Was ist rund, bisschen kleiner als ein Tennisball, im Idealfall schön weich und aus der österreichischen Traditionsküche ganz und gar nicht wegzudenken? Rrrrichtig! Der Knödel! Oder wie in vielen Teilen der Republik auch das Knödel genannt. „Das Knödel“ wird nämlich dort, wo der weiche Tennisball „der Knödel“ heißt, als Synonym für die Marie, also für Münzen und bedruckte Papierscheine hergenommen. Schluss mit der Verwirrung. Ist ja schließlich auch nicht ganz so wichtig, welcher Artikel verwendet wird. Fakt ist, dass Knödel (Mehrzahl) in keinem guten Hausmannskost-Kochbuch fehlen und auf einer Beliebtheitsskala recht weit oben platziert wären, zumindest hierzulande.
Dabei ist es komplett wurscht, ob aus Semmeln, Erdäpfel oder Topfen gemacht: ein Aufwand ist´s halt. Der Teig, die Füllung, das Formen, das Kochen und dann eventuell noch die Brösel drumherum. Da wundert´s wenig, dass es diese Köstlichkeit kaum wo als Imbiss zum Mitnehmen gibt. Korrektur: Gab. Denn seit letztem Sommer beherbergt die schöne Josefstadt die erste „Knödelmanufaktur“ Wiens. Eine Küche, ein paar Mini-Tische und die Knödel in der Vitrine, fertig. Wer das runde Glück lieber mit auf den Weg nimmt, kriegt´s in hübsche Schachteln verpackt.
Zu dritt sind sie, die Knödelmacher. Maja, Daniel und Alen haben sich zuerst mit der Geschichte des Arme-Leute-Essens auseinandergesetzt. Deshalb weiß ich jetzt auch, dass der Topfen erst in den 80iger Jahren ins Spiel kam. Davor wurde nur die gute alte Grundbirn oder die Semmel verwendet. An der Rezeptur hat das aus Kroatien und Bosnien stammende Trio ein Jahr lang getüftelt, hat Großmutter-Rezepte und Blog-Einträge ausprobiert, bis irgendwann der perfekte Erdäpfelteig entstand. Weich, flaumig, trotzdem kompakt. Ja, ist gelungen. Die genaue Sortenbezeichnung des verwendeten mehligen Erdapfels bleibt geheim. Nur dass er aus dem Waldviertel kommt, hab ich erfahren.
Und was ist drin? Diverses von der deftigen Palette zum Beispiel: Grammeln, die so fein faschiert und sowas von nicht zu fett sind, dass sogar das schlechte Gewissen ausbleibt. Das wär allerdings beim
Essen ohnehin fehl am Platz. Dazu noch herrliches Sauerkraut mit Speckwürfel. Dann die mit Spinat-Schafskäse-Füllung. Angeblich der Renner. Ja, kann ich bestätigen. Unglaublich gut. Die Mixtur aus Rucola, Schinken und Käse schmeckt auch fein. Jetzt aber doch lieber die Zuwendung zum süßen Sortiment, sonst bleibt kein Platz mehr im Bauch. Und ja, wir waren zu zweit Knödel testen, macht doch viel mehr Spaß als allein. (In diesem Sinne: danke liebe Karin für diese geile weil g´schmackige Art der „Aufopferung“). Plötzlich war eine ganze Schar von Knödel auf dem Tisch. Mohn, schön saftig. Maroni, sehr fein. Haselnuss, bisserl zu süß. Himbeer-Topfen, weckt noch mehr das Verlangen auf den Frühling. Apfel, schmeckt als Strudel einfach besser. Und noch Nougat: ohne Worte, einfach nur mmmhhh. DER Knödel-Klassiker schlechthin ist jedoch der Marillenknödel, den es logischerweise nur im Sommer gibt. Denn auf Saisonalität legen die Knödelexperten schon großen Wert. Im Herbst war der Kürbis an der Reihe, in der Vorweihnachtszeit Spekulatius, dazu Bratapfelsauce. Im Frühling und Sommer wird’s Kaspressknödel geben, vielleicht auch mit Salat. Und dann natürlich ein paar fruchtige Varianten.
Was allerdings ganzjährig auf der Tagesordnung steht ist die Frische der Ware. Ein paar Stück (ab € 2,70) jeder Sorte werden frisch gemacht, nachgekocht wird erst wenn die zur Neige gehen. Auf Sonderwünsche wird auch eingegangen, glutenfrei oder vegan zum Beispiel. Für Feiern, Caterings, Hochzeiten sind die gastroerfahrenen Unternehmer auch zu haben. Knödelparty, das wär doch mal was.
Mein Fazit:
Herrlich erfrischend. Nicht unbedingt die Knödel, aber die Idee. Der Bogen zwischen Hausmannskost und der heute leider oft notwendig gewordenen schnell-ess-Kultur wird hier gut gespannt. Und das Ergebnis kommt an Mama´s selbstgemachte Knödel doch recht nahe ran.
Knödelmanufaktur
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