(Food Report, Redaktion) Seit gut 25 Jahren erforscht Hanni Rützler Gegenwart und Zukunft unserer Esskultur. In ihrem jährlichen Food Report (Herausgeber: Zukunfts-institut) verdichtet sie die wichtigsten Neuerungen zu Trends. In einer kleinen Serie stellen wir Ihnen die wichtigsten Trends kurz vor. Food-Trend 4: Beyond Plastic.
Plastik ist seit einigen Jahren im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Wichtige Pionierarbeit hat hier übrigens der österreichische Film „Plastic Planet“ von Werner Boote geleistet, der unter anderem auf Schadstoffe und Weichmacher in Plastikflaschen und deren Auswirkungen auf die Gesundheit thematisierte. „Langsam, aber sicher wird den Plastik- und Abfallbergen der Kampf angesagt“, analysiert auch der Food Report von Hanni Rützler.
Wir leben in der „Plastikzeit“: Nützliche Produkte aus Kunststoff umgeben uns, aber auch riesige Berge von Plastikmüll. Die radikale Wende der Abfallproduktion ist noch nicht in Sicht. Spätestens die Erkenntnis, dass wir tagtäglich winzige Plastikteilchen über die Nahrung zu uns nehmen, macht jedoch den Handlungsbedarf deutlich. Auch die im Frühjahr 2019 vom EU-Parlament verabschiedete Plastikstrategie soll das Bewusstsein der Konsumenten stärken. Auch Hersteller sollen in die Pflicht genommen werden. An Alternativen zu herkömmlichen Plastikverpackungen wird geforscht, einige vielversprechende Produkte und Lösungen existieren bereits.
Essbare Verpackungen: MakeGrowLab
Das polnische Start-up MakeGrowLab unter der Leitung der Designerin Roza Janusz entwickelt eine Alternative zu Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff namens Scoby (kurz für „Symbiotic Culture Of Bacteria and Yeast“). Das Material ist eine aus agroindustriellen Nebenprodukten durch Fermentierung gewonnene Membran, die nach Gebrauch gegessen oder komplett kompostiert werden kann. Die Herstellungsmethode ähnelt dem traditionellen Gärprozess für Kombucha oder Kefir. Die erzeugte Membran eignet sich zur Verpackung und Lagerung von Obst, Gemüse und Salaten. Scoby ist durchsichtig und kann einfach geformt werden. Ferner absorbiert das Material Gerüche – ein weiterer Vorteil für die breite Anwendung in der Lebensmittelindustrie. Vorerst nur als Prototyp und für Testzwecke erhältlich, arbeitet MakeGrowLab daran, den Herstellungsprozess auch für die industrielle Fertigung weiterzuentwickeln.
Plastikfreie Trinkhalme: HALM und Wisefood
Trinkhalme aus Plastik sind ab 2021 EU-weit verboten. Kein Wunder, täglich landen Milliarden Einweg-Trinkhalme nach Gebrauch im Müll. Alternativ gibt es nun wieder verwendbare und spülmaschinentaugliche Trinkhalme aus Edelstahl oder auch aus Glas, wie sie etwa das Berliner Start-up HALM herstellt. Oder essbare Trinkhalme aus nachwachsenden Rohstoffen: So bieten die jungen Gründer von Wisefood einen Trinkhalm aus Getreide, Apfelfasern und Stevia. Für die Herstellung des „Superhalm“ wird Apfeltrester verwertet, ein Abfallprodukt aus der Apfelsaft-produktion. Die Trinkhalme haben einen süßen und leicht sauren Geschmack. Je länger der Halm im Getränk bleibt, desto weicher wird er. Ob wiederverwendbar oder essbar – sie sind eine nachhaltige Variante zum herkömmlichen Plastik-Halm.