Wirtschaftswunder

Michaela Reisel
Peter Dobcak Kolumne Wirtschaftswunder (c) iStock cherezoff

Peter Dobcak Kolumne Wirtschaftswunder (c) iStock cherezoff

Von Peter Dobcak

Die Diskussion über aktuelle politische Themen ist fixer Bestandteil meiner mehr oder weniger regelmäßigen Wochenendbesuche bei meiner Mutter (84). Oft ist dies verbunden mit einer Zeitreise zurück in meine Kindheit, als meine Eltern in den 60er Jahren, das damals größte Alpenvereinshotel, die Rudolfshütte am Weißsee, im Land Salzburg gepachtet hatten. Zu erreichen mit einer Seilbahn oder zu Fuß waren sie mitten im Hochgebirge damit beschäftigt den Gästen eine schöne Zeit in der Natur zu ermöglichen.

Die Gehschule meines jüngeren Bruders stand neben dem Personaltisch, der Kinderwagen meines noch jüngeren Bruders mitten in der Hotelküche. Unsere Schwester war noch gar nicht geboren. Meine Mutter hat die Speisen annonciert, mein Vater sich um die Administration und die Rezeption gekümmert. Geschlafen haben wir anfangs in einem dunklen Zimmer, welches wir am Heizhaus vorbei durch einen langen Gang erreicht haben. Letztens hat mir meine Mutter erzählt, dass es im Winter in dem Zimmer so kalt war, dass das Wasser in den Trinkgläsern neben dem Bett eingefroren ist.

Ein paar Meter weiter lag der Schweinestall. Damals hatten wir noch kein Problem mit der Verwertung der Küchenabfälle. Wir hatten unendlich viel Spass den großen Tieren, aber vor allem den kleinen Ferkel beim Fressen zuzusehen. Das Schlachten der Schweine in der Waschküche war jedes Mal ein Erlebnis. Es hat schon eine Weile gedauert, bis wir uns daran gewöhnt hatten, wie diese Prozedur abgelaufen ist. Zwei Mitarbeiter haben die Sau gehalten, der Hausmeister hat dem Vieh mit einem für uns riesigen Hammer eine zwischen die Augen geknallt und schon war es vorbei. Klar haben uns die Tiere als Kinder leid getan. Der Schweinsbraten am nächsten Tag hat uns trotzdem wunderbar geschmeckt. So war das eben – damals.

Beschwert hat sich niemand über das raue Klima in den Bergen oder über die viele Arbeit. In der Saison war es völlig normal, dass alle bis weit in die Nacht gearbeitet haben. Das Frühstück für die ersten Bergwanderer war trotzdem um sechs zubereitet. Jeder hat gewußt, hier wird hart gearbeitet um Geld zu verdienen, für das Studium, für ein Auto oder ein Haus, für eine bessere Zukunft. Spaß hatten trotzdem die meisten. Wir waren eine große Familie, die genau wußte wohin der Weg geht – nach vorne.

Es war die Zeit des Wirtschaftswunders. Die Zeit in der unsere Eltern und Großeltern dieses Land wieder aufgebaut haben und jenes Niveau geschaffen haben, von dessen Höhe wir heutzutage gerne jammern. Zumindest jene Volksvertreter, die damals noch gar nicht auf der Welt waren, die in den hart erarbeiteten Wohlstand hineingeboren wurden und noch immer glauben, dass das Geld vom Himmel fällt.

Kein Mensch hat sich damals dafür interessiert, wie Herr und Frau Österreicher das geschafft haben. Sie haben es einfach gemacht, ohne große Vorschriften, ohne überzogene Kontrollen. Vor allem, und das war die Grundlage für den Aufschwung, ohne zu jammern wie schwer die Zeiten sind, wie viel sie arbeiten müssen, wie ungerecht alles sei. Niemand kam auf die Idee es sich auf Kosten anderer gut gehen zu lassen. Es war selbstverständlich das beizutragen was möglich und nötig war. Es war einfach so.

Unsere werten Volksvertreter sollen sich endlich darauf konzentrieren für die notwendigen Rahmenbedingungen zu sorgen, dass wir an den wirtschaftlichen Aufschwung vergangener Tage anschließen können. Wir Bürger, egal ob Unternehmer oder Mitarbeiter sind selbständig denkende Wesen. Wir brauchen niemanden der uns vorschreibt wann wir auf die Toilette gehen sollen……..

 

Euer

Peter Dobcak