Pernod Ricard Austria Managing Director Axel Herpin im Interview

Michaela Reisel

Pernod Ricard Austria Managing Director Axel Herpin © Aleksander Perkovic / Pernod Ricard

Seit Sommer 2014 leitet der gebürtige Franzose Axel Herpin die Geschäfte von Pernod Ricard Austria. Er gilt als Experte im Spirituosenbusiness, hat er doch bereits seit 25 Jahren die unterschiedlichsten Funktionen im Konzern inne – von Marketing über Export bis hin zur Geschäftsführung.

Mit Gastronews sprach Axel Herpin über Convivalité, sprich Geselligkeit, tägliche Aufgaben sowie Trends am heimischen Spirituosenmarkt und sein oberstes Ziel.

Gastronews.wien: Sie arbeiten seit 1993 bei der Pernod Ricard Gruppe, seit dem Sommer 2014 sind Sie Managing Director von Pernod Ricard Austria. Wieso haben Sie sich für eine Karriere im Spirituosensektor entschieden?

Axel Herpin: Entschieden ist nicht ganz korrekt. Es ist wie vieles im Leben passiert und ich bin happy darüber. 1993 konnte man in Frankreich anstelle des Militärdienstes auch mit etwas Glück, 18 Monate im Ausland für eine französische Firma arbeiten. Am 14. Juli 1993 – dem französischen Nationalfeiertag – hatte ich meinen ersten Arbeitstag bei Orangina in Deutschland (Anm.: war damals eine Marke der Pernod Ricard Gruppe). Zum Praktikumsende wurde ich vom Geschäftsführer von Pernod Ricard Deutschland für die erste Marketing-Position angeheuert. Nach zahlreichen unterschiedlichen Positionen in Deutschland und UK, kam ich vor vier Jahren als Geschäftsführer nach Österreich.

Gastronews.wien: Welche Tätigkeiten und Herausforderungen bringt Ihre Position an der Spitze von Pernod Ricard Austria mit sich?

Axel Herpin: Pernod Ricard ist im Gegensatz zu anderen Firmen dezentral gesteuert. Das bedeutet, wir können wissen, was für den österreichischen Markt wichtig und relevant ist. Bei Pernod Ricard Austria arbeiten 30 Personen. Wir decken vom Außendienst über Buchhaltung, Kundenbetreuung bis hin zu Marketing und Logistik alles ab und sind unsere eigene kleine Firma. Das ist gut so, denn der Österreicher genießt ganz anders wie ein Deutscher oder ein Franzose. Und um diese speziellen Momente der Geselligkeit im österreichischen Markt dürfen wir uns tagtäglich kümmern.

Gastronews.wien: Was gefällt Ihnen an Ihrem Job?

Axel Herpin: Ich darf die Genuss-Momente der Österreicher mitgestalten. Und zwar ganz konkret auf unseren Markt zugeschnitten. Wir haben zum Beispiel sehr früh erkannt, dass Lillet großes Potenzial in Österreich hat. Mittlerweile sind wir innerhalb des Konzerns der viertgrößte Markt für den französischen Weinaperitif.

Gastronews.wien: Das Marken-Portfolio von Pernod Ricard Austria liest sich sehr repräsentativ und weist mehr als 30 Marken (davon 13 strategische Champagner- und Spirituosenmarken) auf, darunter Absolut Vodka, Havana Club Rum, Jameson Irish Whiskey, Malibu, Chivas Regal, Lillet, Ramazzotti, Beefeater Gin oder Perrier-Jouët Champagner. Pernod Ricard steht für nachhaltige Entwicklung basierend auf organischem Wachstum sowie Akquisitionen. Ist Pernod Ricard auch weiterhin auf Wachstumskurs?

Axel Herpin: Sind wir. Wir decken mit unserem Portfolio fast alle Spirituosenkategorien ab und sorgen natürlich mit Akquisitionen für Bewegung im Markt. Dabei ist es uns aber ganz wichtig, dass die Marken ihren Ursprung, ihre Authentizität behalten. Das beste Beispiel ist Monkey 47 Gin. Pernod Ricard profitiert von dieser Dezentralisierung. In den lokalen Märkten sitzen reale Personen, die die Kultur verstehen und damit mit einem gezielten Angebot reagieren können.

© Absolut Vodka

So gibt es seit kurzem exklusiv in Österreich die Absolut Life Ball Limited Edition. 60.000 Flaschen speziell für den österreichischen Markt. Es gibt Sammler, die sich schon zahlreiche Flaschen gesichert haben. Mit großem Stolz repräsentieren wir damit unsere Partnerschaft mit dem Life Ball.

Gastronews.wien: Nach welchen Kriterien werden Marken ausgesucht, damit sie für Pernod Ricard interessant sind und ins Produkt-Portfolio passen?

Axel Herpin: Wir agieren, wenn wir merken, ein Trend ist nicht nur ein Strohfeuer, sondern nachhaltig. So etwa bei Gin – In den letzten drei Jahren haben wir das Volumen von Beefeater Gin verdoppelt. Wir sind mit dieser Marke die Nummer 1 im Lebensmitteleinzelhandel und haben neben dem klassischen London Dry Gin auch die Premium-Variante Beefeater 24 und ganz neu Beefeater Pink im Portfolio. Schlussendlich entscheidet der Konsument, was und wie er es trinken möchte. Wir stellen ihm die passenden Marken / Produkte bereit und sorgen für unvergessliche Genussmomente.

Gastronews.wien: Pernod Ricard war ein wichtiger Sponsor der vergangenen Wiener Restaurantwoche und hat mit Ramazzotti Aperitivo Rosato unterstützt. Spitzenkoch Juan Amador etwa hat zu seinem Restaurantwochen-Menü einen eigenen Cocktail daraus kreiert. Was gibt es Neues bei Ramazzotti?

Axel Herpin: Wir sehen einen ganz klaren Trend zu einer immer ausgeprägteren Aperitif-Kultur. Im International Wine & Spirits Report ist die Kategorie Bitter & Spirits Aperitif seit 2015 das größte Segment, das mittlerweile Vodka & Co. überholt hat. Und das, obwohl der Markt gesamt gleichgeblieben ist. Mit Ramazzotti Aperitivo Rosato bedienen wir diesen Trend und überzeugen die Konsumenten mit vielfältigen Drink-Kreationen.

Gastronews.wien: Welche Spirituosen trinken die Österreicher am liebsten? Wie haben sich die Vorlieben am heimischen Markt in den letzten Jahren verändert? Was sind aktuelle Trends am Spirituosenmarkt?

Axel Herpin: Gin wächst weiterhin. Das forcieren natürlich auch Veranstaltungen wie das Gin Festival, das dem Konsumenten ein unglaubliches Gin-Portfolio anbietet.  Ein Trend, den es sicherlich zu beobachten gilt.

Leichte Drinks und Aperitifs sind seit vielen Jahren immer mehr im Kommen. Die Aperitif-Kultur in Österreich holt gerade auf. Man genießt Longdrinks mit wenig Volumsprozent Alkohol.

GALLINK © Nina Kurnik

Premium Whisk(e)y wird ebenso immer beliebter. Marken wie Jameson Irish Whiskey haben hier die Nase vorn. Ein einfach zu konsumierender Whiskey, der durch seine dreifache Destillation sehr mild ist. Das perfekte Paar sind Whiskey und Bier. Nach Jameson Caskmates haben wir soeben Gallink, das erste im Jameson-Fass gereifte Bier präsentiert.

Premiumisierung ist generell ein Thema, das uns seit Jahren beschäftigt. Der Österreicher genießt qualitativ mehr und quantitativ weniger. Er ist bereit, für Qualität mehr auszugeben. Das kommt Pernod Ricard sehr zu gute. Als Unternehmen mit Fokus auf Prestige-Marken und einem sehr verantwortungsvollen Zugang zum Genuss, haben wir hier das richtige Angebot für besondere Genuss-Momente.

Gastronews.wien: Welche Zukunftspläne haben Sie mit Pernod Ricard Austria?

Axel Herpin: Convivialité (Geselligkeit) ist hier ein wichtiges Schlagwort für uns, das wir tagtäglich leben. Sowohl den Konsumenten gegenüber als auch intern. In einer Welt, die businesstechnisch immer klinischer wird, verkaufen wir nicht Spirituosen, sondern Leidenschaft und Werte wie Geselligkeit.

 

 

Die Groupe Pernod Ricard mit Sitz in Paris ist der zweitgrößte Spirituosen- und Weinkonzern weltweit und vertritt führende Marktpositionen auf allen Kontinenten. Seit 1993 ist Pernod Ricard Austria als 100-prozentige Tochter der französischen Gruppe am österreichischen Markt. Ebenso lange ist auch Axel Herpin bereits bei der Pernod Ricard Gruppe beschäftigt.

Mit Tochtergesellschaften in 80 Ländern – von Österreich über Deutschland oder Großbritannien, Kenia bis hin zu China oder Kasachstan – reagiert der Konzern dezentral auf Affinitäten lokaler Märkte. Die Groupe Pernod Ricard ist weiterhin auf Wachstumskurs. Aktuelle Zahlen des Q3-Berichts des Fiskaljahres 2018 zeigen ein organisches Wachstum von 6,3 Prozent. Verkäufe der ersten neun Monate des laufenden Fiskaljahres belaufen sich auf 7,059 Millionen €.

 

http://www.pernod-ricard.at/