Pop Up Konzept Naked Kitchen: Gründer und CEO Nicolai Reimond im Gespräch

Michaela Reisel

Dinner in gotischem Keller, CEO Nicolai Reimond (c) Jan Hetfleisch

Geheime Location, ein Wochenende, eine Stadt, streng limitierte Gästezahl – das ergibt die ultimative Dinner Experience von Naked Kitchen. Wir haben Gründer und Geschäftsführer Nicolai Reimond zum Gespräch gebeten.

Autowerkstatt © Philipp Lipiarski / www.goodlifecrew.at

Eine Autowerkstatt, eine Zugremise und eine Schiffscontainer-Reparaturhalle wecken bei den Meisten wahrscheinlich erst einmal andere Assoziationen als die einer Dinner-Location. Das Pop Up-Konzept Naked Kitchen ermöglicht aber genau das: Essen, wo man noch nie zuvor gegessen hat. Bis einen Tag vor Veranstaltungsbeginn bleibt die Location streng geheim.

Im Tresorraum einer Wiener Bank fand vor mittlerweile vier Jahren das erste Pop Up von Naked Kitchen statt. Damals mit 70 Gästen, heute hat man sich – abhängig von der Location – bei rund 100 Personen pro Abend eingependelt. Das Konzept eines vorübergehenden Restaurants an ungewöhnlichen Orten wie einer Autowerkstatt, einer alten Zugremise, einem gotischen Keller, einem Möbelhaus oder einem Bergstollen für je ein Wochenende zu implementieren, erlangte seitdem in ganz Österreich Bekanntheit und machte bereits in zahlreichen Städten von Wien bis Innsbruck Halt.

Die Idee dazu stammt von Nicolai Reimond. Der Tiroler ist Gründer, Initiator und Geschäftsführer von Naked Kitchen. In seiner Heimat Innsbruck absolvierte er die Hotelfachschule, machte sich nach Abschluss der Ausbildung aber im Eventbereich selbstständig und blieb diesem seither treu. Die Leidenschaft für Gastronomie schlummerte aber in ihm. Also her mit dem eigenen Lokal? Nein, aufgrund mehrerer Projekte lasse dies die Zeit nicht zu. Dazu kommen die schnelllebige Zeit und das Verlangen der Gesellschaft nach immer etwas Neuem. Das sind für Reimond Punkte, die gegen etwas Fixes sprechen: „Ich bin der Meinung, wenn man eigenes Lokal hätte, müsste man das alle zwei Jahre komplett erneuern und sich ein neues Konzept überlegen, damit es für die Leute interessant bleibt.“ So war die Idee zu Naked Kitchen geboren.

Fabriksgebäude © Philipp Lipiarski / www.goodlifecrew.at

„Ich bin natürlich nicht der Erste, der so etwas macht. Aber mitunter der Erste, der es so kurz macht. Es gibt keinen anderen Wahnsinnigen, der das an einem Wochenende durchzieht“, so Reimond. Und im Hinblick auf andere Pop Ups im Gastronomiebereich: „Ich finde, alles, was länger als zwei Wochen dauert, ist kein Pop Up.“ Bei „längeren Geschichten“ werde ganz anders an die Planung herangegangen, eben wie bei einem normalen Restaurant. „Da widerspricht es sich. Wann ist ein Projekt ein Pop Up und wann nicht mehr. Und bei einem Wochenende ist es definitiv eines.“

Der Name Naked Kitchen bezieht sich auf die nackten Locations, die Schauplatz sich für die immer nur ein Wochenende stattfindenden Dinner-Events sind. Aber nicht nur gegessen wird in den Off-Locations. Auch die mehrgängigen Menüs werden direkt vor Ort von einem immer wechselnden Gastkoch zubereitet. Ob Haubenkoch oder aufstrebendes Kochtalent, bei Naked Kitchen bekommen unterschiedlichste Persönlichkeiten eine kulinarische Bühne, um sich einmal abseits ihrer Restaurantküche zu präsentieren.

Logistische Herausforderungen

Zugremise (c) Jan Hetfleisch
www.janhefleisch.com

All dies ist mit enormen logistischen Herausforderungen verbunden. „Wir kommen in eine komplett leere Halle und bauen da für ein Wochenende ein Restaurant hinein. Wir kommen mit Sattelschlepper-Equipment, von Küche, Bar, das ganze Mobiliar, Stühle, Tische, Geschirr -“, zählt Reimond auf. Manchmal kommt noch das Problem dazu, dass die Locations derart „off“ sind, dass sie nicht einmal Strom haben. Da rückt das Team von Naked Kitchen mit eigenem Stromaggregat aus.

Die Organisation von Naked Kitchen teilt sich Nicolai Reimond mit drei weiteren Personen. Seit einem Jahr ist auch ein Koch fix im Team: Patrick Fürst. Dieser war sechs Jahre lang in New York tätig, kochte dort für den 2-Sternekoch David Bouley. Bei Naked Kitchen kümmert sich Fürst unter anderem um die Kommunikation mit den Gastköchen.

Wie kann man bei Naked Kitchen dabei sein? Auf der Website http://naked.kitchen/ erhält man Infos und Tickets für kommende Events.

Zukunftspläne: Expansion, V by Naked Kitchen, Catering

Sieben Pop Ups stehen heuer noch auf dem Plan, unter anderem in Graz, Linz und Innsbruck. Im Herbst gastiert Naked Kitchen in München und damit erstmals in einer Stadt außerhalb Österreichs. Für die Zukunft plant Reimond, Naked Kitchen auch auf weitere Länder auszuweiten.

Auch Caterings und Firmenfeiern sind ein großes Thema, das man künftig noch stärker forcieren möchte. Das Naked Kitchen-Catering entstand „aus Spaß heraus“, so Reimond. Ein Firmenchef kam auf ihn zu, weil er seinen Mitarbeitern eine ganz besondere Weihnachtsfeier bieten wollte. „In ein normales Restaurant kann man ja gleich einmal gehen. Wir setzen das gleiche Konzept um wie bei Naked Kitchen, sind in einer kompletten Off-Location.“ Sprich: alles ist geheim, nur der Chef wisse Bescheid. Die Location wird für die Vorweihnachtszeit gemietet und Firmen haben die Möglichkeit, ihre Weihnachtsfeier auszurichten. Gekocht wird von Patrick Fürst.

Das nächste Pop Up von Naked Kitchen folgt bereits in wenigen Tagen: Von 4. bis 8. April gibt V by Naked Kitchen sein Debüt. Das neue Konzept vereint Pop Up, Dinner, Art, Music & Drinks. Als erster Gastkoch wird Sören Herzig (Erfahrung in internationalen Sterne- und Haubenküchen, Gault & Millau Newcomer 2017) im Herrenausstatter Strictly Herrmann Concept Store in der Taborstraße im 2. Wiener Bezirk fünf Tage lang für eine limitierte Anzahl an Gästen kochen. Wer dabei sein möchte, Infos zu den Tickets für V by Naked Kitchen gibt’s hier.

Welche Locations würden Nicolai Reimond für Naked Kitchen in Zukunft noch reizen? „Eine Kirche, aber in Österreich ist das schwer möglich.“ Denn Kirchen müssten entweiht sein, soweit hat sich Reimond schon informiert. Hierzulande ist das nicht der Fall. International (New York, Antwerpen, Niederlande …) sind Events in ehemals sakralen Räumen aber nicht unüblich. „Cool wäre auch ein aufgelassenes Swimming-Pool, ein richtig tiefes Becken.“

 

http://naked.kitchen/

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