Egal ob Café Landtmann, Bootshaus oder Crossfield’s Pub – die Familie Querfeld ist wohl die bekannteste und vielschichtigste in der Wiener Gastronomie. 350 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen in elf Betrieben – Das macht die Situation für Familienoberhaupt Berndt Querfeld nicht leichter. Ein Gespräch.
Wie läuft der neu eingerichtete Lieferservice im Café Landtmann?
Überraschend gut, wir sind fleißig unterwegs. Wir sind ja jetzt im wahrsten Sinne des Wortes ein Family Business. Unter der Woche fahren unsere Söhne durch die Stadt, am Wochenende helfen meine Frau und ich aus. Die Lieferungen laufen aber teilweise sehr kurios ab.
Inwiefern?
Die Leute müssen glauben wir sind strahlenverseucht. Wir müssen die Lieferungen vor der Tür abstellen, obwohl wir explizit darauf hinweisen, dass wir die gesetzlich vorgeschriebenen Abstände mehr als einhalten.
Wie schätzen Sie die Situation nach der Krise ein?
Ich bin Realist. Als meine Eltern 1976 das Landtmann übernommen haben, hatten wir zehn Mitarbeiter. Jetzt sind es 95, diese Zunahme kommt nicht von irgendwoher. Wien ist um ein Vielfaches touristischer geworden, das Landtmann hatte dadurch um die Hälfte seiner Gäste. Wir müssen das Personal, die Öffnungszeiten und vor allem die einzelnen Standorte an die jeweiligen Gegebenheiten anpassen. Das Residenz hat praktisch nur Touristen als Gäste. Da müssen wir uns mit all unseren Partnern in Schönbrunn ernsthaft etwas überlegen.
Lässt sich die jetzige Lage mit irgendetwas Dagewesenem vergleichen?
Ein ähnliches Gefühl hatte ich bei der Bankenkrise 2008. Das stimmt mich auch um einiges positiver, denn spannenderweise scheint der Mensch zu vergessen. Im einen Jahr haben die Leute viel Geld verloren, im nächsten haben sie es schon wieder rausgeschmissen. Das war jetzt ähnlich: Die einen sind noch auf dem Schiff in Quarantäne gesessen, die anderen haben schon die nächste Kreuzfahrt gebucht.
Wird das auch in Wien so sein?
Ich bin kein Psychologe, aber sobald die Flieger wieder fliegen, steigen die Leute ein. Man kann schon jetzt günstige Flüge nach Wien für Herbst buchen. Das Gleiche gilt für Hotelzimmer. In der Gastronomie funktioniert das Konzept aber nicht. Wir können nicht um 13 Uhr ein Schnitzel um sechs Euro anbieten und um 14 Uhr zum normalen Preis.
Aber gebuchte Hotelzimmer bedeuten Touristen.
Es wird erstens bei Weitem nicht die gleiche Buchungslage herrschen wie die Jahre zuvor. Und zweitens, wie sollen wir dann mit den Gästen umgehen? Müssen wir jedes Mal den kompletten Tisch und die Stühle desinfizieren? Ich hoffe nur, dass sich nach der Krise kein Preiskampf entwickelt. Wir sitzen alle im gleichen Boot, vom Heurigen bis zum Café. Irgendwann würden wir den Deckungsbeitrag allesamt nicht mehr erreichen. Diese verbilligten Lockangebote können auf Dauer nicht gut gehen. Wir haben momentan den Vorteil, keinen Investitionsrückstand zu haben, wir haben nur die Instandhaltungskosten zu decken. Und in drei Jahren hat das Landtmann 150-jähriges Jubiläum, da ist die Familie Querfeld auf jeden Fall dabei.