Seit 1978 braut die Privatbrauerei Egger als eine der größten Privatbrauereien Österreichs in Unterradlberg Bier. Der nach dem Reinheitsgebot produzierte Gerstensaft wird selbst in Südkorea gern getrunken. Um die Zusammenarbeit zwischen der Brauerei und Culinarius und Gastro News Wien weiter zu vertiefen, lud Egger zur Brauereiführung ein.
Bei der Ankunft werden wir herzlich durch Paul Appenzeller empfangen. Als Vertriebsleiter für Niederösterreich und Wien unterstützt er die Wiener Restaurant und die Wiener Bierwoche von Seiten der Brauerei. Wie verbunden die Egger-Mitarbeiter mit „ihrer“ Brauerei sind, wird bei der Vorstellung des Betriebes durch Tourguide Erich Dürauer schnell klar: Mit ansteckender Begeisterung bringt er uns mittels mulitmedialer Präsentation erste Fakten über die Brauerei näher. So fußt die heutige Privatbrauerei auf dem „Pierpreu“ von Hans Gwercher in Kufstein, bevor sie im 19. Jahrhundert in den Besitz der Familie Egger überging.
Gutes Bier als Erlebnis
Die Zahlen, die Paul Appenzeller und Erich Dürauer uns in der kurzen Vorstellung nennen, sind beeindruckend: In der Brauerei werden bis zu 12 Sude pro Tag gebraut, 50.000 Dosen und 30.000 Flaschen füllt Egger in der Stunde ab. Bei Vollauslastung werden in der 2016 modernisierten Dosenanlage 850.000 Dosen pro Tag befüllt. Die mehrfach ausgezeichneten Produkte der Brauerei finden im Löwenanteil in Österreich einen Absatz, aber selbst bis nach Südkorea wird das Bier exportiert. Allein 2016 trank man dort 11.000 Hektoliter Egger-Radler. Zahlen und Prämierungen sind schön und gut, unsere beiden Begleiter vermitteln aber klar, dass bei Egger die Braukunst im Vordergrund steht. „Sicher könnte ich euch jetzt erzählen, wie toll wir sind. Aber das ist nicht unser Ding. Wir sind da sehr bodenständig, unaufgeregt. Zufällig kommt auch einer der zwei bayrischen Braumeister – Johannes Meister – vorbei und trägt zwei Trays „Hopf n Roll : „Eigenverbrauch“, grinst er. „Bei uns geht es um das Erlebnis, zu sehen: Wie entsteht ein richtig gutes Bier?“, startet Appenzeller die Erkundungstour durch den Betrieb.
Mit Schmäh und Freude durch die Brauerei
Die Hefe, verantwortlich für den Gärungsprozess, war lange Zeit unbekannt – kam also früher durch die Luft ins Bier, und unerklärlicherweise funktionierte das in der Nähe von Bäckereien am Besten. Darum wurde gerne in der Nähe von Bäckereien gebraut. Weiter geht’s einen Stock höher, wo riesige Braukessel vor sich hin dampfen. Unsere Guides führen uns mit Schmäh und einigen Anekdoten durch den Betrieb. Wir lernen nicht nur die eindrucksvolle Logistik, mit der Egger seine Produkte herstellt kennen, sondern blicken immer wieder tief in die Geheimnisse eines richtig guten Bieres: So können zum Brauen nur weibliche Hopfenblüten verwendet werden, männliche würden das Bier unbrauchbar machen.
Verkostung mit dem Profi
Angeregt und ziemlich durstig schreiten wir zur Verkostung ins Braustüberl: Als erstes wird uns ein Egger Märzen serviert, das mit einer hübschen Schaumkrone an den Tisch kommt. Sichtlich begeistert von „seinem“ Produkt zeigt Paul Appenzeller auch gleich, wie man den Bierstil „Märzen“ richtig antrinkt: „Zwei – bis Drei genüssliche, langsame Schlucke, danach absetzen, Mund geschlossen lassen – durch die Nase ausatmen. Dann entfaltet sich der Geschmack voll“. Zu Leberkäse und Aufstrich gibt es auch Egger Zwickl. Die unfiltrierte, naturtrübe Spezialität zeichnet sich durch ihren milden, sehr süffigen Geschmack aus. Das danach verkostete Bockbier hat es durchaus in sich, wie der kräftige Geschmack zeigt. Beim anschließenden Philosophieren über Bier, Braukunst und Bierstile verfliegt die Zeit leider viel zu schnell. Mit dem Shuttle-Bus geht es zurück nach Wien. Unser Fazit: Ohne großes „Tamtam“ haben wir hier Brauhandwerk erlebt. Ehrlich, bodenständig – so sind sie in der Privatbrauerei Egger.
Vielen Dank für die beeindruckende Führung!