Culinarius (Wien) Michael Schottenberg, ein Jahrzehnt künstlerischer Direktor des Volkstheaters in Wien, erzählt er über seine Reiseerlebnisse unter dem Titel „Von der Bühne in die Welt“. Wir sprechen mit dem Regisseur und Schauspieler über den sozialpolitischen Auftrag den er sich selbst stellt, eine kommunikative Zeit ohne Internet, gutes Essen und Kult Lokale in Wien.
Michael Schottenberg im Profil: Schauspieler, Regisseur und Theaterintendant
In seinem 1984 gegründeten Theater schaffte er es mit publikumsnahen Inszenierungen die Zuschauer zu begeistern. Im Herbst 2005 übernahm er als Nachfolger von Emmy Werner, die künstlerische Leitung des Wiener Volkstheaters. 10 Jahre später verkündet er, sich aus dem Theater Business, als Schauspieler und Intendant zurückzuziehen. Was er heute macht?
Gastronews: Nach zahlreichen erfolgreichen Produktionen verließen Sie 2015 das Wiener Volkstheater. Was war Ihr Plan für danach?
Michael Schottenberg: „Mein Beruf hat mir keinen Spaß mehr gemacht. So was kommt vor. Mich wundert es, dass ich offensichtlich der Einzige bin, der das auch zugibt. Irgendwann wurde er zur Routine und nach über 40 Jahren in Theater und Film war es Zeit, mit etwas Neuem zu beginnen. Ich habe die Garderobentür hinter mir geschlossen, glücklich, und konnte mich auf Dinge konzentrieren, die ich schon lange machen wollte – zum Beispiel. Ich liebe es zu reisen, ich war auch zwischen den Theatersaisonen immer unterwegs gewesen.“
„Nahtlos von der Bühne in das Flugzeug“
Michael Schottenberg: „Mit dem Rucksack und relativ wenig Bargeld ging es für mich zum Flughafen. Den Flug und ein Zimmer für die ersten Tage hatte ich gebucht, den Rest ließ ich auf mich zukommen. Ich musste quasi bis zu den ‚goldenen Jahren‘ meines Lebens warten, bis ich mich in ein neues Abenteuer stürzen konnte. Bereits am Flughafen begann ich zu schreiben und tat dies während der gesamten Reise. So entstand ein Tagebuch, das ursprünglich als Liebesgeschenk an meine Freundin gedacht war. Schon seit einiger Zeit war ich mit einem Verlag im Gespräch und so entstand die erste Buchreihe. Später ging es für mich nach Burma, auf ein Containerschiff und vor kurzem bin ich durch Indien getrampt.“
Schottis Reisetagebuch als sozialpolitischer Auftrag
Michael Schottenberg: „Neben dem Reisen und Schreiben, gebe ich auch sehr viele Lesungen. Ich bin also noch immer auf der Bühne, erzähle aber. In diesen Vorträgen, gibt es auch immer ein Subthema mit dem ich mich auseinandersetze. Ich möchte nicht nur über eine Reise berichten, ich möchte auch einen Mehrwert liefern. Beispielsweise setze ich mich in den Vietnam-Lesungen mit dem Thema auseinander wie es denn ist, wenn man plötzlich keinen Job mehr hat oder für sich selbst beschließt auszusteigen. Bei den ‚Burma-Lesungen‘ in diesem Herbst, habe ich mir das Thema ‚Fremd sein‘ vorgenommen.“
Gastronews: Zurück in Wien. Was waren Ihre kulinarischen Highlights auf Ihren Reisen?
Michael Schottenberg: „Das ist schwierig zu sagen. Wie man ja weiß, liebe ich die asiatische Küche. Vietnam war ein Mekka für mich. Unglaublich gutes Street Food. Aber auch Indien, in all seiner Vielfalt und mit all seinen unterschiedlichen Geschmäcken und Gewürzen ist faszinierend.“
Gastronews: Man munkelt ja Sie sind Vegetarier. Stimmt das?
Michael Schottenberg: „Liebhaber Vegetarier (grinst). Ich mach mir nicht viel aus Fleisch, esse es aber ab und an.“
Gastronews: Zurück nach Wien. Sie waren Stammgast des Kult Lokals Ma Pitom. Was sind Ihre Erinnerungen an das Lokal?
Michael Schottenberg: „Das war in meiner Schauspielhaus-Zeit. Das Schauspielhaus hat Ende der 70er Jahre eröffnet. Damals gab es in der Stadt ja nur das Alt-Wien, das Salzamt, das Oswald und Kalb, den Roten Engel und daneben natürlich das Ma Pitom. Die Auswahl war begrenzt aber das war DIE Meile. Da gab’s noch kein Internet- man sich getroffen und unterhalten. Die ganze Nacht. Das kann man sich heute ja kaum mehr vorstellen. Lange Nächte hat man dort verbracht. Es war eine schöne Zeit – eine sehr kommunikative Zeit.“
Das Ma Pitom, in der Seitenstettengasse im 1. Wiener Gemeindebezirk, war eines der Gründungslokale des Bermudadreiecks. Der damalige Besitzer und Eigentümer Michael Feyer gilt deshalb auch als einer der „Väter des Bermudadreiecks“. In einer Zeit in der die Stadt Wien noch weniger hippe Restaurants und Bars zählte, entwickelte sich das Bermudadreieck. Später gilt es als DIE Partymeile Wiens.
Im August wird die namhafte Adresse im Bermudadreieck wiedereröffnet. Wer die neuen Betreiber sind und wie sich das Lokal optisch verändert hat? In Kürze können Sie mehr über das mögliche Revival eines Kult Lokals lesen.