit vor der Wiedereröffnung wird indes vielerorts für Renovierungsarbeiten und die Zeit mit der Familie genutzt. „Man darf bei all dem Chaos den Humor nicht verlieren. Meine Familie gibt mir Kraft und ich nutze die Zeit um für sie da zu sein. Mit unseren Gästen teile ich über unsere Facebook Seite Rezepte für Zuhause. Das wird sehr gut angenommen. Natürlich freuen wir uns aber schon auf die Zeit nach dem Lockdown“, so Jurasic abschließend.
Einigkeit besteht in dem Punkt der finanziellen Unterstützung durch den Umsatzersatz. Sowohl die Antragstellung, als auch die Auszahlung ist weitgehend unkompliziert und reibungslos abgelaufen, so der allgemeine Tenor.