Wien (Culinarius) – In den ehemaligen Räumlichkeiten der Firma „Werkzeug Huber“ befindet sich seit rund zehn Jahren das WerkzeugH. Ein Gastronomiebetrieb welcher sich durch den erhaltenen Garagen-Charme und dem liebevollen Durcheinander von bequemen Secondhand-Sitzgelegenheiten und Tischen auszeichnet. Die große Fensterfront, welche Blicke in den äußerst grünen Gastgarten ermöglicht, sorgt für ein angenehm abwechslungsreiches „Wildnis-Feeling“ mitten im dicht besiedelten Fünften. Über die Anfänge und den Köpfen hinter dem Lokal, was es so einzigartig macht und welches kulinarische Konzept dahinter steht hat Mitgründer Manfred Wuits im Interview mit gastronews.wien verraten.
Vom Kunstprojekt zum Familienbetrieb
Alles begann als Zeljko Jovanovic und Manfred Wuits sich in den frühen 2000er Jahren über den Weg liefen. Zündender Funke seitens Wuits (seines Zeichens Architekt) war die Idee, temporären Kunst- und Architekturprojekten die Möglichkeit einzuräumen, dauerhaft bestehen zu bleiben. „Da Zeljko sowieso einen Gastronomiebetrieb eröffnen und ich einen ständigen Raum für Kunst- und Architekturprojekt haben wollte, kamen wir dann relativ schnell auf einen gemeinsamen Nenner. Und deswegen ist das WerkzeugH vielleicht auch etwas chaotischer und anders als die anderen Lokale.“ Dieser Eindruck wird bereits beim Betreten des Gastgartens bestätigt: Etwas chaotisch, sehr authentisch und liebenswürdig locker kommt dieser mit seiner Einrichtung, welche von Shabby Chic über Retro und Vintage bis hin zu minimalistisch-einfachen Stühlen, Tischen, Sofas und Bänken reicht, daher. „Die Grundidee hierbei war, dass Zeljko sich eher um den gastronomischen Part kümmert, während ich für Organisatorisches, Behörden und Architektonisches/Künstlerisches zuständig bin. Zu Beginn waren beide von uns quasi daueranwesend – mit der Zeit jedoch war Zeljko derjenige von uns, welcher öfters präsent war als ich. Nach drei bis vier Jahren hat sich das Ganze dann langsam zu einem Familienbetrieb entwickelt und von diesem Zeitpunkt an würde ich mich eher als „die graue Emminenz im Hintergrund“ beschreiben“, sagt Wuits mit einem Grinsen.
Auch Zeljko sei mittlerweile nicht mehr dauerpräsent: „Er kocht an den Wochenenden, kümmert sich um die Pflanzen und um anstehenden Kleinkram. Das Geschäft führen nun die Jüngeren in der Familie.“ Jovanovics Sohn, Tochter und Frau seien mittlerweile die treibende Kraft hinter dem WerkzeugH geworden und führen „quasi das fort, was Zeljko und ich einmal angefangen haben.“
Der Gastgarten als Trumpf: „Das Wohnzimmer des Grätzls.“
„Ich denke wir schaffen es mit unserem Konzept das Zielpublikum im Grätzl ganz gut anzusprechen. Hierzu kommen noch der Umstand, dass der Gastgarten Privatgrund ist und kein Schanigarten. Daher sind wir keinen strengen Reglementierungen und Vorschriften – wie der Schanigartenregelung – unterworfen, welche wir befolgen müssten. Aufgrund dessen können wir, denke ich, ein für Wiener Verhältnisse recht einzigartiges Gartenfeeling bieten. Die Grundidee dahinter ist zusätzlich auch dieses Wohnzimmerfeeling zu betonen – und da bin ich bin sehr froh, dass das bei den Leute derartig gut ankommt.“, sagt Wuits zufrieden.
Um diese Ausstrahlung und Atmosphäre beizubehalten, sei es auch beabsichtigt, keine regelmäßigen und großen Events zu veranstalten. „Unser Ziel ist es auch, dass die Gäste sich optimal unterhalten können und sich nicht durch Musikevents oder ähnliches (bei welchen dann auch Eintritt verlangt werden würde) abgeschreckt fühlen bei uns vorbei zu schauen.“
Auch der von Beginn an feststehende Gedanke, dem WerkzeugH per se den Charakter einer Projektionsfläche für Kunst zu verleihen ist weiterhin präsent: „Besonders der Garten ist ein Ständiges Kunstprojekt, welches einem ständigen Wandel unterworfen ist: Im Winter werden wir beispielsweise diesen räumen um Raum für Eisskulptur-Installationen zu schaffen.“
Kunst und Kultur wird im WerkzeugH eben groß geschrieben – und das seit 10 Jahren.
Die kulinarische Seite einer Werkzeugkiste
Natürlich ist neben dem wandelbaren Kunst- und Architekturkonzept auch noch ausreichend Platz für die kulinarische Linie des WerkzeugH’s: „Es gibt unsere Tageskarte. Dahinter steckt die Idee, dass es pro Tag zwei bis drei von Zeljko konzipierte Gerichte gibt – wir haben eben eine relativ kleine (aber dafür feine) Küche, welche uns leider nicht erlaubt in großem Stil zu kochen.“ Gekocht wird in der offenen Küche des Lokals unter der Prämisse „immer Frisch“ – in weiterer Folge bedeutet dies natürlich, dass eine platzverbrauchende Lagerung von Zutaten überflüssig ist (was in Anbetracht der begrenzten Kapazität der Küche zum Vorteil gereicht).
Eine weitere Besonderheit des WerkzeugH bildet auch die „Aktion Gratisessen“, welche ab Herbst wieder beginnt: „Einmal die Woche wird unangekündigt solange der Vorrat reicht einen Abend lang Gratisessen ausgegeben“, sagt Wuits und meint weiter: „Einerseits sehe ich das als Geschenk an unsere Gäste, welche eben gerade da sind. Andererseits haben wir mit dieser Aktion die Möglichkeit, neue Gerichte auszuprobieren.“
Bis 22:00 Uhr hat man die Option, die köstlichen und frisch gekochten Gerichte aus der Küche zu bestellen – danach wird Fingerfood wie Samosa und Currywurst – welche dem Berliner Original um nichts nachsteht – serviert.
Fotocredit: WerkzeugH