Wien (Culinarius/Del Fabro) Er kann mehr, als am Digestif-Wagen zu stehen: Im Meliá Vienna wurden mit vier der wichtigsten Grappa-Produzenten die National-Spirituose Italiens aus den Gebieten Friaul, Veneto und Piemont verkostet und auch praktische Anregungen zum zeitgemäßen Einsatz in der Gastronomie gegeben.
40 Millionen Flaschen Grappa werden jährlich getrunken, doch 80 % davon sind industriell hergestellt. Nicht diese Masse, sondern die von Familienunternehmen gebrannte „grappa artigianale“, der handwerklich destillierte Tresterbrand, stand im Mittelpunkt beim Del Fabro Tasting „Grappa Grande“. Im 57. Stock des Hotels MeliáVienna konnte Herbert Reinhardt 7 Gastronomen begrüßen, die dem Wesen des einzigartigen Destillats nachspüren wollten. Denn als einzige Spirituose entstammt der Grappa keiner flüssigen, sondern einer festen Grundlage, den Pressrückständen („la vinaccia” oder Trebern) aus den bekanntesten Weinbaugebieten Italiens. Vom reinsortigen Tresterbrand bis zu den 18 Monate im Fass gelagerten Reservas reichte die Bandbreite der acht Kostproben. Aromatische Rebsorten mit leichter Süße auf der einen, fast whisky-artige Aromatik auf der anderen Seite ergaben ein Spektrum, das von Antonella Nonino (Friaul), Marta Bocchino (Piemont), JonathanLyddon/Francoli (Piemont) und Jacopo Poli (Veneto) vorgestellt wurde.
Vielfalt – vom Longdrink bis zum Whisky-Ersatz
Jonathan Lyddon, Export-Direktor der Destillerie Luigi Francoli, berichtete davon, wie man mit fassgelagertem Grappa „on the rocks“ auch Bartender überraschen kann: „Im Tumbler kann sich das meist keiner vorstellen“, leitete er die Debatte mit den Kollegen über die „Mixability“ von Grappa ein. Nach verschiedenen Ideen des Produzenten-Quartetts – etwa einmal einen Negroni mit Grappa zu servieren – klang der Nachmittag im Meliá passend mit Grappa-Tonics von Jemil Wettes Bar-Team aus.