Von Peter Pointner
Wir leben ich hochpolitischen Zeiten. Die sozialen Medien haben es äußerst leichtgemacht, politische Statements abzugeben bzw. es erleichtert, herauszufinden welche politische „Neigung“ unsere Freunde und Bekannten haben. Was mitunter ziemlich interessant sein kann, kann allerdings auch manchmal ein böses Erwachen sein.Nicht nur durch den letzten Wahlkampf um die österreichische Präsidentschaft wurde die politische Meinung so in die Öffentlichkeit getragen. Und auch im öffentlichen Raum wurde vermehrt auf die politische Haltung aufmerksam gemacht. Sticker, T-Shirts und Flyer an der Bar unserer Stammlokale.
Politische Flyer in unserem Stammlokal? Ist das in Ordnung?
Prinzipiell ist dagegen natürlich nichts zu sagen. Als Gastronom muss ich mir natürlich lediglich im Klaren sein, dass ich damit möglicherweise auch Gäste verliere. Wir leben in einem Land mit Meinungsfreiheit, also darf jeder Mensch seine Meinung frei äußern, aber ist das Kaffeehaus am Eck und das Restaurant, oder die schicke Bar wirklich der passende Rahmen? Diese Frage darf man sich durchaus stellen.
Manche Menschen sind der festen Überzeugung, in ihrem eigenen Lokal können Sie doch äußern was sie wollen, sie können bedienen wen sie wollen und die Gäste müssen sich so verhalten wie sie das wünschen.
Gesetzlich ist das eine Grauzone. Es gab den Fall von einem Lokal, das die Angehörigen einer Burschenschaft nicht bedienen wollte, solange sie ihre „Kapperl“ noch tragen. In einer österreichischen Badkantine wurde Flüchtlingen der Zutritt verwehrt. Hier ist die Frage gestattet, ob die Gastronomie der richtige Ort ist um aktiv Politik zu betreiben, bzw. einem Gast den Service zu verweigern.
Aufgrund der Kleidung allein lässt sich nicht feststellen, ob ein Burschenschafter deutschnational und schlagend ist, genauso wenig lässt sich aufgrund des Erscheinungsbildes feststellen, ob jemand Flüchtling ist. Bei all diesen „politischen“ Aktionen siegt immer nur eins: Das Vorurteil.
Fakt ist, man kann nicht wissen, ob der Burschenschafter, der gerade in meinem Café sitzt, nicht gerade von einer katholischen Verbindung, die eine Spendenaktion für Syrien gemacht hat, danach auf ein Bier zu mir ins Lokal kommt. Genauso wenig kann ich mir nicht im Klaren darüber sein, ob der afrikanische Gast nicht ein Sonderbeauftragter der UNO ist. Zugegeben die beiden Beispiele sind extrem, aber im Endeffekt läuft es immer darauf hinaus, wie wir unseren Vorurteilen begegnen. Keine anderen Branchen wie die Gastronomie und der Tourismus leben von der Vielfalt ihrer Gäste.
Das heißt selbstverständlich nicht, dass man sich alles gefallen lassen muss, wir haben in Österreich Gesetze, an die es sich zu halten gibt. Auch die (Nicht)Raucher-Debatte läuft auf einen entscheidenden Gedanken hinaus: Wer sich entschließt einen Gastronomiebetrieb zu eröffnen, der erklärt eine, mitunter private, Fläche auch zu einer Art öffentlichen Raum. Deshalb unterliegen die Räume eben auch einer bundesweiten Gesetzgebung. In den meisten Ländern Europas hat sich der Konsens, dass Religion und Politik Privatsache ist, bereits durchgesetzt. Vielleicht sollten wir uns bemühen ebenfalls diesen Weg einzuschlagen, selbst wenn die politische Lage immer wieder an Eigendynamik und Brisanz gewinnt.
Manchmal ist es gut Stellung zu beziehen und seine Meinung deutlich zu machen, manchmal kann man sich auch einfach nicht zurückhalten. Wir alle sind nur Menschen. Sich zu bemühen den Menschen mit Offenheit zu begegnen, im Bewusstsein, dass dies nicht immer möglich sein wird, ist mit Sicherheit nie ein Fehler.
In vielen Dingen ist die Gastronomie Vorreiter, vor allem in Belangen der Integration von fremden Kulturen und Einflüssen. Vielleicht ist die Gastronomie das ideale Versuchsfeld für mehr Offenheit und Menschlichkeit im öffentlichen Raum. In jedem Fall wird es der Gastronomie nie an Möglichkeiten fehlen und schon gar nicht hier in Österreich.