Auch wir wollen von unserer Arbeit leben können!

Michaela Reisel
Peter Dobcak unzensiert - Kolumne Mindestlohn - (c) iStock filmfoto

Peter Dobcak unzensiert - Kolumne Mindestlohn - (c) iStock filmfoto

Die Gewerkschaft Vida fordert eine Sonderverhandlungsrunde zur Anhebung des kollektivvertraglichen Mindestlohns. Sie wollen einen Mindestlohn von € 1500,– brutto für einen Vollzeitjob. Besonders verwiesen wird wieder einmal auf die Gastronomie wo ca. 100.000 Mitarbeiter unter dieser Grenze liegen (dzt. €1420,– brutto).

Es ist mir schon bewusst, dass es Aufgabe der Gewerkschaft ist, sich für ihre Mitglieder einzusetzen. Genauso ist es meine Aufgabe im Sinne der Unternehmer klar zu stellen, dass wir auch gerne gemäß unserem Einsatz, der zu tragenden Verantwortung und des unternehmerischen Risikos bezahlt werden wollen. Denn in vielen Fällen ist das Gegenteil der Fall – die Mitarbeiter verdienen mehr als dem Unternehmer am Ende des Monats übrigbleibt. Das, was sich der Unternehmer herausnehmen kann, ist das, was er sich z.B. an einem zweiten Koch erspart und selbst in der Küche steht. Und die Partnerin in der Schank oder umgekehrt.

Die Gewerkschaft vermittelt in ihren Aussendungen immer noch den Eindruck, dass wir Unternehmer im Geld schwimmen, den Mitarbeitern nichts gönnen und diese nur ausnutzen. Damit muss endlich Schluss sein! Jeder in der Branche weiß, dass das Servicepersonal, wenn es gut ist, ihr Gehalt durch Trinkgeld gewaltig auffetten kann, und das steuerfrei. In der Küche ist der KV-Lohn nur Basis, der durch individuell vereinbarte Überzahlung ebenfalls gesteigert wird. Wir wissen sehr wohl, dass ein guter Koch seinen Preis hat. Wie es derzeit um den Deckungsbeitrag aussieht wissen wir auch alle. Also was sollen diese plakativen Forderungen?

Schließlich war es auch das jahrelange Schlechtreden der Branche durch die Gewerkschaft, das zum derzeitigen Image beigetragen hat. Einen konstruktiven Beitrag über die ewig gleiche Forderung nach simpler Lohnsteigerung hinaus, habe ich noch nicht gehört. Dabei gäbe es viele Möglichkeiten und Zugänge wie man die Rahmenbedingungen, sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Unternehmer, den heutigen Anforderungen gemäß gestalten könnte.

Es ist hoch an der Zeit für die geschätzten Vertreter der Gewerkschaft sich von den Klassenkampfparolen des 19. Jahrhunderts zu verabschieden und sich den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu stellen. Die Mehrheit unserer Mitarbeiter fühlt sich durch das unflexible Verhalten der Gewerkschaft schon lange nicht mehr richtig vertreten. Im Gegenteil, sie werden in ihrer beruflichen Entfaltung behindert.

Euer

Peter Dobcak